Hille Perl

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Hille Perl (eigentlich: Hildegard Perl; * 1965 in Bremen) ist eine deutsche Gambistin, die als Interpretin von Musik des 17. und 18. Jahrhunderts europaweit bekannt ist.

Leben

Hille Perl wuchs in einer musikalisch geprägten Familie auf. Ihr Vater, der Musikwissenschaftler, Cembalist und Organist Helmut Perl, beschäftigte sich intensiv mit Mozart und schenkte seiner Tochter bereits eine kleine Viola da Gamba. Hille Perl nahm zunächst Unterricht bei Niklas Trüstedt in Berlin und studierte später in Hamburg bei Pere Ros und Ingrid Stampa. An der Akademie für Alte Musik in Bremen bei Jaap ter Linden und Sarah Cunningham schloss sie ihr Studium 1990 ab. Während ihrer Ausbildung erhielt Hille Perl wichtige Anregungen von Wieland Kuijken und Jordi Savall. Sie unterrichtet seit 2002 an der Hochschule für Künste Bremen Studenten in Instrumenten der Gambenfamilie.

Sie ist verheiratet mit dem Lautenisten Lee Santana. Ihre Tochter, Marthe Perl, ist ebenfalls Gambistin.

Künstlerisches Wirken

Neben ihrer Konzerttätigkeit veröffentlichte sie seit 1997 zahlreiche Aufnahmen bei den Labels Deutsche Harmonia Mundi und Sony BMG sowie dem deutschen Independent-Label Carpe Diem Records.

Hille Perl konzertiert mit Ensembles wie dem Freiburger Barockorchester oder dem Balthasar-Neumann-Ensemble. Sie tritt als Solistin auf oder im Duo mit ihrem langjährigen Partner Lee Santana, mit dem sie seit 1984 zusammenarbeitet. 2001 gründete sie zusammen mit ihm und Steve Player das Ensemble Los Otros, das inzwischen zahlreiche nationale wie auch internationale Gastspielreisen unternahm und einige Alben einspielte.

Ferner arbeitet Hille Perl mit vielen anderen Künstlern zusammen und tritt in einigen weiteren Formationen in Erscheinung. The Sirius Viols ist ein Gamben-Ensemble, gelegentlich mit anderen Instrumenten bzw. Gesang ergänzt, das unter anderem angetreten ist, „verschiedene musikalische Ideen oder Ansätze auszuprobieren“ und in dem öfters ehemalige oder aktuell Studierende von Hille Perl zu finden sind. Unter Why Not Here hat sie sich mit ihrer Gambenspiel-Kollegin Friederike Heumann zusammengefunden und unter dem Namen The Age Of Passions mit den Musikern Petra Müllejans (Barockgeige), Lee Santana (Laute, Theorbe und Colascione) und Karl Kaiser (Traversflöte). Seit 2005 spielt sie zusammen mit Lee Santana und dem Blockflötisten Maurice Steger im Barocktrio. In dieser Kombination wie auch mit ihren übrigen Projekten stößt sie bei Publikum und Presse regelmäßig auf äußerst positive Resonanz.

Hille Perl hat konzertante Gambenmusik in Deutschland und darüber hinaus wieder stärker ins Blickfeld gerückt. Sie gehört heute zu den international erfolgreichsten deutschen Gambistinnen. Insbesondere werden ihr „virtuoses Spiel voller Leidenschaftlichkeit, Ernsthaftigkeit und Leichtigkeit zugleich“ sowie ihr Talent zur Improvisation gewürdigt.[1]

Über das Wirken der Musikerin drehte Christian Kurt Weisz einen 43-minütigen Dokumentarfilm mit dem Titel Hille Perl und die Königin der Streichinstrumente,[2] den der Fernsehsender Arte am 24. Juli 2011 erstmals ausstrahlte.

