Gerichtsbezirk Cherso

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Ehemaliger Gerichtsbezirk
Cherso
(slowenisch: Cres)
(kroatisch: Cres)
Basisdaten
Kronland Markgrafschaft Istrien
Bezirk Lussin
Sitz des Gerichts Cherso (Cres)
Vorlage:Infobox Gerichtsbezirk/Wartung/Keine Kennziffer
zuständiges Landesgericht  Rovigno
Fläche 336,10 km2
(1910)
Einwohner 8.162
Aufgelöst 1919
Abgetreten an Italien


Der Gerichtsbezirk Cherso (italienisch: distretto giudiziario Cherso; slowenisch: občina židovska Cres, kroatisch: kotarsko satničtvo Cres) war ein dem Bezirksgericht Cherso unterstehender Gerichtsbezirk in der Markgrafschaft Istrien.

Der Gerichtsbezirk umfasste die Insel Cres. Nach dem Ersten Weltkrieg musste Österreich den gesamten Gerichtsbezirk an Italien abtreten, nach dem Zweiten Weltkrieg gelangte das Gebiet an Jugoslawien (Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien) und ist heute Teil der Gespanschaft Primorje-Gorski kotar in der Republik Kroatien.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Um 1850 wurde in Istrien so wie im gesamten Kaisertum Österreich die ursprüngliche Patrimonialgerichtsbarkeit aufgelöst. In der Folge wurde unter anderen der Gerichtsbezirk Cherso geschaffen. Der Gerichtsbezirk unterstand dem für die gesamte Grafschaft zuständigen Landesgericht Rovigno, das wiederum dem Oberlandesgericht Triest, das am 1. Mai 1850 seine Tätigkeit aufnahm, unterstellt war.[1] Auch nachdem Istrien bzw. Triest sowie Görz und Gradisca vom ursprünglichen Kronland Küstenland ihre Selbständigkeit als Kronland erlangten, blieb das Oberlandesgericht Triest die oberste Instanz für den Gerichtsbezirk Cherso.

Der Gerichtsbezirk Cherso bildete im Zuge der Trennung der politischen von der judikativen Verwaltung[2] ab 1868 gemeinsam mit den Gerichtsbezirken Lussin (Lošinj) und Veglia (Krk) den Bezirk Lussin.[3] Der Gerichtsbezirk Cherso wies 1869 eine Bevölkerung von 7590 Personen auf.

Per 1. Dezember 1905 wurde jedoch Gerichtsbezirk Veglia vom Bezirk Lussin abgespalten und zu einem eigenständigen Bezirk erhoben.[4]

Bis 1910 wuchs die Einwohnerzahl auf 8162 an, davon hatten 5708 Personen Kroatisch (69,9 %) als Umgangssprache angegeben, 2296 sprachen Italienisch (28,1 %), 6 Slowenisch (0,1 %) und 4 Deutsch (0,1 %). Der Bezirk umfasste zuletzt eine Fläche von 336,10 km² bzw. eine Gemeinde.

Durch die Grenzbestimmungen des am 10. September 1919 abgeschlossenen Vertrages von Saint-Germain wurde der Gerichtsbezirk Cherso zur Gänze Italien zugeschlagen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gebiet Teil des sozialistischen zweiten Jugoslawien und ist seit 1991 Teil der Republik Kroatien (Gespanschaft Primorje-Gorski kotar).

Jahr Ein-
wohner
Deutsch-
sprachige
Italienisch-
sprachige
Slowenisch-
sprachige
Kroatisch-
sprachige
1869 7.590
1880 7.910 4 2.270 4 5.493
1890 8.280 11 2.156 1 5.989
1910 8.162 4 2.296 6 5.708

Gerichtssprengel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gerichtsbezirk Cherso umfasste Ende Februar 1918 die Gemeinde Cherso (Cres).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Allgemeines Reichs-Gesetz- und Regierungsblatt für das Kaiserthum Oesterreich. 1850, XLI. Stück, Nr. 138: „Verordnung des Ministers der Justiz vom 6. April 1850 […]“
  2. Reichs-Gesetz-Blatt für das Kaiserthum Oesterreich. Jahrgang 1868, XVII. Stück, Nr. 44. „Gesetz vom 19. Mai 1868 über die Einrichtung der politischen Verwaltungsbehörden in den Königreichen …“
  3. Reichs-Gesetz-Blatt für das Kaiserthum Oesterreich. Jahrgang 1868, XLI. Stück, Nr. 101: Verordnung vom 10. Juli 1868
  4. Reichsgesetzblatt für die im Reichsrath vertretenen Königreiche und Länder 1905, LXIX. Stück, Nr. 172: „Kundmachung des Ministeriums des Innern, betreffend die Errichtung einer Bezirkshauptmannschaft in Veglia im Küstenlande“

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • k.k. Statistische Zentralkommission (Hrsg.): Orts-Repertorium von Triest und Gebiet, Görz, Gradisca und Istrien. Auf Grundlage der Volkszählung vom 31. Dezember 1896 bearbeitet. Wien 1873
  • k.k. Statistische Zentralkommission (Hrsg.): Special-Orts-Repertorium vom Küstenlande. Auf Grundlage der Volkszählung vom 31. Dezember 1896 bearbeitet. Wien 1885
  • k.k. Statistische Zentralkommission (Hrsg.): Special-Orts-Repertorium des Österreichisch-Illyrischen Küstenlandes. Neubearbeitung auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 31. December 1890. Wien 1894
  • k.k. Statistische Zentralkommission (Hrsg.): Spezialortsrepertorium für das Österreichisch-Illyrische Küstenland. Bearbeitet auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1910. Wien 1918 (Spezialortsrepertorien der österreichischen Länder)