Turmruine Erlkron

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Erlkron)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Die Ruine Erlkron im Jahr 2015. Die ursprünglich vorhandenen Burgzinnen blieben nicht erhalten.
Turmruine Erlkron, um 1910

Die Turmruine Erlkron (auch kurz: Erlkron)[1][2] in Glücksburg bei Flensburg in der Schwennaustraße 46,[3] ist eine alte Kunstruine, die zu den Kulturdenkmalen von Glücksburg gehört.[4]

Errichtung und Benennung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als zum Ende des 19. Jahrhunderts letzte Reste der Duburg-Ruine im benachbarten Flensburg abgebrochen wurden, erwarb der romantisch veranlagte Glücksburger Heinrich Haß einige der handgefertigten Steine. Der ehemalige Einjährigfreiwillige des Deutsch-Französischen Krieges (1870–1871) errichtete im Jahr 1900 in seinem Garten auf einem Hügel am Schwenautal aus den Steinen die künstliche Ruine eines mittelalterlich wirkenden Burgturmes, mit auf unterschiedlicher Höhe angeordneten, spitzbogigen Fensteröffnungen und Söller in gotischer Art.[5][6][7]

Die Burgturmruine erhielt den Namen „Erlkron“. Es ist unklar, wie es zu dieser Benennung kam. Sie könnte mit den im Schwennautal verbreiteten Erlen-Bruchwäldern zusammenhängen.[8] Der Name lässt aber auch Assoziationen zur Ballade Erlkönig zu, dessen Stoff aus dem Dänischen übernommen wurde. Das dänische Wort „elletræ“ bedeutet Erle beziehungsweise wörtlich übersetzt „Erlenbaum“.[9][10] Das dänische Wort „elle“ bezeichnet zudem einen Elf. Die kryptische deutsche Übertragung „Erlkönig“ vom dänischen Wort „ellekonge“ bedeutet daher „Elfenkönig“.[11] Beim Wort „Kron“ könnte, wie in der Ballade Erlenkönig, das Wort Krone gemeint sein.[12] Es existieren verschiedene Burgen und Schlösser, deren Namen mit Kron- beginnen, beispielsweise die Ruine Burg Kronburg in Österreich, wie auch das Schloss Kronborg in Dänemark.

Entwicklungen nach dem Bau

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Ruine von oberhalb des Schwennautales (2015)

Die Turmruine entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einer nur mäßig bekannten Sehenswürdigkeit von Glücksburg.[13][14] In Glücksburg steht bis heute primär das Schloss Glücksburg im Zentrum des Tourismus. Die Turmruine schaffte es dennoch schon in der Vergangenheit auf eine Ansichtskarte.[15]

1960 erwarb die Familie Zellermann das Grundstück mit dem Bauwerk.[16] Ein Architekt riet Jürgen Zellermann den Turm zu „sprengen“, es stehe auf dem schönsten Bauplatz,[17] Der aus Berlin stammende Künstler erhielt den Turm und baute sein modernes Wohnhaus daneben (Lage).[18][19] Die Familie stellte die Gartenstruktur und die Ruine wieder her. Der Überrest des Landschaftsgartens und der Burgturm kamen unter Denkmalschutz.[20][21] Das neu errichtete Wohnhaus ist heute von Clematis und Efeu bewachsen und von großen Bäumen umgeben, so dass es sich in den Landschaftspark einpasst, in dem einige alte Obstbäume stehen.[22]

Um 2000 sackte das massive Mauerwerk der Turmruine ab und wurde nach Anweisungen des Denkmalschutzes restauriert.[23] Die ursprünglich vorhandenen Burgzinnen des Turmes wurden bei der Restaurierung nicht wieder hergestellt.[24]

Heutige Nutzung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Blick vom Park bei der Ruine Erlkron (2004)

