Gambseiche

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Die Gambseiche im Dieburger Forst im März 2017
Wegweiser zum ND am Waldweg von Altheim nach Richen

Die Gambseiche war eine markante Stieleiche, die im zwischen Groß-Umstadt und Dieburg gelegenen Dieburger Forst auf Semder Gemarkung im Landkreis Darmstadt-Dieburg in Südhessen stand, ein Relikt der Waldbeweidung war und seit 1932 als Naturdenkmal ausgewiesen ist.

Diese markante Eiche befindet sich im südlichen Teil des Dieburger Forsts – dem sogenannten Mittelforst, der östlich der B45 zwischen Groß-Umstadt und Dieburg liegt. Das Naturdenkmal befindet sich auf der Gemarkung des Umstädter Ortsteiles Semd, liegt aber im südöstlichen Teil des zusammenhängenden Waldes in Richtung des Umstädter Ortsteiles Richen. Der Baum stand unweit von (übertägig nicht mehr sichtbaren) Resten einer villa rustica am Kuhlippsborn[1] an einer ehemaligen Wegekreuzung. Am Standort der Eiche und wenige Meter südöstlich befinden sich die Reste zweier vorgeschichtlicher Hügelgräber. Der Baum liegt am „Hauptwanderweg 8“ des OWKDarmstadt – Groß-Umstadt – Mömlingen“ (Zeichen: gelbes =).[2]

Der Einzelbaum[3] erhielt seinen Namen nach einem Forstwart des 19. Jahrhunderts, der in Semd ansässig war und dessen Namen seit etwa 1875 auf den Baum übertragen wurde.[4] Er ist ein Relikt der Waldbeweidung, die nicht wie heute durch einen oft undurchdringlichen Wald gekennzeichnet, sondern durch planvolle Entnahme von Holz und vielen freien Flächen für die Tier- und Weidehaltung ausgezeichnet war.

Der Baum wird auf ein Alter von ca. 400 bis 450 Jahren geschätzt. Seine Höhe betrug zu Beginn des 21. Jahrhunderts etwa 40 Meter und lag sichtbar über der übrigen Waldfläche. Sein Stammumfang war mit etwa 6,20 Meter angegeben. Von den mindestens drei Hauptkronen, die noch bis in die 1970er Jahre vorhanden waren, war nur noch eine Einzige erhalten, eine zweite mittig am abgebrochenen Hauptstamm noch sichtbar. Der Baum galt als absterbend. Tiefe Höhlungen am Abbruch des Hauptastes waren sichtbar.

Im Verzeichnis der „1898 inventarisierten Eichen und Buchen nach Abteilung für Forst- und Cameralverwaltung (1904)“ (Hessisches Baumbuch, Provinz Starkenburg S. 53) dagegen wird die „Die Gambs-Eiche im Mittelforst bei Dieburg“ (Baumnummer 33) noch als „lebend“ bezeichnet und mit Maßen von 5,26 Meter Umfang in Brusthöhe, einem Durchmesser von 1,67 Meter, einer Gesamthöhe 31 Metern und einem Alter von 400 Jahren angegeben.[5]

Nachweislich 1922 wurde die Gambseiche, mit anderen Bäumen als „Rieseneichen“ bezeichnet, für weitere Dickenmessungen und Altersabschätzungen benutzt. Dabei wurden Vergleichsmessungen des Brusthöhendurchmessers aufgeführt, die zeigten, dass die Eiche 1902 einen Durchmesser von 1,68 Meter und 1921 von 1,74 aufwies, also zu Beginn des 20. Jahrhunderts pro Jahr noch immer mehr als 3 Millimeter an Dickenwachstum zulegte.[6] Die Eiche ist bereits seit 1932 als Naturdenkmal im Kreis Dieburg ausgewiesen gewesen. 1959 wurde sie erneut als Naturdenkmal gekennzeichnet. Die Gambseiche wurde von Kindergruppen der umgebenden Dörfer oft als Anlaufpunkt bei Waldwanderungen benutzt.

Die Gambseiche nach der Not-Fällung im Juni 2019

Am 6. Juni 2019 war die Stieleiche durch Blitzeinschlag im mittleren Bereich des abgebrochenen Hauptastes während eines Gewitters in Brand geraten. Über den Kamineffekt und durch morsche Öffnungen und Höhlungen brannte der Baum trotz Löschversuchen der örtlichen Feuerwehren teilweise aus. In Absprache mit dem Leiter der Unteren Naturschutzbehörde, Matthias Kisling, gab dieser daraufhin die Fällung frei, die fast zwei Stunden in Anspruch nahm. Eiche und Brandherd konnten dann vollständig gelöscht werden. Die Gambseiche verbleibt nun als Totholz im Wald.[7][8]

Durch die Fällung und Offenlegung der Jahresringe lässt sich ein erreichtes Alter von etwa 400 Jahren abschätzen, der Baum entstand also etwa zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges.

Erwähnung in der Literatur

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Die Gambseiche findet eine Erwähnung in einer regionalen und historischen Kriminalerzählung, dem Gassenspieß von Autor Thomas Fuhlbrügge.[9]

Commons: Gambseiche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Der Kuhlippsborn ist eine alte Quelle, die den Römern sicher als Wasserversorgung des Gutshofes diente.
  2. Verzeichnis der Wanderwege des Odenwaldklubs e.V. Heft 2014, S. 12; abgerufen am 13. Juni 2019
  3. Verordnung zur Sicherung von Naturdenkmalen im Landkreis Dieburg. (pdf; 26 kB) Der Kreisausschuß des Landkreises Dieburg, 27. Mai 1959, abgerufen am 21. Juli 2016.
  4. Gleichzeitig ist ein kurpfälzer Forstmeister gleichen Namens aus der Mitte des 18. Jahrhunderts im ehemaligen Kurpfälzer Oberamt bekannt (R-Rep. 26e Nr. 32 / 33 des Landesarchivs Baden-Württemberg, Staatsarchiv Wertheim)
  5. Andreas Mölder: Jahrbuch Naturschutz in Hessen 17:55–62, Anhang 2; abgerufen am 13. Juni 2019
  6. Zeitschrift für Forst- und Jagdwesen, Band 54, Springer, 1922, S. 388 f.
  7. Dorothee Dorschel: Naturdenkmal fällt Blitz zum Opfer, Online-Artikel in www.echo-online.de (Darmstädter Echo) vom 6. Juni 2019; abgerufen am 6. Juni 2019.
  8. Einsatzbericht: Brennt Baum nach Blitzeinschlag, Informationen durch die Freiwillige Feuerwehr Dieburg, 6. Juni 2019; abgerufen am 14. Juni 2019
  9. Thomas Fuhlbrügge: Gassenspieß, BoD, Norderstedt 2017, ISBN 978-3-741252-78-5. S. 28

Koordinaten: 49° 53′ 31,8″ N, 8° 54′ 6,9″ O