„Hartmut von Hentig“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][ungesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Zeile 10: Zeile 10:
1963 wurde er als Ordentlicher Professor und Direktor des Pädagogischen Seminars an die Georg-August-Universität Göttingen berufen. Von dort wechselte er 1968 an die [[Universität Bielefeld]], nachdem ihm zugesagt worden war, dass er hier eine Versuchsschule gründen könne. Dies erfolgte 1974 mit der Einrichtung der [[Laborschule Bielefeld]], deren wissenschaftlicher Leiter er wurde, und des [[Oberstufen-Kolleg Bielefeld|Oberstufenkollegs]] in Bielefeld.
1963 wurde er als Ordentlicher Professor und Direktor des Pädagogischen Seminars an die Georg-August-Universität Göttingen berufen. Von dort wechselte er 1968 an die [[Universität Bielefeld]], nachdem ihm zugesagt worden war, dass er hier eine Versuchsschule gründen könne. Dies erfolgte 1974 mit der Einrichtung der [[Laborschule Bielefeld]], deren wissenschaftlicher Leiter er wurde, und des [[Oberstufen-Kolleg Bielefeld|Oberstufenkollegs]] in Bielefeld.


Er gab die ''[[Neue Sammlung|Neue Sammlung - Vierteljahres-Zeitschrift für Erziehung und Gesellschaft]]'' heraus und wurde 1987 emeritiert. Hentig lebt heute in Berlin.
Er gab die ''[[Neue Sammlung|Neue Sammlung - Vierteljahres-Zeitschrift für Erziehung und Gesellschaft]]'' heraus und wurde 1987 emeritiert. Hentig lebt heute in Berlin.Hallo wie gehts dir


Von Hentig ist Mitglied im Beirat der [[Humanistische Union|Humanistischen Union]] und offizieller Unterstützer der überwachungskritischen Datenschutzdemonstration ''[[Freiheit statt Angst]]''.<ref>[http://www.vorratsdatenspeicherung.de/content/view/248/77/ Demonstration ''Freiheit statt Angst'', Unterstützerliste]</ref>
Von Hentig ist Mitglied im Beirat der [[Humanistische Union|Humanistischen Union]] und offizieller Unterstützer der überwachungskritischen Datenschutzdemonstration ''[[Freiheit statt Angst]]''.<ref>[http://www.vorratsdatenspeicherung.de/content/view/248/77/ Demonstration ''Freiheit statt Angst'', Unterstützerliste]</ref>

Version vom 19. März 2010, 10:10 Uhr

Hartmut von Hentig (* 23. September 1925 in Posen) ist ein deutscher Pädagoge und Autor.

Leben

Hartmut von Hentig wurde 1925 als Sohn des Diplomaten Werner Otto von Hentig und seiner Frau Natalie geb. von Kügelgen, in Posen geboren. Sein Abitur legte er am Französischen Gymnasium in Berlin ab. Er wuchs in Berlin auf.

1945 begann er ein Studium der Altphilologie an der Georg-August-Universität Göttingen und setzte es ab 1947 an der University of Chicago fort. 1953 wurde er Lehrer am Birklehof (Schwarzwald) und in Tübingen. Über diese Zeit sagt er, er habe damals gelernt, „was man verliert, wenn man Stärke vortäuscht“. Damals sei es zur Stärkung der Menschen notwendig gewesen, Menschen von ihren falschen Sicherheiten zu befreien.

Im Gegensatz zu den 68ern strebt er also keine grundsätzliche Kritik, sondern Aufklärung über menschengemachte Systemzwänge und damit die selbstbestimmte Zustimmung zu Institutionen an, die nur über Bildung erreichbar sei. Später findet er für die Befähigung zur Selbstbestimmung die vereinfachende Formel Die Menschen stärken und für das Durchschauen scheinbarer Sachzwänge als menschengemachte Systemzwänge die Formel die Sachen klären. Diese Formeln sind freilich nicht nur vereinfacht, sondern auch umfassender.

1963 wurde er als Ordentlicher Professor und Direktor des Pädagogischen Seminars an die Georg-August-Universität Göttingen berufen. Von dort wechselte er 1968 an die Universität Bielefeld, nachdem ihm zugesagt worden war, dass er hier eine Versuchsschule gründen könne. Dies erfolgte 1974 mit der Einrichtung der Laborschule Bielefeld, deren wissenschaftlicher Leiter er wurde, und des Oberstufenkollegs in Bielefeld.

Er gab die Neue Sammlung - Vierteljahres-Zeitschrift für Erziehung und Gesellschaft heraus und wurde 1987 emeritiert. Hentig lebt heute in Berlin.Hallo wie gehts dir

Von Hentig ist Mitglied im Beirat der Humanistischen Union und offizieller Unterstützer der überwachungskritischen Datenschutzdemonstration Freiheit statt Angst.[1]

Von Hentig ist langjähriger Freund des Pädagogen Gerold Becker.[2] Er bestreitet jedoch, von dessen mutmaßlicher Beteiligung an sexuellem Missbrauch zumeist minderjähriger Schutzbefohlener an der Odenwaldschule gewusst zu haben[3].