Diskografie

Jahr Titel weitere Interpreten Label
1997 Sainte-Colombe – Retrouvé & Changé Deutsche Harmonia Mundi
1999 Sonatas for Viola da Gamba & Harpsichord Michael Behringer Haenssler Classic
1999 …per la viola da gamba… Deutsche Harmonia Mundi
2000 Doulce Memoire Deutsche Harmonia Mundi
2002 The Star and the Sea Lee Santana Carpe Diem Records
2003 Tinto Lee Santana, Steve Player Deutsche Harmonia Mundi
2003 Why Not Here Friederike Heumann Carpe Diem Records
2004 Marin Marais – Pour la Violle et le Théorbe Lee Santana Deutsche Harmonia Mundi
2004 Aguirre Lee Santana, Steve Player, Pedro Estevan Deutsche Harmonia Mundi
2006 Telemann Concertos for Viola da Gamba Freiburger Barockorchester, Petra Müllejans Deutsche Harmonia Mundi
2007 Marais – Les Voix Humaines Lee Santana Deutsche Harmonia Mundi
2008 La Hacha Lee Santana, Steve Player, Tembembe Ensamble Continuo Deutsche Harmonia Mundi
2008 Dowland – In darkness let me dwell Lee Santana, Dorothee Mields Deutsche Harmonia Mundi
2008 De Profundis Tre Bassi (Alain Buet, Paul Willenbrock, Philippe Roche), Michel Godard, Lee Santana Carpe Diem Records
2009 Kapsbergiana Lee Santana, Steve Player Deutsche Harmonia Mundi
2009 Sonatas for Viola Da Gamba & Harpsicord Christine Schornsheim Deutsche Harmonia Mundi
2009 Venezia 1625 Maurice Steger & Ensemble Harmonia Mundi
2010 Loves Alchymie Lee Santana, Dorothee Mields Deutsche Harmonia Mundi
2011 Verleih uns Frieden gnädiglich Anna Maria Friman, Lee Santana, Sirius Viols Deutsche Harmonia Mundi
2011 Biber – Rosenkranzsonaten Daniel Sepec, Lee Santana, Michael Behringer Coviello Classics
2012 The Music of Johann Schenk Lee Santana, Marthe Perl Deutsche Harmonia Mundi
2012 Sixxes Lee Santana, Sirius Viols, American Gamba Music Deutsche Harmonia Mundi
2012 Telemann/Pfeiffer/Graun – Concerti Freiburger Barockorchester Deutsche Harmonia Mundi

Auszeichnungen

  • 2001: ECHO Klassik der Deutsche Phono-Akademie als „Instrumentalistin des Jahres“ für ihr Album Doulce Memoire
  • 2008: ECHO Klassik in der Kategorie „Kammermusikeinspielung Ensemble des 17./18. Jh.“
  • 2011: ECHO Klassik in der Kategorie „Kammermusikeinspielung Ensemble des 17./18. Jh.“, zusammen mit Dorothee Mields und Lee Santana für ihre CD Loves Alchymie
  • 2012: Preis der deutschen Schallplattenkritik: „Jahrespreis 2011“ für die Produktion Biber – Rosenkranzsonaten, zusammen mit Daniel Sepec, Michael Behringer und Lee Santana[3]

Film

  • Hille Perl und die Königin der Streichinstrumente. Dokumentarfilm, Deutschland, 2011, 43 Min., Buch und Regie: Christian Kurt Weisz, Produktion: Bernhard Fleischer Moving Images, ZDF, arte, Erstsendung: 24. Juli 2011 bei arte, Inhaltsangabe von ARD.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Christiane Lehnigk: Viola da gamba und Telemann. Das virtuose Spiel der Hille Perl. In: Deutschlandfunk, 29. Oktober 2006.
  2. Videoausschnitt: Hille Perl und die Königin der Streichinstrumente. Hochgeladen von Chris Kurt Weisz, ursprüngliche Seite, archiviert.
  3. Jahrespreis für Bibers Rosenkranzsonaten. In: Preis der deutschen Schallplattenkritik, 2012.