Heinrich von Preußen (1726–1802)

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Prinz Heinrich von Preußen, Porträt von Johann Heinrich Tischbein dem Älteren, entstanden 1769

Friedrich Heinrich Ludwig Prinz von Preußen (* 18. Januar 1726 in Berlin; † 3. August 1802 in Rheinsberg) war das 13. Kind König Friedrich Wilhelms I. in Preußen und dessen Gattin Sophie Dorothea von Hannover.

Leben

Unter seinem älteren Bruder, König Friedrich II., wurde Heinrich bereits mit 14 Jahren als Oberst Chef des 35. Infanterieregiments und nahm am Österreichischen Erbfolgekrieg teil. Dennoch stand er Zeit seines Lebens im Schatten seines älteren Bruders, dessen militärische Strategie und Außenpolitik er mehrfach kritisierte; so etwa 1753 in einer Denkschrift unter dem Pseudonym „Maréchal Gessler“.

Nach dem Siebenjährigen Krieg (1756-1763), in dem er als General diente, betätigte sich Prinz Heinrich als geschickter Diplomat und bereitete auf verschiedenen Reisen nach Stockholm und Sankt Petersburg die Erste Polnische Teilung vor. Dabei versuchte er stets, sich selbst eine Herrschaft zu verschaffen. Zweimal wurde ihm die Krone von Polen angetragen, was jedoch Friedrich II. missfiel.

Während der ersten Teilung Polens schickte Friedrich II. den Prinzen Heinrich nach Sankt Petersburg um der russischen Kaiserin Katharina die preußischen Arrondierungspläne schmackhaft zu machen. Die Mission des Prinzen Heinrich verlief erfolgreich, denn Russland und Preußen einigten sich am 17. Februar 1772 über die Gebietsaufteilungen. Österreich folgte am 4. März. Der formelle Teilungsvertrag wurde dann am 5. August in Sankt Petersburg unterzeichnet. Friedrich verhinderte jedoch, dass Heinrich die Herrschaft über ein von Zarin Katharina II. geplantes Königreich in der Walachei erhielt. Sogar die Statthalterschaft über die amerikanischen Kolonien Englands wurde ihm in Aussicht gestellt, bis diese sich jedoch 1776 für unabhängig erklärten.

Nachdem Friedrich II. 1786 gestorben war, hoffte Prinz Heinrich auf mehr Einfluss auf die preußischen Staatsgeschäfte, indem er als Ratgeber seines Neffen und neuen Königs Friedrich Wilhelm II. fungierte. Diese Pläne erfüllten sich nicht in dem Maße, wie er es sich erhofft hatte. Etwas mehr Einfluss hatte er jedoch in seinen letzten Lebensjahren auf den seit 1797 regierenden Friedrich Wilhelm III..

Der Engländer William Wraxall beschrieb den Prinzen mit den folgenden Worten:

"Er ist von Person unscheinbar und ohne alle äußerliche Anmuth. Von Natur kalt und von schweigsamen Wesen, kann er nichtsdestoweniger gelegentlich durch die Lebendigkeit seines Gesprächs einen gewinnenden Eindruck machen."

Wie im Falle Friedrichs II. so gehen auch bei Heinrich mehrere Historiker davon aus, dass er homosexuell war [1]. Heinrich heiratete am 25. Juni 1752 Prinzessin Wilhelmine von Hessen-Kassel, führte aber - auch hierin seinem Bruder ähnlich - zu großen Teilen ein Leben getrennt von seiner Ehefrau, wobei er lange Zeit im Schloss Rheinsberg, das ihm Friedrich 1744 geschenkt hatte, verbrachte. In Berlin wurde für ihn das Palais des Prinzen Heinrich, in dem heute die Humboldt-Universität zu Berlin untergebracht ist, errichtet.