Um 2009 ermöglichte die Besitzerin Helga Windt, die mittlerweile verstorbene Lebensgefährtin von Jürgen Zellermann, in Absprache den Besuch der Ruine.[25][26] Im August 2009 stellte Carola Rasmussen, Expertin für afrikanische Kunst, Steinskulpturen aus Simbabwe im Landschaftsgarten aus. Es sollte dies das letzte Mal sein, dass sie eine ihrer traditionellen Ausstellungen mit Kunst aus Afrika in Glücksburg präsentierte.[27] Zum Tag des offenen Denkmals 2009, im September des Jahres, besuchten hunderte Menschen das kleine Anwesen am Schwennautal. Zu diesem Anlass waren Gemälde von Jürgen Zellermann im Turmzimmer der Ruine ausgestellt. Im Garten standen zu dieser Zeit noch die afrikanischen Skulpturen.[28] Die 1932 geborene Helga Windt war Biologin. Sie verstarb im Jahr 2014.[29][30]

Vermutlich kann die Ruine auch weiterhin in Absprache besucht werden.[31] Die auf einem Hügel thronende Ruine Erlkron dient auch als Aussichtsturm über das darunterliegende Schwennautal. Zum einen existiert eine besteigbare Aussichtsplattform vor dem Turm und zum anderen existiert das Turmzimmer zum Verweilen, aus dem bei gutem Wetter die in der Flensburger Förde liegenden Ochseninseln zu sehen sind.[32][33] Des Weiteren befindet sich im Wohnhaus bei der Ruine eine Ferienwohnung.[34] Der benachbarte Campingplatz Schwennau wurde 2016 geschlossen. Von dessen noch vorhandener Brücke ist die Ruine gut in naher Ferne erkennbar.[35]

Commons: Erlkron – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 54° 50′ 45″ N, 9° 32′ 25″ O

