Die Blumen von Shanghai

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Film
Titel Die Blumen von Shanghai
Originaltitel 海上花
Transkription Hai shang hua
Produktionsland Taiwan,
Japan
Originalsprache Kantonesisch,
Shanghaiisch
Erscheinungsjahr 1998
Länge 113 Minuten
Stab
Regie Hou Hsiao-Hsien
Drehbuch Eileen Chang (Übersetzung),
T'ien-wen Chu,
Bangqing Han (Vorlage)
Produktion Shozo Ichiyama,
Teng-Kuei Yang
Musik Yoshihiro Hanno,
Du-Che Tu
Kamera Mark Lee Ping-bin
Schnitt Ching-Song Liao
Besetzung

Die Blumen von Shanghai (Originaltitel: chinesisch 海上花, Pinyin Hāishànghuā, Jyutping Hoi2soeng6faa1; internationaler Titel: Flowers of Shanghai) ist ein taiwanisch-japanisches Filmmelodram aus dem Jahr 1998 von Regisseur Hou Hsiao-Hsien nach der Vorlage The Sing-Song Girls of Shanghai (1894) von Han Bangqing (Übersetzung Eileen Chang und Eva Hung)[2]. Nicht unüblich für den Regisseur zeichnet sich der Film durch weitestgehendes Fehlen einer äußeren Handlung aus, je nach Sichtweise.

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In vier engen, aber eleganten Flower Houses im Shanghai des ausgehenden 19. Jahrhunderts (Qing-Dynastie) werden mehrere Dramen und Schicksale in Andeutungen (und auch Lügen und Beschönigungen) beschrieben. Die Handlung ist eingebettet zwischen vier Trinkgelagen und Banketten der zumeist lebensälteren Meister, nur im dunklen Gelb des Kerzenlichts. Zubereitung und Genuss von Opium und Tee steht im Mittelpunkt des Geschäftsbetriebes. Zwischentitel klären auf, dass Crimson nach Huifang, Pearl nach Gongyang, Emerald nach Shangren und Jasmin nach East Hexing gehört.

Die Beziehungen der reichen Herren zu den Konkubinen sind langjährige Verpflichtungen und teils monogam geführt. Die Einrichtung der Häuser, alle Kleidung und persönliches Hab und Gut sind Geschenke. Das Leben der anmutigen, wohlerzogenen Mädchen, die jung gekauft wurden, gleicht in mancher Hinsicht einem Leben in Leibeigenschaft oder Sklaverei. Die Beziehung zu ihren eigenen Patroninnen ist persönlich, vertraulich und dabei ganz unterschiedlich beschaffen. Der beklemmenden gesellschaftlichen Konventionen wegen träumen sie davon, ihre Schulden abzubezahlen, oder sich in die Freiheit und einen höheren Stand zu heiraten.

Der schweigsame Meister Wang lässt nach (angeblich) 2½ Jahren die Kurtisane Crimson fallen zugunsten von Jasmin, für die er innerhalb von nur 10 Tagen Feuer und Flamme war. Dabei bietet er an, Crimsons Schulden zu begleichen. Wang sieht sich in mehrfachen Bindungen und zwischen verhärtenden Fronten. Die Abhängigkeiten stellen sich als beidseitig heraus.

Crimson hat nur noch Meister Wang als Kunden und muss von dem Geld ihre gesamte Familie versorgen. Emerald war als Kind einstmals 100 Dollar wert. Meister Luo will sie freikaufen. Die Prostituierte Silver Phoenix wird von ihrer Ziehmutter misshandelt. Meister Wang hat volltrunken einen Wutanfall, als er herausfindet, dass Crimson fremdgeht. Ein Vertrag über Emerald wird aufgesetzt, und ein Notar kommt das Inventar protokollieren. Angeblich schlägt Wang Jasmin, die angeblich einen Selbstmordversuch begeht. Jade versucht, ihren Kunden, mit dem sie sich ewige Liebe geschworen hatte, zu vergiften. Für sie arrangiert man daraufhin eine Ehe. Der Film endet damit, dass Crimson und ein Schauspieler, mit dem sie eine Affäre hat, in trauter Zweisamkeit zusammen sind und sie ihm liebevoll eine Pfeife vorbereitet. Damit handelt sie gegen ihre eigene Aussage, denn sie hatte Wang erzählt, dass sie den Schauspieler dazu gebracht habe, sich die Pfeife selbst zu stopfen.

Kritiken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„mehrfaches Ansehen und unmögliche Geduld sind vonnöten […] Alle Szenen scheinen nur von Kerzen und Öllampen erleuchtet […] Obwohl wir das Freudenhaus nicht verlassen, gibt es nie auch nur eine Andeutung von Sexualität oder auch nur Leidenschaft […] Eine einzige Musikfolge liegt wieder und wieder unter dem ganzen Film […] Ich kann die unglaubliche Schönheit dieses Films gar nicht genug betonen“

Jeffrey M. Anderson: Combustible Celluloid[3]

„Statische und öde Story in einem Bordell in Shanghai von 1880. Die Kameraarbeit ist minimal, also ein Bühnenstück, wo sich die Aktionen fast ausschließlich abseits der Bühne zutragen. […] Sehr niederschmetternd. […] Überhaupt nur in zwei Szenen passiert etwas außer Dialog“

