Franz-von-Assisi-Kirche (Wien)

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Die Kirche von der Reichsbrücke aus gesehen
Die Kirche von Süden vor den Hochbauten in Kaisermühlen

Die Kirche zum heiligen Franz von Assisi (auch: Kaiserjubiläumskirche oder umgangssprachlich Mexikokirche) ist eine von 1898 bis 1910 erbaute und 1913 geweihte römisch-katholische Pfarrkirche am Mexikoplatz im 2. Wiener Gemeindebezirk Leopoldstadt.

Lage und Umgebung

Der Platz hieß zur Bauzeit Erzherzog-Karl-Platz, die benachbarte zweispurige, von der Straßenbahn mitbenützte Donaubrücke Kronprinz-Rudolph-Brücke, das frei in einer Grünanlage stehende Gotteshaus Kaiser-Franz-Joseph-Jubiläumskirche, weil der Bau aus Anlass des 1898 gefeierten 50-Jahre-Jubiläums der Regierung Kaiser Franz Josephs I. erfolgte. Die Kirche ist heute umrahmt vom Mexikopark.

Die Kirche ist mit der U-Bahn-Linie U1 von der Station Vorgartenstraße aus leicht zu erreichen; um sich ihr über die Brücke zu nähern, wählt man die Station Donauinsel.

Architektur

Köln - Groß St. Martin als architektonisches Vorbild der Franz-von-Assisi-Kirche

Der Kirchenbau entstand nach einem Wettbewerbsentwurf des Architekten Victor Luntz (1840–1903) im rheinisch-romanischen Stil und orientiert sich in der Gestaltung der architektonischen Kubatur und der Positionierung zur Flusslandschaft stark an der Architektur der Kölner Kirche Groß St. Martin. Nach Luntz’ Tod übernahm und vollendete Architekt August Kirstein (1856–1939) das Projekt. Der vierjochige basilikaartige Backsteinbau wurde, da die Kirche auch – was später unterblieb – als Garnisonkirche dienen sollte, groß und massig angelegt, die drei massiven Türme sind mit roten Dachziegeln gedeckt und weithin sichtbar.

Die Weihe der noch nicht vollendeten Jubiläumskirche erfolgte erst am 2. November 1913 und wurde von Fürsterzbischof Friedrich Gustav Piffl (1864–1932) im Beisein von Kaiser Franz Josef I., des Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand, des Bürgermeisters von Wien, Richard Weiskirchner, sowie des Präsidenten des Kirchenbaukomitees, Fürst Carlos Clary und Aldringen (1844–1920), vollzogen.[1]

Orgel

Die Orgel wurde 1940 von den Orgelbauern Gebrüder Rieger erbaut. Das Taschenladen-Instrument hat 56 Register auf drei Manualen und Pedal. Die Spiel- und Registertrakturen sind elektropneumatisch.[2]

I Hauptwerk C–g3
Prinzipal 16’
Prinzipal major 8’
Hohlflöte 8’
Gedacktpommer 8’
Viola di Gamba 8’
Oktave 4’
Kupferflöte 4’
Oktavin 2’
Nachthorn 2’
Quinte 22/3
Groß-Mixtur VII
Mixtur IV
Bombarde 16’
Tuba 8’
II Positiv C–g3
Liebl.Gedackt 16’
Prinzipal 8’
Rohrflöte 8’
Salicional 8’
Kl. Prinzipal 4’
Gemshorn 4’
Blockflöte 2’
Schwiegel 1’
Sesquialtera II 22/3
Scharff V
Dulcian 16’
Krummhorn 8’
Regal 4’
Tremolo
III Schwellwerk C–g3
Harfenprinzipal 8’
Zartflöte 8’
Schwebung II 8’
Rohrquintade 4’
Querflöte 4’
Prinzipal 2’
Flautino 1’
Nassat 22/3
Terzflöte 13/5
Kleinquinte 11/3
Septime 11/7
Terz-Zimbel III
Trompete 8’
Vox humana 8’
Tremolo
Pedalwerk C–f1
Untersatz 32’
Prinzipalbass 16’
Subbass 16’
Zartbass 16’
Oktavbass 8’
Gedacktbass 8’
Choralbass 4’
Nachthorn 2’
Hintersatz VI
Posaune 16’
Dulzian 16’
Basstrompete 8’
Krummhorn 8’
Klarine 4’
Regal 2’

Elisabethkapelle

Die im Jugendstil eingerichtete Elisabethkapelle.