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Ferien-Landpartie. Am Wegesrand. Turmruine Erlkron, Glücksburg (PDF) (Memento vom 3. Februar 2017 im Internet Archive), vom: 31. Juli 2014; abgerufen am: 4. Februar 2017
  2. Flensburger Tageblatt: Eine romantische Ruine und ein verwunschener Garten, vom: 14. September 2009; abgerufen am: 4. Februar 2017
  3. Belocal. Glücksburg, Sehenswürdigkeit, Turmruine "Erlkron (Memento vom 12. März 2017 im Internet Archive), abgerufen am: 4. Februar 2017
  4. Liste der Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein - Kreis Schleswig-Flensburg
  5. Fritz Kruse: Glücksburg in alten Ansichten. Band 1, Nr. 31; abgerufen am: 4. Februar 2017
  6. Belocal. Glücksburg, Sehenswürdigkeit, Turmruine "Erlkron" (Memento vom 12. März 2017 im Internet Archive) beziehungsweise PDF der Seite (Memento vom 12. März 2017 im Internet Archive), abgerufen am: 4. Februar 2017
  7. Flensburger Tageblatt: Eine romantische Ruine und ein verwunschener Garten, vom: 14. September 2009; abgerufen am: 4. Februar 2017
  8. Hildebrandt: Bericht des Landesamtes für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein, Biotopkartierung 1996
  9. Politikens Tysk Pocket Ordbog. Norwegen 2005, 2. Auflage, Artikel: Erle und Langenscheidts Taschenwörterbuch. Erster Teil. Dänisch-Deutsch. 1956, Artikel: Erle
  10. Vgl. Duden.de. Wörterbuch, Eintrag: Eller; abgerufen am: 4. Februar 2017
  11. Vgl. Duden.de. Wörterbuch, Eintrag: Erlkönig; abgerufen am: 4. Februar 2017
  12. Das Wort Krone hat neben der Bedeutung Königskrone auch die Bedeutung Baumkrone usw., Vgl. Duden.de. Wörterbuch, Eintrag: Krone; abgerufen am: 4. Februar 2017
  13. Belocal. Glücksburg, Sehenswürdigkeit, Turmruine "Erlkron" (Memento vom 12. März 2017 im Internet Archive) beziehungsweise PDF der Seite (Memento vom 12. März 2017 im Internet Archive), abgerufen am: 4. Februar 2017
  14. Glücksburg Ostsee, Edutainment in und um Glücksburg. Turmruine "Erlkron" in Glücksburg, abgerufen am: 4. Februar 2017
  15. Vgl. Ansichtskarte: Ostseebad Glücksburg, Ruine Erlkron im Schwenauthal (Memento vom 12. März 2017 im Internet Archive), abgerufen am: 4. Februar 2017
  16. Belocal. Glücksburg, Sehenswürdigkeit, Turmruine "Erlkron" (Memento vom 12. März 2017 im Internet Archive) beziehungsweise PDF der Seite (Memento vom 12. März 2017 im Internet Archive), abgerufen am: 4. Februar 2017
  17. Flensburger Tageblatt: Eine romantische Ruine und ein verwunschener Garten, vom: 14. September 2009; abgerufen am: 4. Februar 2017
  18. Vgl. Bild der Ruine rechts und Wohnhaus links, abgerufen am: 4. Februar 2017
  19. Flensburger Tageblatt: Eine romantische Ruine und ein verwunschener Garten, vom: 14. September 2009; abgerufen am: 4. Februar 2017
  20. Belocal. Glücksburg, Sehenswürdigkeit, Turmruine "Erlkron" (Memento vom 12. März 2017 im Internet Archive) beziehungsweise PDF der Seite (Memento vom 12. März 2017 im Internet Archive), abgerufen am: 4. Februar 2017
  21. Liste der Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein - Kreis Schleswig-Flensburg
  22. Flensburger Tageblatt: Eine romantische Ruine und ein verwunschener Garten, vom: 14. September 2009; abgerufen am: 4. Februar 2017
  23. Flensburger Tageblatt: Eine romantische Ruine und ein verwunschener Garten, vom: 14. September 2009; abgerufen am: 4. Februar 2017
  24. Vgl. Ansichtskarte: Ostseebad Glücksburg, Ruine Erlkron im Schwenauthal (Memento vom 12. März 2017 im Internet Archive), abgerufen am: 4. Februar 2017
  25. Flensburger Tageblatt: Eine romantische Ruine und ein verwunschener Garten, vom: 14. September 2009; abgerufen am: 4. Februar 2017
  26. Ferien-Landpartie. Am Wegesrand. Turmruine Erlkron, Glücksburg (PDF) (Memento vom 3. Februar 2017 im Internet Archive), vom: 31. Juli 2014; abgerufen am: 4. Februar 2017
  27. Flensburger Tageblatt: Kunst-Botschafterin mit Sehnsucht nach Afrika, vom: 22. August 2009; abgerufen am: 4. Februar 2017
  28. Flensburger Tageblatt: Eine romantische Ruine und ein verwunschener Garten, vom: 14. September 2009; abgerufen am: 4. Februar 2017
  29. Flensburger Tageblatt: Eine romantische Ruine und ein verwunschener Garten, vom: 14. September 2009; abgerufen am: 4. Februar 2017
  30. sh:z: Helga Windt: Traueranzeige, vom: 15. November 2014; abgerufen am: 4. Februar 2017
  31. Vgl. Belocal. Glücksburg, Sehenswürdigkeit, Turmruine "Erlkron (Memento vom 12. März 2017 im Internet Archive), abgerufen am: 4. Februar 2017
  32. Belocal. Glücksburg, Sehenswürdigkeit, Turmruine "Erlkron" (Memento vom 12. März 2017 im Internet Archive) beziehungsweise PDF der Seite (Memento vom 12. März 2017 im Internet Archive), abgerufen am: 4. Februar 2017
  33. Flensburger Tageblatt: Eine romantische Ruine und ein verwunschener Garten, vom: 14. September 2009; abgerufen am: 4. Februar 2017
  34. Ferienwohnung Erlkron, abgerufen am: 4. Februar 2017
  35. Vgl. Flensburger Tageblatt: Schwennau: Dauerzoff um Campingplatz, vom: 22. Mai 2015 sowie Flensburger Tageblatt: Früheres Ferienheim in Glücksburg: Schwennauhof: Jetzt geht es los mit dem Abriss, vom: 9. März 2016; jeweils abgerufen am: 6. Februar 2017