Militärische Bedeutung des Prinzen Heinrich

Heinrich von Preußen

Die militärische Ausbildung des Prinzen begann erst im September 1740 durch den Oberst von Stille. Mit diesem begleitete der Prinz die preußische Armee im Ersten Schlesischen Krieg und nahm dabei als Adjutant an der Schlacht bei Chotusitz teil. Ab Mai 1744 erhielt er schließlich Erlaubnis, sein Regiment persönlich zu exerzieren. Im Zweiten Schlesischen Krieg wurde er bei Tábor fast gefangen genommen. Anschließend bewährte er sich in der Schlacht bei Hohenfriedeberg. Am 15. Juli 1745 zum Generalmajor befördert, zeichnete er sich durch ein erfolgreiches Rückzugsgefecht bei Trautenau aus. Als er danach an den Pocken erkrankte, musste er die Armee vorzeitig verlassen.

Bei Ausbruch des Siebenjährigen Krieges 1756 kommandierte Heinrich eine Brigade beim Einmarsch in Sachsen. Am 16. Februar 1757 wurde er zum Generalleutnant befördert. In der Schlacht bei Prag konnte er am rechten Flügel die gegnerische Stellung umgehen und so entscheidend zum Sieg beitragen. Dafür wurde er von Offizieren und Soldaten gleichermaßen bewundert. Nach der Niederlage bei Kolin führte er mit Feldmarschall James Keith den Rückzug nach Sachsen und zeichnete sich im Gefecht bei Leitmeritz aus. In der folgenden Schlacht bei Roßbach befehligte Heinrich den rechten Flügel, der die entscheidende Attacke führte. Eine Verwundung zwang ihn dann bis zum Frühjahr 1758 in Leipzig zu bleiben.

Nach seiner Genesung führte Prinz Heinrich ein unabhängiges Kommando in Sachsen, wo er die Elb-Linie durch einen Manöverkrieg gegen die Franzosen und die Reichsarmee hielt. Dabei eroberte er das Herzogtum Braunschweig zurück. Im Jahre 1759 operierte er offensiv gegen die Reichsarmee und drang bis zum Main vor. Nach der Schlacht bei Kunersdorf war Friedrich II. einige Zeit nicht mehr in der Lage die Armee zu befehligen, woraufhin Prinz Heinrich zum Oberkommandierenden der gesamten preußischen Truppen aufstieg. In dieser Funktion zeigte er sich sehr aktiv, drängte die französische Armee nach Bautzen zurück, schlug am 25. September ein österreichisches Korps bei Hoyerswerda und ein weiteres am 29. Oktober bei Pretzsch.

Im Jahre 1760 wurde er Befehlshaber in Schlesien, wo er Breslau entsetzte und erfolgreich die Vereinigung der Russen und Österreicher verhinderte. Im Herbst erkrankte er und übernahm danach 1761 wieder die Befehlsgewalt in Sachsen. Er operierte erfolgreich und konnte am 29. Oktober 1762 in der Schlacht bei Freiberg die letzte Schlacht des Krieges für sich entscheiden.

Auch im Bayerischen Erbfolgekrieg kommandierte Prinz Heinrich 1778 eine Armee, blieb aber weitestgehend untätig, was zum Bruch mit seinem Bruder Friedrich II. führte. Als General war er stets umsichtiger und vorsichtiger als Friedrich II., dem er vorwarf, dass seine gesamte Kriegskunst daraus bestünde, Schlachten zu schlagen. Deshalb waren die Feldzüge des Prinzen eher von defensiver Natur, kosteten dabei aber weit weniger Menschenleben als die offensiven Unternehmungen seines Bruders.

Siehe auch

Fußnoten

  1. Die Zeit 32/2002

Literatur

  • Engelmann, Joachim / Dorn, Günter: Friedrich der Große und seine Generale, Friedberg: Podzun-Pallas, 1988. ISBN 379090340X.
  • Krockow, Christian Graf von: Die preußischen Brüder. Prinz Heinrich und Friedrich der Große. Ein Doppelportrait, München: Deutscher Taschenbuch-Verlag, Oktober 2002. ISBN 3423306599.
  • Erich R. Preuss: Prinz Heinrich - Der Eremit von Rheinsberg. Selbstverlag, Berlin 2003.
  • Ziebura, Eva: Prinz Heinrich von Preußen. Berlin: Aufbau Taschenbuch, November 2004. ISBN 3746617707.

Weblinks