Echter Meerkohl
Echter Meerkohl | ||||||||||||
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Echter Meerkohl (Crambe maritima) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Crambe maritima | ||||||||||||
L. |
Der Echte Meerkohl (Crambe maritima) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Meerkohl (Crambe) innerhalb der Familie der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae). Sie gedeiht von Natur aus an den Stränden der Nord- und Ostsee sowie des Schwarzen Meeres.
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vegetative Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Echte Meerkohl wächst als überwinternd grüne, ausdauernde krautige Pflanze, die eine Wuchshöhen von 20 bis 50, selten bis zu 75 Zentimetern erreicht. Es wird eine dicke und verzweigte Wurzel gebildet. Der gedrungene, aufrechte Stängel ist vom Grund an sparrig verzweigt. Er ist am Grund 2 bis 3 Zentimeter dick, glatt und stielrund.[1]
Die Blätter stehen in grundständigen Rosetten und am Stängel verteilt. Die unteren großen, kohlähnlichen Blätter sind 4 bis 16 Zentimeter lang gestielt. Die blaugrüne, fleischige und kahle Blattspreite ist mit einer Länge von 10 bis 40 Zentimetern und einer Breite von 8 bis 30 Zentimetern länglich oder elliptisch-eiförmig bis eiförmig mit gelappten sowie welligen Blattrand. Die oberen Blätter sind den unteren ähnlich aber schmäler und lanzettlich oder linealisch. Sie besitzen einen unregelmäßig geteilten oder gebuchtet-gezähnten Blattrand.[1]
Generative Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Blütezeit reicht von Mai bis Juli. Der stark verzweigte, doldentraubige Blütenstand ist vielblütig. Die Blütenstiele sind 1 bis 2 Zentimeter lang.[1] Die duftenden Blüten sind zwittrig und vierzählig. Die vier Kelchblätter weisen eine Länge von 3 bis 4 Millimetern und eine Breite von 2 bis 3,5 Millimetern auf. Die vier weißen Kronblätter weisen eine Länge von 8 bis 12 (6 bis 15) Millimetern und eine Breite von 4 bis, meist 5 bis 7 Millimetern auf. Die Kronblätter sind am Grund plötzlich in einen kurzen grünen Nagel verschmälert.[1] Die Staubfäden sind 3 bis 4 Millimetern lang und die Staubbeutel sind 1 bis 1,5 Millimeter lang. Der gedrungene Fruchtstiel besitzt eine Länge von 1,5 bis 3 (1 bis 3,7) Zentimeter. Das zweigliedrige Schötchen ist im unteren Teil mit einer Länge von 1 bis 4 Millimetern stielförmig. Das obere Teil ist mit einer Länge von 0,7 bis 1,2, selten bis zu 1,4 Zentimetern und einem Durchmesser von 6 bis 8 Millimetern fast kugelig bis eiförmig, hartschalig, gerippt sowie netznervig und enthält nur einen Samen. Der schwimmfähige Samen ist 4 bis 5 (bis 6) mm groß. Die Früchte werden natürlicherweise im Brandungsgebiet verteilt.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 30, 60.
Ökologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Echte Meerkohl ist ein Hemikryptophyt –die Überdauerungsknospen solcher Pflanzen liegen an der Erdoberfläche. Außerdem ist der Echte Meerkohl eine Salzpflanze (Halophyt), die als solche an erhöhte Gehalte von leicht löslichen Salzen an ihrem Standort angepasst und unter diesen Bedingungen fortpflanzungsfähig ist.
Die Blüten sind „Stieltellerblumen“. Ihre Bestäubung erfolgt durch Insekten, aber auch Selbstbestäubung ist möglich. Die Früchte sind kugelige, einsamige Nussfrüchte, ein zweites stielartiges Fruchtfach enthält keine Samen. Die Diasporen unterliegen der Wind- und Schwimmausbreitung. Da das Randgewebe der reifen Frucht zum Teil mit Luft gefüllt ist, können die Früchte bis zu 4 Wochen vor dem Untersinken bewahrt werden. Eine Pflanze kann 20000 bis 30000 Früchte entwickeln.[1] Die Samen sind reich an fettem Öl.
Der Echte Meerkohl ist Raupen-Futterpflanze des polyphagen Großen Kohlweißling (Pieris brassicae).
