Geheimdiplomat Bundeskanzler – Wie Helmut Kohl die Stasi narrte

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Film
Titel Geheimdiplomat Bundeskanzler – Wie Helmut Kohl die Stasi narrte
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 2024
Länge 46 Minuten
Produktions­unternehmen WDR, NDR, arte
Stab
Regie Claus Rädle

Geheimdiplomat Bundeskanzler – Wie Helmut Kohl die Stasi narrte ist ein Dokumentarfilm von Claus Räfle aus dem Jahr 2024, der von WDR, NDR und arte gemeinsam produziert wurde. Der Film zeigt die Stationen eines inoffiziellen Kurzbesuchs des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) im Mai 1988. Der Besuch findet also etwa ein Jahr vor der dann überraschenden Öffnung der DDR-Grenzen nach Westen und der folgenden deutschen Wiedervereinigung, die zu diesem Zeitpunkt niemand erwartet. Zu dieser Visite kam es durch eine Einladung bei dem Staatsbesuch Erich Honeckers in Bonn im Jahr 1987, allerdings ohne protokollarische Besonderheiten/Ehrungen. Der Film arbeitet überwiegend mit Standfotos aus der Zeit und Interviews mit seinen Reisebegleitern Wolfgang Bergsdorf, Friedhelm Ost, Eckhard Seeber sowie Zeitzeugen aus der DDR und dem Historiker Jan Schönfelder.[1]

Der Film basiert auf den Vorarbeiten in dem Buch von Jan Schönfelder und Rainer Erices über den Besuch von 2006,[2][3] in dem Interviews von Zeitzeugen mit den früher geheimen Berichten der DDR-Staatssicherheit an die Parteiführung konfrontiert werden.[4]

Kohl bezeichnete diese Reise ohne formelle protokollarische Begegnungen mit der DDR-Führung später als eine der bewegendsten Reisen seines Lebens.[5] Sie steht damit historisch betrachtet durchaus im Spannungsfeld zum DDR-Besuch in Erfurt von Willy Brandt im Jahr 1970.

Reiseverlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während der Reise übernachtete Kohl unter anderem im Hotel Elephant in Weimar und besuchte Gotha, den Erfurter Dom und das dortige katholische Priesterseminar, ein Fußballoberligaspiel von Dynamo Dresden gegen den FC Carl Zeiss Jena[6][7] und eine Wagner-Aufführung in der Semperoper.[8] Dabei trafen immer wieder DDR-Bürgerinnen und -Bürger im Stadion oder bei Spaziergängen unvermittelt mit Kohl und seiner Begleitung zusammen.

Zwei Personen im Film berichten auch von der versteckten Übergabe von Briefen an den Kanzler.[9][10]

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach jahrelangen Verhandlungen konnte 1987 Erich Honecker, Staatsratsvorsitzender und Generalsekretär des ZK der SED, als erstes DDR-Staatsoberhaupt vom 7. bis 11. September 1987 offiziell die Bundesrepublik besuchen.[11] Dabei sprach Honecker in Bonn eine Einladung zu einem offiziellen Besuch der DDR an Bundeskanzler Kohl aus. Diese wollte der Kanzler aus politischen Gründen damals jedoch nicht offiziell erwidern.

So kam es, dass Kohl eine „Privatreise“ in die DDR mit seiner Frau Hannelore, dem Sohn Peter und zwei politischen Beratern vom 27. bis 29. Mai 1988 unternahm – vereinbarungsgemäß ohne Presseankündigung und Journalistenbegleitung. Das Hauptziel sei der Besuch des Fußballspiels aus weitgehend privaten Interessen.[12] Ihm wurden dazu Freiheiten in der Auswahl der Reiseroute und von Veranstaltungsbesuchen eingeräumt. Die DDR stellte Personenschützer des Staatsratsvorsitzenden zu seiner Sicherheit zur Verfügung, die nicht vorab über Details des Reiseablaufs informiert wurden.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Youtube-Kanal von Arte und Informationen des Senders zum Film in der Mediathek
  2. Jan Schönfelder, Rainer Erices: Westbesuch: Die geheime DDR-Reise von Helmut Kohl. Bussert & Stadeler Verlag, Jena 2006, ISBN 3-932906-75-6.
  3. Klappentext, Titelbild und Rezensionen. Perlentaucher - Das Kulturmagazin, abgerufen am 14. Mai 2024.
  4. Jan Schönfelder, Rainer Erices: Kohls geheime Reise in die DDR. Deutschland Archiv 2007, S. 288–296. (Memento vom 6. Dezember 2018 im Internet Archive).
  5. Hans-Peter Schwarz: Helmut Kohl. München 2012, S. 465.
  6. Bericht aus dem Stasi-Dokument Info Nr. 269/88, 29. Mai 1988
  7. Verwendete Filmbilder aus dem Stadion
  8. Übernachtung in Dresden im Hotel Bellevue
  9. Youtube-Kanal von arte, so auch die Mitteilung von Seeber zwischen Film-Min 42 und 44
  10. Zum Beispiel berichtet im Film Frau Hellinger, die Ehefrau von Johannes H. in einem Interview, denen dann in der Folge die Ausreise gestattet wurde
  11. Honecker in Bonn – 7. bis 11. September 1987. Die DDR im WWW, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 12. Mai 2012; abgerufen am 15. Juli 2017.
  12. Youtube-Kanal von Arte in der Mediathek, in den Anfangssequenzen