Hurwitz-Zahl

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In der Mathematik ist die Hurwitz-Zahl eine spezielle Zahl, welche die Anzahl der verzweigten Überlagerungen über der Riemannschen Zahlenkugel bzw. die Zahl der meromorphen Funktionen aufgrund ihres Verzweigungsprofils über beschreibt.

Motivation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Benannt sind die Zahlen nach Adolf Hurwitz, der sie 1891 definierte und erste Berechnungen durchführte.[1] Betrachtet werden hier spezielle holomorphe Funktionen , wobei eine kompakte riemannsche Fläche und die Riemannsche Zahlenkugel ist. Die riemannsche Zahlenkugel besteht aus den komplexe Zahlen und einem weiteren Punkt , die mit einer speziellen Topologie versehen ist. Damit ist die Funktion eine meromorphe Funktion. Hurwitz war vor allem daran interessiert, ob man abhängig vom Verhalten an den Polstellen (also den Urbildern von ) Aussagen über die Zahl der Funktion treffen kann.

Definitionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hurwitz-Überlagerungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sei eine kompakte riemannsche Fläche und eine -blättrige holomorphe Überlagerung und die Polstellen von , d. h. es gilt für und es bezeichne den Verzweigungsindex von . nennen wir eine Hurwitz-Überlagerung vom Typ , falls das Geschlecht von und eine Partition von ist. Die Menge aller Hurwitz-Überlagerungen bezeichnen wir mit .

Für gewöhnlich setzt man bei der Definition voraus, dass die riemannsche Fläche zusammenhängend ist.

Hurwitz-Zahl[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Hurwitz-Zahl vom Typ definieren wir als

,

wobei die Automorphismengruppe von bezeichnet.

Berechnungsformel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Folgenden setzen wir .

Kombinatorische Formel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die folgende kombinatorische Formel stammt von Hurwitz selbst:[1]

Betrachte die Tupel , welche folgende drei Bedingungen erfüllen:

  1. sind Transpositionen
  2. Die erzeugte Untergruppe wirkt transitiv auf .
  3. besitzt den Zyklenzeiger .

Dann gilt[2]

Beispiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mithilfe der kombinatorischen Formel kann man einige Beispiele ausrechnen:

  • Ist , und der Partition ist und die einzige Transposition ist gegeben durch . Damit folgt
Hurwitz-Zahlen müssen nicht zwangsläufig ganzzahlig sein.
  • Wir betrachten die Partition mit einem beliebigen . Gesucht sind nun Tupel von Transpositionen mit , welche alle gesuchten Bedingungen erfüllen. Da der Zyklenzeiger betragen soll, heißt das, dass eine Transposition ist. Da wir in arbeiten, können die ersten Transpositionen frei gewählt werden. Das ist eindeutig bestimmt durch , denn in muss man bei einer beliebigen Permutation nur zwei Einträge permutieren, um eine Transposition zu erhalten. Die Transpositionen von sind gegeben durch . Man sieht, dass man mindestens zwei Transpositionen braucht, damit die erzeugte Untergruppe transitiv auf wirkt. Zusammen ergibt sich also
  • Schon bei verhältnismäßig einfachen Partitionen kann die Berechnung sehr schwer sein. Weitere Lösungen sind zum Beispiel[3]

ELSV-Formel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Um das Jahr 2000 herum ist eine neue Rechenformel entdeckt worden, die ein Verhältnis zur algebraischen Geometrie herstellt. Benannt nach den Entdeckern Torsten Ekedahl, Sergei Lando, Michael Shapiro, Alek Vainshtein, lautet die ELSV-Formel[4]

Hier bedeuten die Variablen folgendermaßen:

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Adolf Hurwitz. Mathematische Werke. Bd. 1. Funktionentheorie. Springer, 1962, S. 321 ff.
  2. Jared Onegaro: Formulae for Calculating Hurwitz Numbers, 2020, arxiv:2002.09871, S. 6 ff.
  3. Jared Onegaro: Formulae for Calculating Hurwitz Numbers, 2020, arxiv:2002.09871, S. 7 ff.
  4. Chiu-Chu Melissa Liu: Lectures on the ELSV formula, 2010, arxiv:1004.0853, S. 8.