Pädagogische Grundvorstellungen

Seine grundlegenden pädagogischen Überzeugungen sind mit dem Motto Die Menschen stärken, die Sachen klären treffend beschrieben. Darin ist enthalten, dass der einzelne sich selbst vertrauen müsse, bevor er etwas verstehen und sich anverwandeln könne. Deshalb setzt von Hentig darauf, dass Kinder und Schüler über selbstbestimmtes Handeln und Verantwortung die Voraussetzung für das Verstehen und Umgehen mit komplexen Verhältnissen gewinnen. Höchstes Bildungsziel ist individuelles Glück. Seine ideale Schule ist eine Gemeinschaft von Verantwortlichen (er nennt sie unter Bezug auf die antike Demokratie Polis), die über der Gestaltung ihrer eigenen Lebensumwelt Regeln und Kenntnisse für das Leben in der komplexen Industriegesellschaft erarbeitet.

Selbstbestimmung ist ihm so wichtig, dass er vor dem „Curricula und Rahmenpläne entwerfende[n] Pädagogen“ warnt und dem ihm politisch fernstehenden Helmut Schelsky zustimmt, wenn er soziale Selbständigkeit als auf moralischer Eigenverantwortung beruhend ansieht. (Die Menschen stärken, die Sachen klären, S.167)

Bereits 1983 verlangte er in einem Gutachten für die Freie Schule Frankfurt einen Kurswechsel in der Pädagogik: „Mathetik ist eine notwendige Korrektur des gedankenlos verabsolutierten Prinzips der Didaktik: dass Lernen auf Belehrung geschähe.“

Obwohl von Hentig als der einflussreichste deutsche Pädagoge seit 1945 gilt, wurden bei der Reaktion der Kultusministerien auf die PISA-Studien seine Erkenntnisse trotz des anerkannten (und bei PISA bestätigten) Erfolges seiner Modellschulen kaum beachtet.

Auszeichnungen

Siehe auch

Werke

  • Hellas und Rom. Lesewerk zur Geschichte, Langwiesche-Brandt, Ebenhausen b. München, 1964
  • Platonisches Lehren. Probleme der Didaktik, dargestellt am Modell des altsprachlichen Unterrichts, Bd. 1, Klett Stuttgart 1966
  • Das Bielefelder Oberstufen-Kolleg, Ernst Klett, Stuttgart 1971
  • Cuernavaca oder: Alternativen zur Schule?, Ernst Klett/Kösel, Stuttgart/München 1971
  • Paff, der Kater oder Wenn wir lieben, Carl Hanser Verlag, München/Wien 1978
  • Die Krise des Abiturs und eine Alternative, Klett-Cotta, Stuttgart 1980
  • Aufgeräumte Erfahrung. Texte zur eigenen Person, Hanser, München, Wien 1983.
  • Ergötzen, Belehren, Befreien. Schriften zur ästhetischen Erziehung, Hanser, München, Wien 1985.
  • Die Menschen stärken, die Sachen klären. Ein Plädoyer für die Wiederherstellung der Aufklärung, Reclam, Stuttgart, 1985
  • Arbeit am Frieden. Übungen im Überwinden der Resignation, Hanser, München, Wien, 1987
  • Das allmähliche Verschwinden der Wirklichkeit. Ein Pädagoge ermutigt zum Nachdenken über die Neuen Medien., Hanser, München, Wien, 1987
  • Magier oder Magister? Über die Einheit der Wissenschaft im Verständigungsprozeß, Klett-Cotta, Stuttgart, 1988
  • Bibelarbeit. Verheissung und Verantwortung für unsere Welt, Hanser, München, Wien, 1988
  • Die Schule neu denken. Eine Übung in praktischer Vernunft, Hanser, München, Wien, 1993
  • Bildung. Ein Essay, Hanser, München, Wien 1996.
  • Kreativität. Hohe Erwartung an einen schwachen Begriff, Hanser, München, Wien, 1998.
  • Die Bielefelder Laborschule. Aufgaben, Prinzipien, Einrichtungen. Eine empirische Antwort auf die veränderte Funktion der Schule. Band 7 Bielefeld, 1998
  • Ach, die Werte. Ein öffentliches Bewusstsein von zwiespältigen Aufgaben. Über eine Erziehung für das 21. Jahrhundert, Hanser, München, Wien, 1999
  • Kolumnen, Radius-Verlag, Stuttgart, 2000
  • Fahrten und Gefährten. Reiseberichte aus einem halben Jahrhundert, Hanser, München, Wien, 2000
  • Warum muss ich zur Schule gehen? Eine Antwort an Tobias in Briefen, 2001
  • Der technischen Zivilisation gewachsen bleiben, Beltz, 2002
  • Rousseau oder die wohlgeordnete Freiheit, C.H. Beck, München, 2003
  • Bewährung. Von der nützlichen Erfahrung, nützlich zu sein, Hanser, München 2006
  • Mein Leben - bedacht und bejaht. Kindheit und Jugend, Hanser, München 2007
  • Mein Leben - bedacht und bejaht. Schule, Polis, Gartenhaus, Hanser, München 2007

Einzelnachweise

  1. Demonstration Freiheit statt Angst, Unterstützerliste
  2. Hartmut von Hentig im Interview: "Voll Neid habe ich auf diesen Mann gesehen"; Spiegel, 14. März
  3. Frankfurter Rundschau, 6. März 2010
  4. Staatsministerium Baden-Württemberg: Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg. Liste der Ordensträger 1975-2009. Seite 50 - abgerufen am 11. Mai 2009