Hans Wolf von Schönberg (Amtshauptmann)

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Hans Wolf von Schönberg (* 4. Mai 1539 in Belzig (?)[1]; † 8. Dezember 1603 in Pulsnitz) war ein kursächsischer Amtshauptmann und Hofmarschall aus dem Adelsgeschlecht Schönberg.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hans Wolfs Vater war Wolf von Schönberg auf Schönau, Kriegs- und Amtshauptmann zu Rochlitz, unter Kurfürst Moritz Feldmarschall in der Schlacht bei Sievershausen. Er heiratete um 1538 in zweiter Ehe Anna von Minckwitz aus dem Haus Maltitz, die Mutter von Hans Wolf.[2] Seine Halbbrüder hießen Georg, Moritz und Caspar, seine Schwester Anna heiratete Rudolf von Gersdorff auf Guteborn, seine andere Schwester hieß Margareta. In seiner Jugend lebte er am herzoglich preußischen Hof, dann wurde er Kammerjunker unter Kurfürst August.

Wappen von Hans Wolf von Schönberg und seiner Ehefrau Ursula von Carlowitz am Schloss in Pulsnitz (Eustachiushaus)

1571 trat er in französische Dienste. Er war Oberst unter Heinrich III. und Vizemarschall unter Kurfürst August. Am 4. Februar 1580 kaufte er Pulsnitz mit den zugehörigen Orten (Pertinenz) von vier Gebrüdern der Familie von Schlieben: Eustachius II (zu Bretnig), Hans II (zu Arnsdorf), Balthasar II (zu Brauna) und Hans III (zu Seese und Vetschau).[3] Die Kaufsumme betrug 31.000 Gulden. Mit den dazugehörigen sächsischen Gütern wurde er am 5. Februar 1580 belehnt, mit den böhmischen am 1. März 1580. Bei der Belehnung „zu gesamter Hand“ waren eingeschlossen seine drei Brüder

1586 wurde er von Kurfürst Christian I. gegen seinen Willen zum Hofmarschall ernannt. Außerdem war er Reiteroberst und Amtshauptmann von Stolpen und Radeberg. 1590 kehrte er auf seine Güter zurück und vermehrte sie um Niedergurig. Er entzog dem Pulsnitzer Rat die Niedere Gerichtsbarkeit. Unter Führung des Bürgermeisters[4] verübten die Ratsherren einen Mordversuch an von Schönberg. Der Täter wurde „zur Staupe geschlagen“ und des Landes verwiesen. 1593 führten seine Untertanen mehrfach Klage beim Kaiser gegen von Schönberg. Viele verließen ihre Höfe. Der Pulsnitzer Pfarrer Abraham Rick (Riccius) (1555/1556–1603), der Rebellen einer dritten, von Dorfbewohnern aus den Orten Hauswalde, Bretnig, Ober- und Niedersteina, Ohorn, Thiemendorf, Häslich, Schwosdorf, Hennersdorf und Brauna ausgehende Unruhe unterstützte,[5][6] wurde 1594 abgesetzt.

Die anlässlich seiner Beisetzung vom Hofprediger Polykarp Leyser aus Dresden gehaltene Leichenpredigt erschien beim Hofdrucker Matthes Stöckel in Dresden. Hans Wolf von Schönberg heiratete am 26. Januar 1563 in erster Ehe Ursula von Carlowitz († 25. August 1618) aus dem Haus Kriebstein und nach deren Tod in zweiter Ehe Elisabeth von Ponickau aus dem Haus Pomßen.[2] Er hatte 17 Kinder. Fünf Töchter und vier Söhne überlebten ihren Vater. Drei der Söhne waren Hans Wolf (1575–1629)[1] (er erbte Pulsnitz und kaufte die meißnischen Seiten von Pulsnitz und Ohorn sowie Friedersdorf hinzu), Wolf Georg (1567–1619)[1] und Caspar (1570–1629), der ebenfalls in kursächsische Dienste ging.[7] Der vierte Sohn Christian (1586–1605)[1] starb unvermählt. Zwei der Töchter waren Katharina (um 1566–1642) verheiratete von Haugwitz und Perpedua (1585–1609) verheiratete von Einsiedel.[1]

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Polykarp Leyser: Eine Christliche Predigt, Gehalten uber der Leich, Des weiland Edlen, Gestrengen und Ehrenuesten, Hans Wolffen von Schönberg auff Pulßnitz, Churfürstlichen Sächsischen bestelten Reuter Obersten, und Hauptman der beiden Ampter Stolpen und Radeberg, [et]c. welcher den 8. Decembris des 1603. Jahrs, in eyferiger anruffung seines Erlösers Jesu Christi, sanfft und selig eingeschlafen, und den 20. Decemb. aldar zu Pulßnitz, in versammlung vieler vom Adel und anderer benachbarten, Ehrlich zur Erden bestetiget worden. Matthes Stöckel, Dresden 1604. Digitalisat
  • Hermann Knothe (1865): Die ältesten Besitzer von Pulsnitz. Neues lausitzisches Magazin Band 42 S. 283–300. Digitalisat
  • Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der adeligen Häuser, 5. Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1904, S. 736. Digitalisat
  • Erich Stange (1915): Die Amtsentsetzung eines oberlausitzer Pfarrers durch seinen Kollator im Jahre 1594. Beiträge zur Sächsischen Kirchengeschichte Heft 28 S. 85–115

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e von Schönberg (165) Hans Wolf (der Ältere) in der Personen-Datenbank der Familie von Schönberg (abgerufen am 5. August 2021)
  2. a b Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der adeligen Häuser, 5. Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1904, S. 736. Digitalisat
  3. Hermann Knothe: Geschichte des oberlausitzer Adels und seiner Güter vom 13. bis gegen Ende des 16. Jahrhunderts. Leipzig 1879. S. 483f Digitalisat
  4. Erich Stange (1915): Die Amtsentsetzung eines oberlausitzer Pfarrers durch seinen Kollator im Jahre 1594. Beiträge zur Sächsischen Kirchengeschichte Heft 28 S. 96
  5. Friedrich Ehrengott Praßer: Chronik von Großröhrsdorf, Stadt und Dorf Pulsnitz, Friedersdorf, Thiemendorf, Lichtenberg, Mittelbach, Kleindittmannsdorf, Leppersdorf, Augustusbad, Bad zu Liegau, Lotzdorf, Radeberg, Kleinröhrsdorf, Wallroda, Kleinwolmsdorf, Arnsdorf, Fischbach, Schmiedefeld, Seligstadt, Harthau, Frankenthal, Rammenau, Hauswalde, Bretnig und Ohorn. Selbstverlag, Bischofswerda 1869. Digitalisat S. 139ff.
  6. Erich Stange (1915): Die Amtsentsetzung eines oberlausitzer Pfarrers durch seinen Kollator im Jahre 1594. Beiträge zur Sächsischen Kirchengeschichte Heft 28 S. 97
  7. Friedrich Ehrengott Praßer: Chronik von Großröhrsdorf, Stadt und Dorf Pulsnitz, Friedersdorf, Thiemendorf, Lichtenberg, Mittelbach, Kleindittmannsdorf, Leppersdorf, Augustusbad, Bad zu Liegau, Lotzdorf, Radeberg, Kleinröhrsdorf, Wallroda, Kleinwolmsdorf, Arnsdorf, Fischbach, Schmiedefeld, Seligstadt, Harthau, Frankenthal, Rammenau, Hauswalde, Bretnig und Ohorn. Selbstverlag, Bischofswerda 1869. Digitalisat S. 90.