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Historische Mühle von Sanssouci

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Datei:Historische Muehle.jpg
Historische Mühle von Sanssouci

Durch die Legende "Der Müller von Sanssouci", wurde die Historische Mühle über die Grenzen Potsdams hinaus bekannt und so vor allem mit Friedrich dem Großen und seinem Sommerschloss Sanssouci in Verbindung gebracht.


Zur Geschichte der Mühle

Bereits der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. gab 1736 die Erlaubnis für den Bau einer Windmühle. Seit 1739 stand auf der heutigen Stelle eine Bockwindmühle, deren gesamter Oberbau, auf einem hölzernen Bock stehend, entsprechend der Windrichtung "in den Wind" gedreht wurde. Die erste Mühle und eigentliche Historische Mühle war somit älter als das nahegelegene, in den Jahren 1745-1747 errichtete Sommerschloss Friedrichs des Großen.

Ein halbes Jahrhundert später musste die verfallene Bockwindmühle abgetragen werden. Das schon damals populäre Gebäude ließ Friedrich Wilhelm II. 1790 auf eigene Kosten wieder aufbauen. Den Auftrag bekam der Baumeister Cornelius Wilhelm van der Bosch, der anstelle der Bockwindmühle eine größere Galeriewindmühle nach holländischem Muster errichtete.

Nach dem Regierungsantritt Friedrich Wilhelms IV. 1840, verschönerte der Landschaftsarchitekt Peter Joseph Lenné die Umgebung der Mühle. In diesem Zusammenhang stand eine vom König geplante, aber nur in Teilen realisierte Triumphstraße zum Andenken an Friedrich den Großen. Ausgehend vom Triumphtor, östlich des Parks Sanssouci, vorbei an dem neu erbauten Orangerieschloss zum Belvedere auf dem Klausberg, sollte die Historische Mühle in das Höhenstraßenprojekt eingebunden werden. Die Märzrevolution von 1848 und das Fehlen finanzieller Mittel ließen das Großprojekt scheitern.

1858 trat der letzte Müller von seinem Pachtvertrag zurück. Da der König die Inbetriebnahme des Mahlwerks durch weitere Bewerber ablehnte, konnte das Bauwerk ab 1861 besichtigt werden.

Ende des Zweiten Weltkriegs, am 27. April 1945, wurde zwischen der Mühle und der Auffahrt zum Schloss Sanssouci ein sowjetischer Panzer durch eine Panzerfaust getroffen. In den darauf folgenden Kampfhandlungen gerieten die Mühle und das darunter liegende Schweizerhaus in Brand. Beide Gebäude wurden zerstört, das Schweizerhaus nicht wieder aufgebaut.

Der Wiederaufbau der Historischen Mühle

Die Handwerkskammer Potsdam begann ab 1983 mit der Instandsetzung des steinernen Sockels. Die Arbeiten mußten aber 1990 wegen Finanzierungsschwierigkeiten wieder eingestellt werden. Ab Ende 1991 konnte der Wiederaufbau durch Spenden des Landes Brandenburg, der Nordrhein-Westfalen-Stiftung und der damaligen Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci fortgeführt werden.

Die heutige Galeriewindmühle ist ein Nachbau der 1790 erbauten Holländermühle und somit die dritte sogenannte Historische Mühle. Geplant nach Fotos und Aufmaß des Mühlenstumpfs, da Baupläne von Cornelius Wilhelm van der Bosch nicht mehr vorhanden waren.

Eigentümer ist die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. Betrieben wird sie von der 1987 gegründeten Deutschen Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung (DGM).

Historische Mühle - Blick von unten


Technische Daten

Die Konstruktion entspricht der Bauweise um 1800.

Mühlenkonstruktion: Achteckständer, Mühlenhaube, mühlentechnische Einbauten wie die 5,5 Meter lange Flügelwelle.

Die Mühle hat eine Höhe von 25,78 Metern und bis zur Obergrenze des Flügels 35,45 Meter. Im Einzelnen: Steinerner Sockel: 13,41 Meter. Hölzerner Aufbau : 12,37 Meter. Länge der Flügelruten: je 24 Meter.

Im hölzernen Aufbau befindet sich ein durch Wind angetriebenes Mahlwerk mit zwei Gängen für Schrot und Mehl.


Legende

Zwischen den jeweils regierenden Königen und den Müllern kam es aus verschiedenen Gründen immer wieder zu Missstimmungen.

Die Legende des Müllers von Sanssouci erschien 1787 zuerst in einem französischen Buch über das Leben Friedrichs des Großen (Vie de Frédéric II., anonymer Verfasser) und in abgeschwächter Form ein Jahr später in Deutschland.

Die Legende besagt, dass sich Friedrich der Große durch das Geklapper der Mühlenflügel gestört fühlte und dem Müller den Kauf der Mühle angeboten habe. Auf dessen Ablehnung soll der König gedroht haben: "Weiß Er denn nicht, daß ich Ihm kraft meiner königlichen Macht die Mühle wegnehmen kann, ohne auch nur einen Groschen dafür zu bezahlen?" Worauf der Müller geantwortet haben soll: "Gewiß, Euer Majestät, das könnten Euer Majestät wohl tun, wenn es - mit Verlaub gesagt - nicht das Kammergericht in Berlin gäbe."

Es ist eine Legende und entspricht nicht der Wahrheit. Nach Meinung Friedrichs des Großen unterstrich die Mühle den ländlichen Charakter seines Sommerschlosses. Zitat: "dass, ... die Mühle dem Schloss eine Zierde sey." Der Müller soll nach Berichten ein schwieriger Mensch gewesen sein, der die Bauern um ihr Mehl betrog und ständig mit Bittschriften den König bedrängte.

Im Jahr 1768 gab es einen Gerichtsstreit um Wasserrechte zwischen dem Pächter einer Mühle in Pommerzig in der Neumark und seinem Erbzinsherrn. Friedrich der Große mischte sich in das laufende Verfahren zugunsten des Müllers ein. Zu unrecht wie sich später herausstellte. Dieser Prozeß und die Geschichte des Sanssouci-Müllers wurden in der Legende ineinander verwoben und sollten die Gerechtigkeit des Königs gegenüber all seinen Untertanen hervorheben.


Literatur

  • Amtlicher Führer der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin Brandenburg: Die Historische Mühle. 1. Auflage. Potsdam 2000