Gristow (Adelsgeschlecht)

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Siegel des Johann von Gristow

Die Herren von Gristow waren ein rügisch-pommersches Adelsgeschlecht.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sie bildeten eine Seitenlinie des rügischen Fürstenhauses und stammten vom Fürsten Barnuta ab. Dieser hatte seinen Sitz wahrscheinlich auf einer Niederungsburg namens Gardist oder Garchen, die südlich von Kirchdorf lag. Mit seinem ältesten Sohn Dobislaw de Gristow wurde 1249 erstmals der Name Gristow genannt, der von dem heute in der Gemeinde Mesekenhagen liegenden Ort stammt. Die Familie besaß im Gebiet nördlich des Rycks Salzquellen.

1309 verzichteten die Herren von Gristow gemeinsam mit den Herren von Putbus auf die Nachfolge im Falle des Aussterbens des rügischen Fürstenhauses.[1]

Während des Ersten Rügischen Erbfolgekrieges unternahmen die mecklenburgischen Truppen des Fürsten Heinrich II. mit denen Johann von Gristow sich verbündet hatte, von Grimmen und der Burg Ekberg aus einen Zug gegen die Stadt Greifswald. Die Mecklenburger wurden bei Griebenow geschlagen. Die Truppen der Greifswalder und der mit ihnen verbündeten Städte und angeworbene Ritter versuchten anschließend zweimal erfolglos die Burg Ekberg zu erobern.

Erst vor 1331 gelang es während einer erneuten Fehde der Stadt Greifswald mit Johann von Gristow einem Aufgebot der Greifswalder die Burg einzunehmen und vollständig zu zerstören. In der im Greifswalder Stadtarchiv vorhandenen Urkunde von 1331 wurde jedoch vor Gericht ein Vergleich zwischen den Parteien festgelegt, nach dem Greifswald an Johann von Gristow 400 Mark als Entschädigung zu zahlen hatte.

Die zwischen Ryck und Strelasund gelegenen Besitzungen der Familie wurden im Laufe des 14. Jahrhunderts wegen finanzieller Probleme an Greifswalder Bürger und Klöster veräußert. Schließlich siedelte die Familie nach Schlechtemühl (heute Hessenburg bei Saal) über. Von hier aus traten Mitglieder der Familie in mecklenburgische Dienste. So war Henning von Gristow, Fürstlicher mecklenburgischer Geheimer Rat, von 1644 bis 1645 Komtur von Nemerow.[2] Henning von Gristow (* 1597; † 1645), Pfandherr zu Barth, vermählte sich am 10. Januar 1638 mit Elisabeth Catharina von Alvensleben (* Wilsnack 1617; † Calbe an der Milde 26. Mai 1639), Tochter des Joachims Werner von Alvensleben 1628 zu Anteil Calbe und 1636 zu Darsekau (~ 2° 1638 Ursula Sophie von der Schulenburg [~ 2° 1642 Hans Joachim von Itzenplitz zu Grieben] und [~ 1616] der Elisabeth Lucia von Saldern). 1740 starb die Familie aus.

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der ältesten Form zeigt das Wappen in Silber einen Hirschkopf, in späterer Zeit wurde das Hirschgeweih durch Flügel ersetzt.[3] Auf dem offenen Helm ein Baum mit neun Ästen jeweils mit einer goldenen Rose.[4]

Wappengeschichte und Blasonierung der vier Wappen in Siebmachers Wappenbuch „Augestorbener Adel Mecklenburg“, Seite 40–41.[5]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Julius Theodor Bagmihl: Pommersches Wappenbuch. Band 4, Stettin 1854, S. 179–181; Tfl. 60.
  • Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogthums Pommern und des Fürsthentums Rügen. IV. Theil, Band I, Kreis Greifswald (Allgemein) – besonders „Stadt Greifswald und der königl. Hochschule daselbst“, Anklam/ Berlin 1866, S. 581
  • Gunnar Möller: Geschichte und Besiedlung der Terra Gristow vom 7. bis 14. Jahrhundert. In: Beiträge zur Geschichte Vorpommerns: die Demminer Kolloquien 1985–1994. Thomas Helms Verlag, Schwerin 1997, ISBN 3-931185-11-7, S. 315–321.
  • Gunnar Möller: Das Castrum Ekbergh in Segebadenhau, Kreis Nordvorpommern. In: Archäologische Berichte aus Mecklenburg-Vorpommern 1, 1994, S. 67 ff.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Martin SchoebelPutbus, Herren. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 21, Duncker & Humblot, Berlin 2003, ISBN 3-428-11202-4, S. 16 (Digitalisat).
  2. Joachim Walther: Heldenmüthiger Kampff Und Siegreicher Triumph Der heiligen Ritter Jesu Christi ... Aus der 2. Timoth. 4. v. 6. 7. 8. Summarisch entworffen und praesentiret. Als ... Des Herrn Henning von Gristow Obersten/ Rittern unnd Commentheurs zu Nehmerow ... in ... Schwerin den 7. Junii ... verblichener/ unnd von dannen in die ... Stadt Lübeck transferirter Leichnamb/ den 2. Septembr. ... begraben ..., Lübeck: Schmalhertz, 1645
  3. Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon. Band 4, Friedrich Voigt, Leipzig 1863, S. 41 (Digitalisat).
  4. Leopold von Zedlitz-Neukirch: Neues preussisches Adelslexicon. Band 2, Gebrüder Reichenbach, Leipzig 1836, S. 285 (Digitalisat).
  5. George Adalbert von Mülverstedt: J. Siebmacher’s grosses und allgemeines Wappenbuch, VI. Band, 10. Abteilung; Ausgestorbener Mecklenburgischer Adel, Nürnberg 1902, S. 40–41.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Literatur über Gristow in der Landesbibliographie MV
  • Joachim Walther: Ehrengedichtniz und Leichpredicht. Lübeck 1645 (über Henning von Gristow, 1644–45 Komtur zu Nemerow; „Elisabeth, gebornen von Gristow / des Weiland Hoch Edlen / Gestrengen und Vesten Hans Schelen S. auf Güstelitß im Fürstenthum Rügen / Erbgesessen / nachgelassenen Adelichen Witwen“ - und „der Hoch-Edlen / viel Ehre und Tugendreichen Fr. Hippolita / auch gebornen Von Gristow / deß Weyland Hoch-Edlen / gestrengen und Vesten Josua Hoben S. auf Beestland / im Herßogthumb Pommern / Erbgesessen / nachgelassenen adelichen Wittiben“): siehe [1].