Mark R. Leeper: Internet Movie Database[4]

„Ich dachte […] ich wäre in eine andere Welt transportiert (ich bin mir bewusst, dass das schrecklich klischeehaft klingt, aber mir fällt kein anderer Regisseur ein, der in diesem Maße dieses Gefühl hervorruft.) Flowers of Shanghai ist möglicherweise nicht Hous bester Film […] aber vielleicht sein schönster. […] sehr empfohlen“

Moviemartyr.com[5]

„grenzwertig komatös (borderline comatose)“

Lovehkfilm.com[6]

„der Raum fühlt sich zuweilen an, als könne er in jede Richtung springen […] Das ist etwas Neues im Film (It's something new in cinema)“

Kent Jones: Filmlinc.com[7]

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von den Blenden der 37 Szenen abgesehen, gibt es keinen einzigen Schnitt im Film.[8]Ordnung und Stil sind Bedeutung und Handlung gegenüber privilegiert […] ein unpersönlicher Stil, der auch nichts mit Thema oder Anliegen der Handlung zu tun hat“ führt Colin Burnett aus, und: „die verschiedenen Räume und Enklaven verlieren ihre Unterscheidbarkeit […] Herausfinden, wo wir sind, ist das Spiel, zu dem Hous Film uns auffordert.“[8] Der Film spielt ausschließlich in Innenräumen, selbst die Sonne ist nur zu ahnen.

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Internationale Filmfestspiele von Cannes 1998

Asia-Pacific Film Festival 1998

  • Preis in der Kategorie Best Director für Hou Hsiao-Hsien
  • Preis in der Kategorie Best Art Director für Huang Wen-Ying

Kerala International Film Festival 1999

  • Golden Crow Pheasant für Hou Hsiao-Hsien

Der Film wurde zur 71. Oscarverleihung vorgeschlagen, nahm aber nicht am Wettbewerb teil.[9][10]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. The Flowers of Shanghai (1998). In: movies.nytimes.com. The New York Times, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Dezember 2015; abgerufen am 27. März 2023 (englisch).
  2. vgl. The Sing-Song Girls of Shanghai. In: newyorker.com. The New Yorker, 26. Dezember 2005, abgerufen am 29. September 2008 (englisch).
  3. Jeffrey M. Anderson: Flowers of Shanghai (1998). In: combustiblecelluloid.com. Combustible Celluloid, abgerufen am 28. September 2008 (englisch): „multiple viewings and incredible patience are necessary. […] Each scene seems to be lit entirely by candles and oil lamps […] Even though we never leave the brothel, there is never any hint of sex or even passion […] A single strain of music is repeated over and over throughout the film […] I cannot stress enough the incredible beauty of this movie“
  4. Mark R. Leeper: Hai shang hua (1998). In: rec.arts.movies.reviews. IMDb.com, Inc., 1998, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 27. März 2023 (englisch, Ursprungslink unauffindbar im Internet Archive): „Static and dull story set in Shanghai brothels of the 1880s. The camerawork of this film is minimal and we basically have a stage play in which almost all of the action is offstage. […] Very downbeat. […] Only two scenes have any action beyond talk […]“
  5. Jeremy Heilman: Flowers of Shanghai (Hou Hsiao-hsien) 1997. In: moviemartyr.com. Oktober 2001, abgerufen am 28. September 2008 (englisch): „I feel […] that I was transported into another world (I realize this is a huge cliché, but I can think of no other director that evokes this feeling so well.) Flowers of Shanghai probably isn't Hou's best film, […] but perhaps it is his prettiest. […] highly recommended“
  6. Flowers of Shanghai. In: Lovehkfilm.com. Love HK Film, abgerufen am 28. September 2008 (englisch).
  7. Kent Jones: Cinema With a Roof Over its Head – kent jones on the latterday films of hou hsiao-hsien. In: filmlinc.com. 1999, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 23. Juli 2008; abgerufen am 27. September 2008 (englisch, Film Comment): „space at times feels as if it could spring into any direction. […] It's something new in cinema“
  8. a b Burnett, siehe Weblinks: „order and style are privileged over meaning and plot. […] impersonal style unmotivated by theme or by demands of the plot. […] the various rooms and enclaves lose their distinctiveness […] Locating where we are is a game that Hou's film asks us to play.“ Er bezieht ihn auf Robert Bresson.
  9. Kirk Honeycutt: 45 Nations Vying For Oscar 45 Nations Vying For Oscar / Number Of Foreign-language Entries Ties… The Hollywood Reporter. In: AllBusiness.com. 24. November 1998, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 8. Oktober 2012; abgerufen am 27. März 2023 (englisch, Ursprungslink unauffindbar im Internet Archive).
  10. John Pavlik: 45 Countries Submit Films for Oscar® Consideration. In: oscars.org. Academy of Motion Picture Arts and Sciences, 19. November 1998, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 19. Februar 1999; abgerufen am 27. März 2023 (englisch): „[…] Switzerland, "La Guerre dans le Haut Pays," Francis Reusser; Taiwan, "Flowers of Shanghai," Hou Hsiao-Hsien; Thailand, "Who Is Running?," Oxide Pang Chun; […]“