Greta Keller

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Greta Keller in der Berliner Scala, 1936

Greta Keller (* 8. Februar 1903 in Wien; † 4. November 1977 in Wien; eigentlich Margaretha Keller) war eine internationale Chansonsängerin (Diseuse) österreichischer Herkunft.

Leben

Greta Keller war die Tochter von Karl und Magdalena Keller, geb. Zausner. Früh erhielt sie Tanz- und Schauspielunterricht. Karriere machte sie jedoch in erster Linie als Rundfunk- und Schallplattenstar. 1916 debütierte sie am Wiener Volkstheater, danach spielte sie mit (der noch unbekannten) Marlene Dietrich in der Revue Broadway in den Wiener Kammerspielen.[1] Angeblich soll sie hierbei dem späteren Weltstar ihre Gesangstechnik - mit rauer Stimme flüsternd zu singen - mitgegeben haben.[2] Über Prag kam Keller nach Berlin und schließlich nach London und Paris.

1928 heiratete Greta Keller Joe Sargent und zog mit ihm nach Kalifornien, wo sie ein Haus am Rande Hollywoods bewohnten. Sie gastierte jedoch weiterhin in Europa. Sie sang in Paris und London und ging 1929 bei der Ultraphon unter Vertrag. Bald interessierte sich auch die BBC für sie, und 1932 trat sie zum ersten Mal in New York auf. Nach ihrer Scheidung von Sargent 1933 ging sie auf eine ausgedehnte Tournee durch Skandinavien. Einem Engagement im Wiener Ronacher folgte eines in der Scala in Berlin, wo Greta Keller auch mit Peter Igelhoff zusammenarbeitete. Von 1936 bis 1937 bestritt sie mit Peter Kreuder eine Deutschland-Tournee.

In zweiter Ehe heiratete Keller den US-amerikanischen Schauspieler David Bacon, der 1943 ermordet wurde. Der Mord ist bis heute nicht aufgeklärt. Sie war zu dieser Zeit schwanger von ihm und ihre Schwangerschaft war bereits in einem fortgeschrittenen Stadium. Sie brach bei der Nachricht seiner Ermordung zusammen und verlor dadurch später das Kind. Während des Zweiten Weltkriegs nahm sie sich einen Wohnsitz in New York. Erst nach 1945 lebte sie auch wieder in Europa. Im St. Moritzer Palace-Hotel eröffnete sie den Nachtclub „Chez Greta“, in dem sie auch jahrelang erfolgreich konzertierte. Und zu Beginn der 1960er-Jahre brachte ihr der New Yorker Club „The Waldorf Keller“ im Waldorf-Astoria den lang ersehnten Ruhm sowie prominente Gäste und Besucher, zum Beispiel den damaligen New Yorker Bürgermeister John Lindsay und die Politiker Kurt Waldheim und Willy Brandt.

Gedenktafel für Greta Keller am Haus ihres letzten Wohnsitzes in der Wiener Singerstraße 12

Noch bis kurz vor ihrem Tod gastierte Keller auf Bühnen in Europa und Amerika. Seit 1973 arbeitete und reiste Keller zusammen mit ihrem Lebensgefährten Wolfgang Nebmaier. Dieser produzierte auch ihre letzte Schallplatte für Preiser Records und sorgte schließlich dafür, dass der gesamte Nachlass Greta Kellers dem Deutschen Kabarettarchiv in Mainz übergeben wurde. Wolfgang Nebmaier lebt heute in Southern Oregon.

Als eine der ersten Künstlerinnen schöpfte Keller die erweiterten Möglichkeiten des Mikrofons für die künstlerische Gestaltung von Chansons aus. Ihre dunkel timbrierte Stimme schuf Intimität und war feinster Nuancen zwischen Leidenschaft, Wehmut und Ironie fähig. Sie verfügte über ein großes Repertoire angefangen von Wiener Liedern über das französische Chanson bis hin zu Jazz-Standards. Keller hat viele hundert Lieder, Schlager und Chansons in zahlreichen Sprachen auf Schallplatte eingesungen. Bezeichnenderweise erschien ein von ihr gestaltetes Kochbuch in den USA mit der Ankündigung "Die Keller singt in fünf Sprachen und kocht in fünfzehn."[3] Viele ihrer Aufnahmen wurden auf CD wiederveröffentlicht.

Das ihr ehrenhalber gewidmete Grab befindet sich auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 40, Nummer 53). Seit 2007 ist mit der Greta-Keller-Gasse in Wien Liesing (23. Bezirk) eine Straße nach ihr benannt.

Im Film Cabaret von 1972 ist Kellers Stimme aus dem Off mit dem Lied „Heirat“ zu hören.

Am 14. September 2012 feierte das Theaterstück "Bon Voyage" von Rupert Henning im Wiener Volkstheater Première: Nach einer Idee von André Heller gestaltete Henning einen Chanson-Abend mit Kellers Lieder als Ein-Personen-Stück. Die Schauspielerin Andrea Eckert verkörperte in der Uraufführung des Auftragwerkes Greta Keller, die fiktive Figur "Fini", eine Wiener Verehrerin Kellers, sowie deren Enkeltochter, die Jahrzehnte später Finis unabgeschickte Fanbriefe an Keller auf einem Dachboden findet. Daraus entspinnt sich "eine Reise durch das letzte Jahrhundert. Aus weiblicher Sicht." (Zitat: Eckert).[4]

Heller, der die letzten Schallplatten Kellers produziert hatte und den Anstoß zu diesem Stück gab, sagte: "Ich glaube, sie [Anmerkung: Greta Keller] ist überhaupt vollkommen in Vergessenheit geraten. Das ist eine Schande, weil Österreich hat nicht irgendetwas Vergleichbares hervorgebracht. Sie war eine Zeit lang - ohne die geringste Übertreibung - ein Weltstar."

Diskografie (Auswahl)

  • 1936: Schellackplatte 78', ,,Sag' Beim Abschied Leise Servus´´/ ,,Das Is A Wein´´, aus dem Film Burgtheater (Film), Text Harry Hilm / Musik & Begleitung Peter Kreuder und seinen Solisten - Telefunken B.I.E.M. 21513, Best-Nr TA512
  • 1937: Schellackplatte 78', Es kann zwischen heute und morgen Foxtrot/Ausgerechnet du! Slow Fox, Text Hans Fritz Beckmann / Musik & Begleitung Peter Kreuder und Orchester - Telefunken B.I.E.M. 20845 Best-Nr.A 1845
  • 1938: LP Greta Keller, Das Schönste von damals (1935–1938), Telefunken HT-P 500, mit Peter Kreuder und Orchester
  • 1953: LP, Greta Keller sings Kurt Weill, Ten Inch LP, SWOBC, Cool Burt Goldblatt Cover Art Atlantic als 405M
  • 1975: LP, In Concert 1975. Original recorded live in New York 1972. Stanyan: SR10041
  • 1977: LP, Erinnerungen, RCA international 42053
Commons: Greta Keller – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Keller, Greta (eig. Margaretha). Musiklexikon, 11. Juli 2014, abgerufen am 17. August 2014.
  2. Guido Tartarotti: Volkstheater: Eckert holt Greta Keller zurück. kurier.at, 15. September 2012, abgerufen am 17. August 2014.
  3. Werner Rosenberger: "Bon Voyage": Andrea Eckert solo. kurier.at, 9. September 2012, abgerufen am 17. August 2014.
  4. Werner Rosenberger: "Bon Voyage": Andrea Eckert solo. kurier.at, 9. September 2012, abgerufen am 17. August 2014.