Vorkommen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Verbreitungsgebiet reicht von Jordanien, dem europäischen Teil der Türkei, dem europäischen Teil Russlands, Dänemark, Finnland, Irland, Norwegen, Schweden, Vereinigten Königreich, Belgien, Deutschland, dem nördlichen Bereich der Niederlande, Frankreich, Belarus, Estland, Lettland, Litauen, Ukraine bis ins östliche Bulgarien sowie östliche Rumänien.[2]
Im Lincoln County in Oregon ist Crambe maritima ein Neophyt.[2]
Der Gewöhnliche Meerkohl wächst an den Küsten der Nord- und westlichen Ostsee sowie am Schwarzen Meer. Da er stark salzhaltige Böden (Sand und Geröll) besiedelt, hat er kaum Konkurrenz im Pflanzenreich. Meerkohlstauden wirken daher solitär auf sonst weithin vegetationslosen Küstenbereichen. Die traditionelle Verwendung als Nahrung und Viehfutter hat seine Bestände bis in die Gegenwart stark schrumpfen lassen, sodass er nur noch in Schutzgebieten oder schwer zugänglichen Strandgebieten wächst. Der Gewöhnliche Meerkohl ist in Mitteleuropa eine Charakterart des Assoziation Crambetum maritimae aus dem Atriplicion littoralis-Verband in der Klasse der Meersenf-Spülsaum-Gesellschaften.[3]
Naturschutz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Echte Meerkohl steht in Deutschland und in anderen europäischen Ländern unter Naturschutz. Da er trotz Verbot immer noch geerntet wird bzw. die Küstenbereiche, in denen er natürlicherweise vorkommt, beweidet werden (Dänemark), ist er weiterhin sehr gefährdet, und kommt außerhalb von zugangsgesperrten Naturschutzgebieten nur noch äußerst selten vor.
Systematik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Erstveröffentlichung von Crambe maritima erfolgte 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, 2, S. 671. Synonyme für Crambe maritima L. sind: Cakile pontica Prokudin, Cochlearia maritima (L.) Crantz, Crambe pontica Steven ex Rupr.[4] Das Artepitheton maritima bedeutet „vom Meer“.
Trivialnamen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Für den Echten Meerkohl bestehen bzw. bestanden auch die weiteren deutschsprachigen Trivialnamen Meerkohl, Seekohl und Strandkohl.[5]
Inhaltsstoffe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Echter Meerkohl enthält, wie alle Kreuzblütler, größere Mengen an Senfölglykosiden (insbesondere Epiprogoitrin), vor allem in den Samen (153 µmol/g), in geringerem Maße (5,4–7,3 µmol/g) aber auch in den etiolierten Sprossen. Die Senfölglykosiden werden beim Blanchieren (4 Minuten) zu 30 % und beim Kochen (20 Minuten) zu 76 % abgebaut. Die Gehalte werden, im Vergleich zu anderen als Gemüse verwendeten Kreuzblütlern, als unbedenklich gewertet.[6] Auch das Senfölglycosid Sinigrin wurde in der Pflanze nachgewiesen.[1]
Analysen der Sprossen zeigen erhöhte Werte für die Vitamine B1 (0,27 mg/100 g) und B9 (0,10 mg/100 g). Die Gehalte der übrigen Vitamine lassen sich als durchschnittlich bezeichnen. In Bezug auf die Mineralstoffe zeichnet sich Crambe maritima durch – im Vergleich zum Natriumgehalt erhöhte – Kaliumgehalte und ein günstiges Calcium/Phosphor-Verhältnis von 0,90 aus.[6]
Nutzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Echte Meerkohl wird als Wildgemüse gesammelt. In England (seit dem frühen 18. Jahrhundert) und Frankreich wird er als Gemüsepflanze angebaut. Später wurde er auch in Oregon eingeführt, wo er als Delikatesse galt.[6] Allerdings gedeiht er im Binnenland weniger gut.[7]
Genutzt werden traditionell die etiolierten Sprossen, die ähnlich wie Spargel zubereitet werden.[8]
Quellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Crambe maritima L., Echter Meerkohl. auf FloraWeb.de (Abschnitte Beschreibung und Ökologie)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ihsan A. Al-Shehbaz, John F. Gaskin: Brassicaceae.: Crambe maritima, S. 431 - textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 7: Magnoliophyta: Salicaceae to Brassicaceae, Oxford University Press, New York und Oxford, 2010, ISBN 978-0-19-531822-7. (Abschnitte Beschreibung, Verbreitung und Systematik)
- Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Portrait. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d e f Friedrich Markgraf: Familie Cruciferae. In Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 2. Auflage, Band IV, Teil 1, Seite 493–497. Verlag Carl Hanser, München 1958.
- ↑ a b Crambe maritima im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 19. Mai 2019.
- ↑ Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Seite 441. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5.
- ↑ Crambe maritima bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 19. Mai 2019.
- ↑ Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, S. 116. (online).
- ↑ a b c A. Sanyal & G. Decocq: Biological Flora of the British Isles: Crambe maritima. In: Journal of Ecology, Band 103, 2015, S. 769–788, (Digitalisat).
- ↑ Eintrag bei Mansfeld - IPK - Gatersleben.
- ↑ Cassell, Petter, & Galpin: Cassell's Householde Guide. Band 2, London, 1869, S. 208, (Leseprobe).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Echter Meerkohl. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Crambe maritima bei Plants For A Future
- Verbreitung in den Niederlanden (niederl.)
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben).
- Günther Blaich: Datenblatt mit Fotos.