Die Kapelle befindet sich im linken Seitenschiff der Kirche neben dem Chor. Sie ist 13,5 Meter hoch und hat einen Durchmesser von rund zehn Metern. Das Kapellen-Oktogon ist der (Pfalzkapelle) im Aachener Dom nachempfunden, welche dem Vorbild der Capella Palatina in Palermo folgt.

Da 1898, im Jahr des Baubeginns der Kirche, der italienische Anarchist Luigi Lucheni die Gattin von Kaiser Franz Joseph I. in Genf ermordet hatte, wurde in der Kirche die mit Goldmosaiken geschmückte Elisabeth-Kapelle eingerichtet. Sie wurde durch separate Spenden des Roten Kreuzes finanziert, weil Kaiserin Elisabeth die erste Protektorin des Roten Kreuzes war.

Wegen des hohen Spendenergebnisses von 348.348 Kronen wurde die Kapelle anstatt mit Freskogemälden mit Mosaikbildern ausgeschmückt und die Wandverkleidung anstatt in Stuck in Marmor ausgeführt. Die Mosaikentwürfe stammen von Carl Ederer.[3] An der Wölbung des Altarraumes befindet sich ein kolossales Mosaik der heiligen Elisabeth von Thüringen.[4]

Die Kapelle wurde 1907 fertiggestellt und am 10. Juni 1908 feierlich geweiht. Kaiser Franz Josef I. besichtigte aus Anlass der Kirchweihe am 2. November 1913 erstmals die Gedächtniskapelle, wo ihm Theodor Charlemont (1859–1938), Gestalter des Reliefs von Kaiserin Elisabeth, sowie Franz Seifert (1866–1951), Schöpfer der Herz-Jesu-Statue, vorgestellt wurden.[1]

Kirchliches Leben

Die Kirche wird seit 1917 vom Trinitarier-Orden betreut. Seit damals ist sie auch Pfarrkirche. Seit den 1980er Jahren wird sie von Pater Mario Maggi geleitet.[5]

Bildgalerie

Literatur

  • Felix Czeike: Wiener Bezirkskulturführer: II. Leopoldstadt, Jugend und Volk, Wien 1980 (ISBN 3-7141-6225-9 bzw. 3-7141-0488-7). S. 28 f.
  • Felix Czeike (Hrsg.): Historisches Lexikon Wien, Band 2, Kremayr & Scheriau, Wien 1993 (ISBN 3-218-00544-2). S. 375 f.
  • Liselotte Schwab: Hommage an eine ermordete Kaiserin: Die Elisabeth-Kapelle in der Kaiser-Franz-Josef-Jubiläumskirche in Wien II., Mexikoplatz. Diplomarbeit. Universität Wien, Wien 2009, OBV. – Volltext online (PDF; 126 MB).

Weblinks

Commons: Franz-von-Assisi-Kirche (Wien) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Einweihung der Kaiser-Jubiläumskirche in der Donaustadt. In: Neue Freie Presse, Nachmittagblatt, Nr. 17671/1913, 3. November 1913, S. 8, oben rechts. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nfp
  2. Informationen zur Orgel (PDF; 2,2 MB)
  3. Liselotte Schwab: Hommage an eine ermordete Kaiserin: Die Elisabeth-Kapelle in der Kaiser-Franz-Josef-Jubiläumskirche in Wien II., Mexikoplatz, Seite 102; Diplomica Verlag, Hamburg 2010, ISBN 9783836690157
  4. Pfarre Donaustadt Mexikoplatz: Die Kaiserin Elisabeth Kapelle; abgerufen am 9. März 2012
  5. ziel2wien.at - Mario Maggi, katholischer Priester der Pfarre Mexikoplatz

Koordinaten: 48° 13′ 27″ N, 16° 24′ 18″ O