Gilbert Banester

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Gilbert Banester (auch Banaster und Banastre; * zwischen 1420 und 1425[1][2]; † 24. August 1487[3]) war ein englischer Komponist und Dichter.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gilbert Banesters Vater war wohl der Yeoman Henry Banester († 1456). Er erhielt wahrscheinlich seine musikalische Ausbildung als Chorknabe in der Chapel Royal. Da er 1456 Mitglied der Fraternity of St. Nicholas in London wurde, lebte er wohl zu dieser Zeit dort. Wie und wo er die Zeit zwischen 1456 und 1469 verbrachte, ist nicht genau bekannt.[2][4] 1469 war er Beamter im königlichen Dienst in der Chapel Royal, da ihm in dieser Funktion am 25. Februar des Jahres eine Corrodie in der Daventry Priory durch Eduard IV. gewährt wurde.[2][5] Nachdem Eduard IV. aus seinem Exil in Alkmaar in Holland zurückgekehrt war, gewährte er Banester weitere Corrodien in Abingdon und Croyland Abbey in Crowland.[2] 1475 wurde er zum Gentleman of the Chapel Royal ernannt.[3] Er wurde am 29. September 1478 Abyngdons Nachfolger als Master of the Children of the Chapel Royal.[2][3][6] In dieser Zeit arbeitete er am Hof und lebte in Greenwich. 1482 wurde er in diesem Amt bestätigt. Am 10. Mai des Jahres gewährte ihm Eduard IV. eine Corrodie in der Priory of Holy Trinity in Norwich. Dieser folgten weitere Corrodien. Im Herbst 1486 erkrankte Banester und wurde zunächst als Master of the Children of the Chapel Royal von Laurence Squier († 1493) vertreten. Am 29. September 1486 schied er offiziell aus seinem Amt aus und verstarb im folgenden Jahr.[3][6][7]

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • O Maria et Elizabeth, Motette zu fünf Stimmen, im Eton Choirbook überliefert, bei Stainer & Bell Ltd. 1958 in moderner Transkription von Frank Harrison von The Musica Britannica Trust publiziert. Es wird unter anderem diskutiert, dass das Werk für die Hochzeitszeremonie Heinrich VII. mit Elizabeth of York am 18. Januar 1486 entstand.[3] Der Cantus Firmus der Motette ist die Melodie des Resposoriums Regnum mundi. Der Text entstammt einer Antiphon zu Ehren Marias.[2]
  • Vos secle iusti iudices, Motette zu drei Stimmen
  • Alleluja laudate, Motette zu zwei Stimmen
  • Legend of Sismond, englische Übersetzung einer Novelle aus dem Decamerone Giovanni Boccaccios.[8]
  • My feerful dreme, weltliches Lied
  • Miraculum Sancti Thome martyris, Gedicht

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • W. H. Grattan Flood: Gilbert Banaster, Master of the Children of the English Chapel Royal (1478–1490). In: Sammelbände der Internationalen Musikgesellschaft. Band 15, Nr. 1. Franz Steiner Verlag, 1913, ISSN 1612-0124, S. 64–66, JSTOR:929387 (englisch)
  • W. H. Grattan Flood: New Light on Early Tudor Composers XXVII. Gilbert Banaster. In: The Musical Times. Band 64, Nr. 963, 1923ISSN 0027-4666, S. 319–320, JSTOR:911160 (englisch)
  • Magnus Williamson: Royal Image Making and Textual Interplay in Gilbert Banaster’s 'O Maria et Elizabeth'. In: Early Music History. Band 19. Cambridge University Press, 2000, ISSN 0261-1279, S. 237–278, JSTOR:853862 (englisch)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Diskutiert wird zum einen ein Geburtsdatum zwischen 1420 und 1425, zum anderen eines um 1445. Für ein Geburtsdatum vor 1425 sprechen eine Banester zugeschriebene englische Übersetzung Legend of Sismond einer Novelle aus dem Decamerone Giovanni Boccaccios, die in zwei Manuskripten aus der Mitte des 15. Jahrhunderts erhalten ist, welche Banesters Namen erwähnen. Auch die Mitgliedschaft in der Fraternity of St. Nicholas spricht gegen das zweite in der Literatur diskutierte Geburtsdatum um 1445. (Williamson)
  2. a b c d e f Magnus Williamson: Royal Image-Making and Textual Interplay in Gilbert Banaster’s ‘O Maria et Elizabeth’. In: Early Music History. Band 19. Cambridge University Press, 2000, ISSN 0261-1279, S. 237–278, JSTOR:853862 (englisch).
  3. a b c d e W. H. Grattan Flood: New Light on Early Tudor Composers: XXVII. Gilbert Banaster. In: The Musical Times. Band 64, Nr. 963, 1923, ISSN 0027-4666, S. 319–320, doi:10.2307/911160, JSTOR:911160 (englisch).
  4. Da sich zwei seiner Kompositionen im Manuskript Pepys 1236 befinden, einem Manuskript, das scheinbar in der Almonry Chapel der Christ Church Cathedral Priory in Canterbury entstand, und Kompositionen von Komponisten mit Verbindungen zur Grafschaft Kent enthält, wird auch ein Aufenthalt in Canterbury diskutiert. Ein weiteres Indiz für diesen Aufenthalt ist, dass sein Gedicht Miraculum Sancti Thome martyris 1467 in der Chronik des John Stone, eines Mönchs in Canterbury, erwähnt wird (Williamson).
  5. Die Corrodie wurde ihm als one of the clerks of our chapel [einem der Beamten unserer Kapelle] gewährt.
  6. a b W. H. Grattan Flood: Gilbert Banaster, Master of the Children of the English Chapel Royal (1478–1490). In: Sammelbände der Internationalen Musikgesellschaft. Band 15, Nr. 1. Franz Steiner Verlag, 1913, ISSN 1612-0124, S. 64–66, JSTOR:929387 (englisch).
  7. W. H. Grattan Flood: New Light on Early Tudor Composers. I. – William Newark. In: The Musical Times. Band 60, Nr. 921, 1919, ISSN 0027-4666, S. 606–608, doi:10.2307/3701584, JSTOR:3701584 (englisch).
  8. Willard Farnham: England’s Discovery of the Decameron. In: PMLA. Band 39, Nr. 1, 1924, ISSN 0030-8129, S. 123–139, doi:10.2307/457284, JSTOR:457284.