Finck von Finckenstein
Die Reichsgrafen und Grafen Finck von Finckenstein sind ein deutsches Adelsgeschlecht, das dem Uradel Preußens entstammt und im Königreich Preußen eine wichtige Rolle gespielt hat.
Geschichte
Ursprung
Mit Nicze von Roghusen soll 1388 der erste Vertreter dieser Familie urkundlich auf Roggenhausen in Ostpreußen auftreten.[1] Soweit diese Person urkundlich gesichert ist, so unsicher ist die Zuordnung zur Familie von Finckenstein. Nikolaus Roghusen wurde bereits als 1375 und als dominus Nycolaus Roghusen 1393 in Marienwerder erwähnt. Die von Roghusen haben wohl ihren Ursprung in der Familie von Rockhausen. Unter seinem heutigen Namen erscheint das Geschlecht erst 1451 urkundlich mit Michael Fincke,[2] der 1474 Finck von Roggenhausen genannt wird. 1710 wird die Familie als Finck von Finckenstein in den Reichsgrafenstand erhoben.
Eine alte durch das Finckensteinsche Reichsgrafen-Diplom von 1710 festgelegte Überlieferung weist auf die in Kärnten gelegene, heute zerfallene Burgruine Finkenstein als die Wiege des Geschlechts Finck von Finckenstein. Hiernach erscheint das Geschlecht erstmals 1143 mit Gotwold von Finkenstein, Herr auf Finkenstein in Kärnten.
Besitzungen
Die Familie war in Ostpreußen auf Gilgenburg, Schönberg, Deutsch-Eylau, Raudnitz, Herzogswalde und Stradem reich begütert, später dort auch auf Jäskendorf, Rossitten, Simnau und Schloss Finckenstein.
In der Mark Brandenburg wurden Kossar, Drehnow, Madlitz, Reitwein, Trebichow, Trossin (Neumark) und Ziebingen zu bekannten Sitzen der Familie. Weitere Besitzungen gab es in Niederschlesien mit Triebusch.
Wappen
Das Stammwappen zeigt auf blauem Grund zwei voneinander abgewendete goldene Halbmonde, überhöht von einem goldenen Stern. Auf dem Helm mit blau-goldenen Decken die Halbmonde und der Stern. Familienspruch: „Sub Utraque Duce“ (unter der Führung jeder von beiden); „unter der Führung beider Halbmonde wollen wir in guten und bösen Zeiten zusammenstehen“.
Persönlichkeiten
Die Finckensteins stellten unter anderem viele bedeutende preußische Offiziere, Minister, Regierungsbeamte und Mitglieder des Preußischen Herrenhauses:
- Ernst Graf Finck von Finckenstein (1633–1717), kurfürstlich preußischer Kammerherr, Legationsrat und General-Adjutant; Erbherr von Stadt und Schloss Gilgenburg, Erbamtshauptmann zu Deutsch-Eylau und Schönberg, genannt „der reiche Schäfer“
- Ernst Friedrich Graf Finck von Finckenstein (1698–1753), königlich preußischer Kriegs- und Etatsminister, Oberburggraf und Präsident des Pupillenkollegiums, Chef der Königsberger Akademie
- Katharina Dorothea Gräfin Finck von Finckenstein (1700–1728), Ahnherrin kaiserlicher und königlicher Familien Europas
- Albrecht Konrad Graf Finck von Finckenstein (1660–1735), königlich preußischer Generalfeldmarschall, Prinzenerzieher, Erbherr auf Finckenstein in Ostpreußen
- Friedrich Ludwig Graf Finck von Finckenstein (1709–1785), königlich preußischer Generalleutnant
- Karl Friedrich Ludwig Albrecht Graf Finck von Finckenstein (1743–1803), königlich preußischer Etats- und Justizminister, Kanzler und Chef der Ostpreußischen Regierung
- Karl Wilhelm Graf Finck von Finckenstein (1714–1800), königlich preußischer Staats-, Außen-, Kriegs-, und Kabinettsminister
- Friedrich Ludwig Karl Graf Finck von Finckenstein (1745–1818), Präsident der Neumärkischen Regierung
- Friedrich Ludwig Graf Finck von Finckenstein (1709–1785), königlich preußischer Generalleutnant
- Wilhelm Karl Leopold Graf Finck von Finckenstein (1792–1877), königlich preußischer Generalleutnant
- Karl Bonaventura Graf Finck von Finckenstein (1794–1865), Obermarschall im Königreich Preußen und Mitglied des Preußischen Herrenhauses
- Ottfried Graf von Finckenstein (1901–1987), deutscher Schriftsteller und Übersetzer
- Bonaventura Graf Finck von Finckenstein (1872–1950), Fideikomißherr von Jäskendorf
- Karl August Graf Finck von Finckenstein (1835–1915), General der Infanterie und kommandierender General des I.A.-K.
- Wilhelm Heinrich Karl Graf Finck von Finckenstein (1850–1899), Kammerherr König Wilhelms II., Mitglied des Preußischen Herrenhauses
- Albrecht Alexander Otto Graf Finck von Finckenstein (1859–1936), Generalmajor
- Konrad Wilhelm Gustav Graf Finck von Finckenstein (* 1862), Generalmajor
- Bernhard Gustav Wilhelm Graf Finck von Finckenstein (1863–1945), Generalleutnant
- Eva Gräfin Finck von Finckenstein, geb. Schubring (1903–1994), deutsche Politikerin (GB/BHE, ab 1956 CDU)
- Björn von Finckenstein (* 1958), namibischer Politiker
- Günther Reichsgraf Finck von Finckenstein (1852–1923) Mitglied des Preußischen Herrenhauses, Deichhauptmann (1888–1918) im Oderbruch
- Rudolf Graf Finck von Finckenstein (1813–1886), Fideikomißherr von Reitwein
- Heinrich Graf Fink von Finkenstein (1894–1984), Reichstagsabgeordneter 1938 bis 1945
- Karl Graf Finck von Finckenstein (1933- ), emeritierter Professor für Mathematik der TU-Darmstadt
Einzelnachweise
Literatur
- Familiengeschichte des Gräflich Finck von Finckensteinschen Geschlechts. Gyldendal’scher Verlag, Berlin 1920.
- Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band III, Band 61 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1975, ISSN 0435-2408
- Gräfliche Häuser Band XIV. In: Genealogisches Handbuch des Adels. Band 105. C. A. Starke Verlag, 1993, ISSN 0435-2408.
- Gräfliche Häuser Band XIV. In: Genealogisches Handbuch des Adels. Band 146. C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 2009, ISBN 978-3-7980-0846-5.
- Günter de Bruyn: Die Finckensteins. Eine Familie im Dienste Preußens. Siedler Verlag, Berlin 1999, ISBN 3-88680-613-8.
- Preußisches Urkundenbuch, Regesten und Texte zur Geschichte Preußens und des Deutschen Ordens
- Untersuchungen über das Stammland der Grafen Fick von Finkenstein, von G.A.v.Mülverstedt, S183ff, in Preussische Provinzialblätter 1834
- Die Sippe Rockhausen, Ernst Rieger, Artur Rockhausen, Johannes Webers, Eigenverlag, 1995