Hans Joachim Stenzel

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Hans Joachim Stenzel (* 15. Oktober 1923 in Louisville, Vereinigte Staaten; † 23. Juni 1999 in Berlin[1]) war ein deutscher Zeichner und Karikaturist. Stenzel war neben Oskar, Ole Jensen, Arne Leihberg und Aribert Ane Neßlinger einer der populärsten und profiliertesten Nachkriegskarikaturisten in West-Berlin.[2]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hans Joachim Stenzel wurde in Louisville im US-Bundesstaat Kentucky geboren, wohin seine Eltern – gebürtige Berliner – ausgewandert waren, um der Inflation 1923 in Deutschland zu entkommen. Die Familie kehrte jedoch schon 1926 nach Deutschland zurück. Stenzel wurde 1930 in Berlin-Charlottenburg eingeschult – zufällig zusammen mit Erich Schmitt, der es später in Ost-Berlin zu Karikaturistenruhm brachte. 1943 machte Stenzel ein Volontariat als Trickfilm-Zeichner, bevor er im Juni als Sanitäter zur Wehrmacht eingezogen wurde. Er erlebte das Kriegsende 1945 als Sanitätsgefreiter und begann seine Karriere als Zeichner in amerikanischer Kriegsgefangenschaft. 1948 arbeitete er zunächst als Zeichner bei der Jungen Welt in Ost-Berlin.

1959 begann Stenzels Karriere bei der Berliner Morgenpost, wo er schnell große Popularität erlangte. Das zel seines Nachnamens wurde zur Signatur auf den Karikaturen; später signierte er mit zelli – wie er von Freunden und Kollegen genannt wurde.

Mit spitzer Feder karikierte er die Weltpolitik und das Stadtgeschehen in West-Berlin. Seine Strichmännchen waren Berliner Typen – oft Steppkes –, die das Zeitgeschehen bissig und mit Mutterwitz kommentierten. Während der 68er-Studentenbewegung wurden seine Zeichnungen aggressiver. Die protestierenden Studenten stellte er stereotyp als grobschlächtige und finstere Randalierer dar.[3]

Das Grab von Hans Joachim Stenzel auf dem Friedhof Dahlem-Dorf

Stenzel, der auch in der Bild-Zeitung veröffentlichte, bediente ungeniert und undifferenziert das Feindbild und die Ressentiments der Leserschaft dieser beiden Zeitungen des Springer-Konzerns in West-Berlin gegenüber der Studentenschaft.[4][5] Das Verlagshaus sieht rückblickend einige Karikaturen aus dieser Zeit sehr kritisch.[6] „Etliche Karikaturen, die damals in den Blättern des Verlages erschienen, waren verleumderisch“, urteilte 2010 ein Chefredakteur der Verlagsgruppe.

Hans Joachim Stenzel starb im Sommer 1999 im Alter von 75 Jahren in Berlin. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof Dahlem-Dorf (Feld 009-127) in Berlin-Dahlem.[7][8]

Die Schauspielerin Julia Biedermann ist Stenzels Tochter.

Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Strichweise Heiter, 170 Jahre Humor im Blätterwald, Ullstein Verlag Berlin 1990
  • …entspricht nicht dem Ernst der Lage!, Karikaturen, F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung, Berlin 1959, DNB 454870612

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hans Joachim Stenzel – genannt zelli, Hrsg.: Dietmar Otremba & Familie Hans Joachim Stenzel, Berlin 2002

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Karikaturist Stenzel gestorben. In: abendblatt.de. Hamburger Abendblatt, 25. Juni 1999, abgerufen am 22. November 2022.
  2. ane • wassi • zelli – Drei der Berliner Karikaturisten vom 12.05.06 bis 31.05.06 mit ihren Werken in der Galeria KiK! (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
  3. Der Studentenführer in Hitler-Pose (Memento vom 26. Februar 2015 im Internet Archive)
  4. Springers Bild von den Studenten, Karikaturen aus den westberliner Springerblättern 2. Jahreshälfte 1967. In: infopartisan.net. Abgerufen am 22. November 2022.
  5. Andreas Michalke: Karl-Heinz Hansen – Mit der Apollo 1969. In: mischalke04.wordpress.com. 6. Dezember 2007, abgerufen am 22. November 2022.
  6. Vorschlag unseres Karikaturisten: wen man noch enteignen könnte... (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
  7. Klaus Nerger: Das Grab von Hans Joachim Stenzel. In: knerger.de. Abgerufen am 22. November 2022.
  8. Hans-Jürgen Mende: Lexikon Berliner Begräbnisstätten. Pharus-Plan, Berlin 2018, ISBN 978-3-86514-206-1, S. 573.