Myofasziales Schmerzsyndrom

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Das myofasziale Schmerzsyndrom (MSS) ist ein Krankheitsbild, das durch Schmerzen im Bewegungsapparat gekennzeichnet ist, welche nicht von Gelenken, Periost, Muskelerkrankungen oder anderen neurologischen Erkrankungen ausgehen. Im Gegensatz zur Fibromyalgie liegt beim MSS stets ein lokal begrenzter Schmerzzustand vor.

Ursache für das myofasziale Schmerzsyndrom ist ein überempfindlicher Herd in einem Muskel, der als Triggerpunkt bezeichnet wird. Er entsteht durch Überlastung eines Muskels, die zu einer anhaltenden Kontraktion einzelner Sarkomere führt. Dabei kommt es zu einer lokal begrenzten Sauerstoffunterversorgung und zu einer Hemmung der Wiederaufnahme von Calcium in das sarkoplasmatische Retikulum und damit zu einer Dauerkontraktion. Dieser Kontrakturknoten ist meist tastbar. Die Ausschüttung von Botenstoffen führt zu einem Schmerz, der sich durch spinale Reflexe auf benachbarte Muskelbezirke ausdehnen kann.

Ausgangspunkt für Muskelüberlastungen können Stress, kleinste Schäden durch ständig wiederkehrende Bewegungen, Fehlernährung, hormonelle Störungen, Immobilität, Muskelschwäche, Krämpfe oder neurologische Schäden (Schädigungen einzelner Nervenwurzeln) sein. Auch eine Unterkühlung (z. B. zu dünne Kleidung im Winter) kann zur Entwicklung von Triggerpunkten führen.

Klinisches Bild und Diagnostik

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Charakteristisch ist ein lokaler druckempfindlicher Punkt, ein hartes gespanntes Muskelbündel (Muskelhartspann, taut band), genannt auch Myogelose, und ein Ausstrahlen des Schmerzes in die so genannte Übertragungszone bei Druck auf den Triggerpunkt. Bei Druck auf den Triggerpunkt kommt es zu einem reflektorischen Zucken der dortigen Muskelfasern (lokale Zuckungsreaktion, LZR). Zudem besteht eine eingeschränkte Beweglichkeit und Muskelschwäche des Gebietes. Eine Dehnung des Muskels ist schmerzbedingt nur eingeschränkt möglich.

Wenn der Schmerz bei Ausübung des Druckes einem Dermatom folgt, dann handelt es sich nicht um einen Triggerpunkt. So kann man Triggerpunkte immer klar von neurologischen Ursachen unterscheiden.

Muskelhartspann und reflektorisches Zucken fehlen bei den tender points der Fibromyalgie; allerdings treten bei 70 % der Fibromyalgie-Patienten gleichzeitig MSS-Triggerpunkte auf.

In den betroffenen Abschnitten der Muskulatur findet sich eine deutliche Verschmälerung des Endomysiums. Zusätzlich konnten Schäden und Atrophiezeichen von Muskelfasern nachgewiesen werden. Da diese Veränderungen langfristig erscheinen, erklären sie die Beobachtung, dass Verhärtungen auch unter Narkose tastbar bleiben.[1]

Die Behandlung erfolgt vor allem durch Physiotherapie (Triggerpunkttherapie, Massage). Wärmebehandlungen, wie z. B. Naturfango, Rotlicht oder ein Körnerkissen, können im Anschluss zur eigentlichen Therapie durch die Anregung des Stoffwechsels ebenfalls einen positiven Einfluss haben.

Bei komplizierten Formen können Muskelrelaxanzien wie Tolperison oder Methocarbamol eingesetzt werden. Bei therapieresistenten Formen erfolgt eine invase Behandlung durch Infiltration des Triggerpunkts. Dabei wird eine Nadel in den Triggerpunkt vorgeführt und vor- und zurückgeschoben (Dry Needling), gegebenenfalls werden isotonische Kochsalzlösung, ein Lokalanästhetikum oder Botulinumtoxin injiziert.

In einer Übersichtsarbeit von 2015 kam eine Arbeitsgruppe zu dem Schluss, dass das myofasziale Schmerzsyndrom basierend auf Triggerpunkten eine reine Erfindung sei und keine wissenschaftliche Grundlage habe.[2] Daraufhin erschien in der Zeitschrift Journal of Bodywork & Movement Therapies, dem offiziellen Organ verschiedener Therapiegesellschaften einschließlich der National Association of Myofascial Trigger Point Therapists USA,[3] eine umfangreiche Zurückweisung dieser Kritik.[4]

  • Hans-Christoph Diener, Christoph Maier (Herausgeber): Die Schmerztherapie: Interdisziplinäre Diagnose- und Behandlungsstrategien- mit Zugang zum Elsevier-Portal. Elsevier, Urban&Fischer Verlag, 3. Ausgabe 2008, ISBN 978-3-437-21541-4, S. 133 ff.
  • Janet G. Travell et al.: Handbuch der Muskel-Triggerpunkte. 1. Obere Extremität, Kopf und Thorax. 2. Auflage 2002, Elsevier Urban & Fischer, ISBN 3-437-41402-X.
  • J. P. Shah, N. Thaker, J. Heimur, J. V. Aredo, S. Sikdar, L. Gerber: Myofascial Trigger Points Then and Now: A Historical and Scientific Perspective. In: PM & R : the journal of injury, function, and rehabilitation. Band 7, Nummer 7, Juli 2015, S. 746–761, doi:10.1016/j.pmrj.2015.01.024, PMID 25724849, PMC 4508225 (freier Volltext) (Review).
  • John Quintner, Milton Cohen: Myofascial pain syndrome: a bogus construct, in: Michael Hutson, Adam Ward (Hrsg.): Oxford Textbook of Musculoskeletal Medicine, Oxford University Press, zweite Ausgabe 2015, ISBN 978-0-19-967410-7, S. 134–142.

Einzelnachweise

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  1. Windisch A, Reitinger A, Traxler H, Radner H, Neumayer C, Feigl W: Morphology and histochemistry of myogelosis. In: Clin Anat. 12. Jahrgang, Nr. 4, 1999, S. 266-71, doi:10.1002/(SICI)1098-2353(1999)12:4<266::AID-CA5>3.0.CO;2-G, PMID 10398386.
  2. J. L. Quintner, G. M. Bove, M. L. Cohen: A critical evaluation of the trigger point phenomenon. In: Rheumatology. Band 54, Nummer 3, März 2015, S. 392–399, doi:10.1093/rheumatology/keu471, PMID 25477053 (Review), PDF.
  3. Darstellung der Zeitschrift durch den Verlag
  4. J. Dommerholt, R. D. Gerwin: A critical evaluation of Quintner et al: missing the point. In: Journal of bodywork and movement therapies. Band 19, Nummer 2, April 2015, S. 193–204, doi:10.1016/j.jbmt.2015.01.009, PMID 25892372 (Review), PDF.