Großglockner-Hochalpenstraße

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Die Großglockner Hochalpenstraße verbindet als hochalpine Gebirgsstraße die beiden österreichischen Bundesländer Salzburg und Kärnten.

Die von Bruck an der Glocknerstraße nach Heiligenblut führende Straße ist 47,8 km lang. Vom Fuscher Tal verläuft sie über Fuscher Törl (2.428 m) und Hochtor (2.576 m, Tunnelhöhe 2.506 m) ins Mölltal. Von der Hauptstraße führen Abzweigungen zu den Aussichtspunkten Edelweißspitze (2.571 m) und Franz-Josefs-Höhe (2.369 m) mit Blick auf Pasterzengletscher und Großglockner. Das Befahren dieser Erlebnisstraße ist für Kraftfahrzeuge gebührenpflichtig (Maut).

Geschichte

Datei:Fuscher Toerl.jpg
Blick vom Fuscher Törl

In den 1920er Jahren wurden in der Tages- und Fachpresse viele mehr oder weniger aussichtsreiche Vorhaben erörtert, die Alpen für den touristischen Verkehr zu erschließen. Dazu gehörten etwa die Wiener Höhenstraße oder die geplante aber nie gebaute Wienerwaldbahn ins Tullnerfeld. Ursprünglichen Planungen in Kärnten und Salzburg im Juni 1924 zufolge sollte eine „Großglockner-Hochalpenstraße“ zwischen Heiligenblut und Ferleiten als private Mautstraße errichtet werden. Der in Kärntner Landesdiensten stehende Ingenieur Franz Wallack (1887–1966) wurde mit der Erstellung eines generellen Projekts für die Strecke und für mehrere Berghotels beauftragt.

Dieses Projekt hatte insofern eine besondere Bedeutung, als dass Südtirol mit dem Friedensvertrag von St. Germain von Österreich abgetrennt war und die ehemalige innerösterreichische Verbindung von Kärnten nach Nordtirol über den Brennerpass verloren war. Da es auf den 156 Kilometern zwischen dem Radstädter Tauernpass und dem Brennerpass keine Straße über die Hauptalpenkette gab, waren Westkärnten und Osttirol vom direkten Straßenverkehr mit den Bundesländern am Nordrand der Alpen abgeschnitten, sodass bereits im Sommer 1922 das damalige „Büro für Fremdenverkehr“ im Bundesministerium für Handel, Industrie und Bauten den Bau einer Straße vorschlug. Allerdings verebbten aus Geldmangel und wegen geschwundener Erfolgserwartungen die Aktivitäten bis zum Ende der 1920er Jahre.

Sie verschoben sich schließlich nach Salzburg, wo Landeshauptmann Franz Rehrl sich dafür einsetzte. Rehrl war als kühner und leidenschaftlicher Automobilist bekannt und machte die Realisierung der Straße zu seinem persönlichen Ziel. 1928/29 verknüpfte er die Glocknerstraße mit einem überdimensionierten Tauernkraftwerksprojekt der AEG Berlin, die dadurch als Aktionärin der „Großglockner-Hochalpenstraßen Aktiengesellschaft“ (GROHAG) einsprang, nach Scheitern der Kraftwerkspläne jedoch 1931 wieder ausstieg. Nur ein Sondergesetz zur Finanzierung der Fertigstellung der 1930 begonnenen Bauabschnitte konnte eine internationale Blamage abwenden. Ende 1932 konnte die Nordrampe und die Gletscherstraße zur Pasterze dann feierlich der Öffentlichkeit übergeben werden. Allerdings belasteten die Kosten von 6 Millionen Schilling die Republik in einer Zeit schwerster Depression – die GROHAG musste liquidiert werden.

Mit der diktatorischen Machtübernahme der Regierung Dollfuß im März 1933 folgte eine autofreundliche Wende der österreichischen Wirtschaftspolitik mit Blick auf die Erfolge der NS-Motorisierungspolitik im Nachbarland. Im Zentrum standen

  • ein groß angelegtes Straßenbauprogramm
  • Verringerung der Arbeitslosigkeit durch
  • Wiederbelebung des Großglocknerstraßen-Projektes nur wenige Monate nach Liquidation der GROHAG – in den Jahren 1930–1935 wurden 14 % der gesamten Straßenbauausgaben auf die Glocknerstraße konzentriert
  • Förderung automobilsportlicher Veranstaltungen
  • Steuerliche Vergünstigungen wie etwa der Abschaffung der Kraftwagenabgabe 1935, was zu einem Autoboom führte.

Am 3. August 1935 wurde die Großglockner Hochalpenstraße nach fünfjähriger Bauzeit eröffnet. Insgesamt waren 3200 Arbeiter in den Bau involviert. Nur einen Tag später fand der Große Bergpreis von Österreich für Automobile und Motorräder statt.

Der Überwindung der Naturgewalten beim Bau der Großglocknerstraße widmeten sich seit 1935 drei Romane: R. R. Wagner, Goldtauern, 1935; M. Limmer, Der neue Weg, 1940; Th. Kröger, Vom Willen gemeißelt, 1951.

Blick von Schöneck auf 1.953 m Richtung Glockner

Literatur

  • Die Großglockner-Hochalpenstraße. Die Geschichte ihres Baues von Franz Wallack, 1949
  • Die Automobilisierung im neuen Österreich; Gezeigt am Beispiel der Großglockner-Hochalpenstraße 1928–1938 von Georg Rigele. In: Technik – Politik – Identität, hrsg. von Klaus Plitzner, Stuttgart 1995, S. 137–147 (ISBN 3-928186-27-2). [1]

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