Herman Schell

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Herman Schell – oft auch Hermann – (* 28. Februar 1850 in Freiburg im Breisgau, † 31. Mai 1906 in Würzburg) war ein katholischer Theologe und Philosoph.

Nach dem Besuch des Großherzoglichen Lyzeums in Freiburg trat er 1868 in das dortige Theologenkonvikt ein und studierte an der Universität Freiburg Philosophie und Theologie, unter anderem beim neuscholastischen Dogmatiker Constantin von Schätzler und beim christlichen Spätidealisten Jakob Sengler. Nachdem er 1870 aus disziplinarischen Gründen aus dem Konvikt entlassen wurde, ging Schell nach Würzburg. Dort arbeitete er bei Franz Brentano, der 1873 aus der katholischen Kirche austrat, an seiner philosophischen Dissertation unter dem Titel Die Einheit des Seelenlebens aus den Principien der Aristotelischen Philosophie entwickelt, die er dann aber 1872 bei Jakob Sengler in Freiburg einreichte und 1873 veröffentlichte. Schell war seit seiner Studentenzeit in Würzburg bis zu seinem Tode ein treues Mitglied des Katholischen Studentenvereins Walhalla Würzburg im KV und engagierte sich auch noch später im KV.

Nach seiner Priesterweihe am 17. August 1873 arbeitete er zunächst sechs Jahre lang als Kaplan und Religionslehrer in Amorbach und Obertheres. 1879 ging er zur Fortsetzung seiner theologischen Studien nach Rom. 1881 zurückgekehrt arbeitete er in Margetshöchheim, Dimbach und Marktheidenfeld], während er gleichzeitig seine theologische Dissertation fertigstellte mit dem Titel Das Wirken des dreieinigen Gottes. Die Arbeit wurde im November 1883 an der Universität Tübingen als Doktorarbeit anerkannt und 1885 publiziert. Bereits zum Wintersemester 1884/85 wurde er in Würzburg als Extraordinarius für Apologetik, Christliche Kunstgeschichte und Archäologie berufen. 1888 wurde er dort schließlich Ordinarius für Apologetik und Christliche Archäologie. 1890 übernahm er die Vertretung der Dogmatikprofessur und ab 1894 kamen die vergleichende Religionswissenschaft und die Christliche Kunstgeschichte hinzu.

1893 legte er seine dreibändige Katholische Dogmatik vor. Eine ordentliche Berufung auf den Dogmatiklehrstuhl scheiterte aber an einer Intervention des Bischofs.

1895/96 veröffentlichte er die ersten beiden Bände seiner Gesamtapologetik unter dem Titel Die göttliche Wahrheit des Christentums.

Seine beiden Reformschriften Der Katholicismus als Princip des Fortschritts (1897) und Die neue Zeit und der alte Glaube (1898) machten ihn international bekannt, brachten ihm aber eine Indizierung ein. Schell war dadurch persönlich sehr betroffen, er unterwarf sich dieser Entscheidung und blieb seiner Kirche treu.

Zwischen 1901 und 1905 veröffentlichte er Religion und Offenbarung, Jahwe und Christus und Christus. Das Evangelium und seine weltgeschichtliche Bedeutung. Diese Werke blieben unbeanstandet.

Von neuscholastischen Theologen wurde ihm allerdings weiterhin Monismus, Rationalismus und Protestantismus vorgeworfen. Diese Auseinandersetzungen belasteten Schell auch gesundheitlich sehr. Am 31. Mai 1906 starb er mit erst 56 Jahren an einem Herzversagen.

Die indizierten Thesen Schells sind inzwischen durch das zweite Vatikanische Konzil weitgehend anerkannt worden.

Herman-Schell-Institut

Das Herman-Schell-Institut wurde 1971 an der Universität Würzburg als wissenschaftliche Einrichtung zur Erforschung des philosophischen und theologischen Werkes Herman Schells gegründet. Bislang wurde die Arbeit des Institut vor allem von den Forschungen Hasenfußs, Scheeles, Bisers und Ganoczys geprägt.

Literatur

Primärliteratur

Sekundärliteratur

  • Otmar Meuffels/Rainer Dvorak (Hgg.): Wahrheit Gottes – Freiheit des Denkens. Herman Schell als Impulsgeber für Theologie und Kirche. Gedenkschrift anläßlich seines 150. Geburtstages (Quellen und Forschungen zur Geschichte des Bistums und Hochstifts Würzburg 57), Schöningh, Würzburg 2001, ISBN 3-87717-061-7
  • Thomas Franz (Hg.): Herman Schell, die neue Zeit und der alte Glaube. Vier theologische Programmschriften, Echter, Würzburg 2006, ISBN 978-3-429-02847-3