Bischofsmütze (Pilz)

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Bischofsmütze

Bischofsmütze (Gyromitra infula)

Systematik
Unterabteilung: Echte Schlauchpilze (Pezizomycotina)
Klasse: Pezizomycetes
Ordnung: Becherlingsartige (Pezizales)
Familie: Giftlorchelverwandte (Discinaceae)
Gattung: Giftlorcheln (Gyromitra)
Art: Bischofsmütze
Wissenschaftlicher Name
Gyromitra infula
(Schaeff. : Fr.) Quél.

Die Bischofsmütze (Gyromitra infula) ist eine Pilzart aus der Familie der Giftlorchelverwandten (Discinaceae). Allgemeine Kennzeichen sind der lappige Hut, oft mit nach oben gebogenen Falten, und die spätherbstliche Erscheinungszeit der Fruchtkörper.

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Makroskopische Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Hut der Bischofsmütze wird 3 bis 8 cm breit und bis zu 10 cm hoch. Der lappig geformte Hut ist oftmals mit zwei bis vier Zipfeln nach oben gebogen, die Hutoberfläche kann wellig-runzelig, geadert oder grubig sein. Die Gesamthöhe des Pilzes beträgt bis zu 20, ausnahmsweise auch 30 cm.[1] Die Färbung der die Fruchtschicht tragenden Hutaußenseite ist fleisch-, zimt- oder kastanienbraun. Die Innenseite des hohlen Hutes ist weißlich.

Der zylindrische, gerade oder leicht gebogene Stiel kann 4 bis 10 cm hoch und 1,5 bis 3 cm dick sein. Er ist grauweißlich bis fleischfarben und an der Oberfläche bereift bis feinfilzig. Insbesondere zur Basis hin ist der Stiel oft faltig oder grubig. Die Hutlappen sind am Rand mit dem Stiel verwachsen. Der Stiel ist bei jungen Fruchtkörpern mit einer markigen Zellmasse gefüllt und später innen hohl.

Das Fleisch ist wachsartig, zerbrechlich und besitzt einen unauffälligen bis angenehmen Geruch und Geschmack.

Mikroskopische Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Fruchtschicht (Hymenium) befindet sich auf der Oberfläche des Hutes. Die Sporen sind elliptisch und messen 20–23 × 8,5–9,5 µm. Sie sind hyalin und besitzen an beiden Enden je einen Öltropfen. Ihre Oberfläche ist glatt. Die Asci sind 200–350 µm lang und 12–17 µm breit. In ihnen befinden sich jeweils acht Sporen. Die Paraphysen sind keulenförmig, an der Spitze häufig gegabelt und besitzen an den Enden einen Durchmesser von 7 bis 10 µm.

Artabgrenzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die im Frühling fruktifizierende Frühjahrslorchel besitzt keinen lappig-zipfeligen, sondern einen hirnartig gewundenen Hut. Die Hutstruktur der Bischofsmütze ähnelt einigen Helvella-Arten; diese besitzen jedoch eher graue Farben und gefurchte Stiele. Benedix beschrieb 1966 eine von der „Normalform“ der Bischofsmütze abweichende „Brandstellenvariante“ Gyromitra infula var. gyrósa mit eher hirnartig gewundener Hutform. Die in Nordeuropa zwischen dem 57. und 70. Breitengrad vorkommende Vielgestaltige Lorchel (Gyromitra ambígua) besitzt einen eher violett getönten Hut und Stiel sowie längere und mehr spindelig geformte Sporen. Sie kommt unter Kiefern vor und ist giftig.[2]

Ökologie und Phänologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bischofsmütze wächst als Saprobiont in Nadelwäldern unter Fichten und Kiefern, besonders in montanen Lagen über Kalk- und Silikatgestein. Auf Holzlagerplätzen erscheinen die Fruchtkörper zwischen liegenden Stämmen, außerdem kommen sie auch auf Stümpfen und Brandstellen vor. Die meist einzeln wachsenden Fruchtkörper werden im Herbst von September bis November gebildet.

Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Pilzart ist in Europa, Asien sowie Nord- und Südamerika verbreitet. In den Alpen kommt sie relativ häufig, in Mittelgebirgslagen in Deutschland, im südlichen Polen und Nordeuropa nur zerstreut vor. Sie fehlt im norddeutschen Flachland sowie in Dänemark.[3]

Bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Speisewert der Bischofsmütze ist umstritten. Laut Gerhardt[4] wird der Pilz meist als essbar eingeschätzt. Kreisel bezeichnet ihn als sehr wohlschmeckend.[5] Einige Autoren berichten allerdings von einem Gyromitringehalt wie bei der Frühjahrslorchel, jedoch in wesentlich geringerer Menge, beziehungsweise von Vergiftungserscheinungen analog zum Gyromitra-Syndrom.[6] Laux sieht die Art schon aufgrund ihrer Seltenheit nicht als Speisepilz an.[7]

Nachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Josef Breitenbach, Fred Kränzlin (Hrsg.): Pilze der Schweiz. Beitrag zur Kenntnis der Pilzflora der Schweiz. Band 1: Ascomyceten (Schlauchpilze). Mykologia, Luzern 1981, ISBN 3-85604-010-2.
  • Edmund Michael, Bruno Hennig, Hanns Kreisel: Handbuch für Pilzfreunde. Band 1. Die wichtigsten und häufigsten Pilze mit besonderer Berücksichtigung der Giftpilze. 4. Auflage. Fischer, Jena 1979, S. 368.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Autor: Frank Moser (Memento des Originals vom 29. Juni 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.natur-lexikon.com. In Natur-Lexikon. Abgerufen am 9. Juni 2013
  2. Kreisel 1979, S. 368
  3. Kreisel 1979, S. 368
  4. vgl. Gerhardt 2010, S. 628
  5. Kreisel 1979, S. 368
  6. Pilzverein Augsburg Königsbrunn e. V.. Informationen über die Frühjahrs-Lorchel. Abgerufen am 9. Juni 2013
  7. Hans E. Laux: Kosmos-Pilzführer für unterwegs. Stuttgart 2010, ISBN 978-3-440-124086, S. 666

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Bischofsmütze (Gyromitra infula) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
  • Gyromitra infula. In: Funghi in Italia / funghiitaliani.it. Abgerufen am 18. Juni 2013 (italienisch, Gute Fotos von der Bischofsmütze).