Erich Lackner (Ingenieurwissenschaftler)

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Erich Friedrich Michael Lackner (* 13. Mai 1913 in Himmelberg; † 2. Februar 1992[1] in Kärnten) war ein deutscher Ingenieurwissenschaftler für Grund- und Wasserbau österreichischer Herkunft. Er hatte lange Zeit eine führende Stellung im Hafen- und Wasserbau in Deutschland.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lackner machte 1931 das Abitur in Klagenfurt. 1932 trat er in den NS-Studentenbund und in die SA ein.[2] Er bekleidete den SA-Dienstgrad eines Rottenführers. 1936 wurde er in Deutschland eingebürgert. Nach seinem Studium und Examen an der TU Berlin trat Lackner 1937 in das ein Jahr zuvor gegründete Ingenieurbüro Agatz & Bock ein. Am 12. Februar 1941 heiratete er Ursula Ahlbrecht. Bei Agatz & Bock war Lackner bis 1943 Abteilungsleiter und bis zu seiner Promotion 1942 (Berechnung mehrfach gestützter Spundwände) zugleich Honorarassistent von Arnold Agatz an der TU Berlin. Als Juniorpartner des Ingenieurbüros war er von 1943 bis zum Kriegsende Bauleitender Ingenieur[3] der von der Organisation Todt beauftragten Erstellung des U-Boot-Bunkers Valentin, einer der größten Bunkeranlagen Europas. Befragt zu seiner gut bezahlten Bürotätigkeit und der Knochenarbeit der Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge auf der Baustelle sagte er 1981 in einem Radiointerview: „Die Arbeitsbedingungen waren für alle gleich.“[4]

Von 1945 bis 1947 war Lackner Abteilungsleiter in der „Civilian Engineering Section“ der US Hafenaufsicht. Schwerpunkt seiner Nachkriegstätigkeit war der Wiederaufbau der kriegszerstörten Häfen, zunehmend auch Auslandstätigkeiten. Nach seinem Patent für vorgespannte, verankerte Trogkörpersohlen von 1953 wurden u. a. Trockendocks in Alexandria und Karatschi gebaut.

Lackner war nach dem Krieg Juniorpartner und Abteilungsleiter im Ingenieurbüro von Agatz, das 1945 nach Bremen übersiedelte. 1971 wurde das Ingenieurbüro in Lackner, Kranz, Barth, Beratende Ingenieure umbenannt und hieß ab 1976 Lackner und Partner. 1997 wurde es von der Inros-Firmengruppe übernommen, seit 2004 Inros Lackner AG. Sie bearbeiteten weltweit zahlreiche Projekte besonders im Hafenbau. Für eine Auswahl von Projekten des Büros siehe den Artikel Arnold Agatz.

Von 1964 bis 1980 war Lackner ordentlicher Professor am Lehrstuhl für Grundbau, Bodenmechanik und Energiewasserbau der Universität Hannover sowie Direktor des Instituts für Grundbau und Bodenmechanik der Universität Hannover.[5] Lackner gab zahlreiche technisch-wissenschaftlich Veröffentlichungen in deutscher und englischer Sprache heraus.

1965 gründete Lackner die Erich-Lackner-Stiftung zur „Förderung begabter, bedürftiger in Kärnten geborener junger Leute“.[6]

Lackner war seit ihrer Gründung 1949 mehrere Jahrzehnte Vorsitzender des Arbeitsausschusses Ufereinfassungen der Hafenbautechnischen Gesellschaft und gab regelmäßig deren Empfehlungen heraus (EAU, erschienen bei Ernst u. Sohn). Er war auch noch in vielen weiteren Komitees, zum Beispiel stand er dem Untersuchungsausschuss vor, die 1976 den Dammbruch des Elbe-Seitenkanals untersuchten und im Ausschuss, der 1979 den Bruch im Main-Donau-Kanal untersuchte, den das Ingenieurbüro Lackner daraufhin auf ganzer Länge genau untersuchte.

Die Hafenbautechnische Gesellschaft e.V. (HTG) verleiht seit 1993 in zweijährlichem Rhythmus den nach ihm benannten Erich-Lackner-Förderpreis im Gesamtwert von 6000 € an junge Ingenieure. Mit diesem Preis sollen „herausragende Beiträge aus der Wissenschaft und aus der Praxis“[7] ausgezeichnet werden. Lackner war über viele Jahre Vorsitzender der HTG.

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Victor Rizkallah[8] (Herausgeber): Festschrift aus Anlaß des 75. Geburtstags von o. Prof. em. Dr. Ing. Dr. Ing. e.h. Erich Lackner, Mitteilungen des Instituts für Grundbau, Bodenmechanik und Energiewasserbau, Universität Hannover (IGBE), Nr. 22, 1988.
  • Rizkallah (Herausgeber): Beiträge zum Grundbau, zur Bodenmechanik und zum Energiewasserbau. Festschrift aus Anlaß des 65. Geburtstags von o. Prof. Dr. Ing. Erich Lackner, Hannover 1978.
  • Agatz, Lackner: Erfahrungen mit Grundbauwerken, Springer 1977.[9]
  • Lackner: Berechnung mehrfach gestützter Spundwände, Mitteilungen aus dem Gebiet des Wasserbaus und der Baugrundforschung, Heft 15, Berlin, Ernst und Sohn, 1944, 3. Auflage 1950 (Dissertation).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Nachruf in: Tragwerke:Theorie und Berechnungsmethoden statisch bestimmter Stabtragwerke, Springer-Verlag, S. 206
  2. Erich Lackner NS-Vergangenheit
  3. E. Lehmann: 100 Jahre schiffbautechnische Gesellschaft, Springer 1999, ISBN 3-540-64150-5, S. 214.
  4. http://www.denkort-bunker-valentin.de/geschichte/historisches-journal/beitraege/news/15-juni-1982-ortsbesichtigung-in-bremen-farge.html?tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&cHash=cb6172d23fa83d652674c2feb38f29f5 Denkort Bunker Valentin
  5. a b Kurzbiographie und Foto in: Catalogus Professorum, Festschrift zum 175-jährigen Bestehen der Universität Hannover: Georg Olms Verlag 2006, ISBN 3-487-13115-3, S. 286f.
  6. Verzeichnis der rechtsfähigen Stiftungen bürgerlichen Rechts mit Sitz in Bremen, Stand: 31. Oktober 2005.
  7. Homepage der HTG@1@2Vorlage:Toter Link/www.htg-online.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  8. Einer von Lackners Nachfolgern als Professor an der Universität Hannover
  9. Das Buch ging als wesentlich erweiterte Neubearbeitung aus dem Buch von Agatz Der Kampf des Ingenieurs gegen Erde und Wasser im Grundbau hervor. In dem Buch werden zahlreiche Wasserbau und Grundbau Projekte überwiegend aus der eigenen Tätigkeit von Agatz und Lackner detailliert behandelt.