Intersektionaler Feminismus

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Der intersektionale Feminismus ist eine Strömung des Feminismus, die sich aus dem schwarzen Feminismus entwickelt hat und lehrt, dass es neben Sexismus auch andere Diskriminierungsformen gibt, die ebenso abgebaut werden müssen. Intersektionalität gilt als „Signum des Third Wave-Feminismus“.[1]

Die amerikanische Rechtsprofessorin Kimberlé Crenshaw, die den Begriff 1989 prägte, erläuterte intersektionalen Feminismus in einem Interview mit Time als „ein Prisma, um die Art und Weise zu verstehen, wie verschiedene Formen der Ungleichheit oft zusammenwirken und sich gegenseitig verschärfen.“[2]

Intersektional steht für die Überschneidung der Formen der Unterdrückung, die eine Frau in ihrem Alltag erleben kann. Dazu gehören beispielsweise die Hautfarbe, Religionszugehörigkeit, Sexualität, Zugehörigkeit zu einer Gruppe mit bestimmten Beeinträchtigungen oder auch Zugehörigkeit zu einer ethnischen Minderheit. Das Ziel ist eine gerechtere Gesellschaft für Personen aller Geschlechter und die Bekämpfung von Sexismus jedoch wird dieser nicht mehr losgelöst von strukturellen Unterdrückungen wie Rassismus, Klassismus, Ableismus etc. gedacht.[3] Demnach ist eine schwarze Frau zugleich von Sexismus und Rassismus betroffen, genauso wie ein homosexueller weißer Mann mit Behinderung, ebenso von mehreren Diskriminierungsformen zugleich betroffen ist.[4]

Ursprung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seinen Ursprung fand der Intersektionale Feminismus durch Sojourner Truth, einer ehemals versklavten Frauenrechtlerin und Freiheitskämpferin in der schwarzen US-amerikanischen Frauenbewegung des 19. Jahrhunderts. In ihrer berühmten Rede „Ain’t I a Woman?/Bin ich etwa keine Frau?“ kritisiert sie nicht nur Rassismus, den sie von weißen Männern sowie weißen Frauen erfahren musste, sondern auch die sexistische Diskriminierung, der sie von schwarzen und weißen Männern ausgesetzt war. Es sollte aber bis 1989 dauern, bis die schwarze US-amerikanische Juristin Kimberlé Crenshaw den Begriff Intersektionalität prägte.

Kimberlé Crenshaw[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kimberlé Crenshaw ist eine Juraprofessorin an der UCLA und an der Columbia Law School. Sie zählt zu einer der führenden Experten in den Bereichen Zivilrecht, Schwarze Feministische Rechtstheorie, Rassismus und Recht. Crenshaw prägte durch ihre Arbeit zwei wichtige Studienrichtungen: Critical Race Theory und Intersektionalität. Ihre Arbeit zu Intersektionalität hatte maßgeblichen Einfluss auf den Entwurf der Gleichbehandlungsklausel in der südafrikanischen Verfassung, da sie neben Workshops für Menschenrechtsaktivisten in Brasilien und Indien auch den Verfassungsrichtern in Südafrika ihre Arbeit näher brachte.[5]

Intersektionalität als Zukunftsperspektive[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Natasha A. Kelly, einer deutschen Kommunikationswissenschaftlerin, „knüpft Intersektionalität als Zukunftsperspektive an die Historie des Schwarzen Feminismus an, um die sozial konstruierten Differenzlinien herausarbeiten und ihre Wechselwirkung und der damit zusammenhängenden Verletzungsmacht erfassen zu können“. Intersektional zu denken und intersektional zu handeln heiße daher immer auch, der Unsichtbarmachung Schwarzer (feministischer) Geschichte entgegenzuwirken. Das übergeordnete Ziel müsse es daher sein, durch das Erzählen schwarzer Geschichte(n) in Politik, Medien, Film und Fernsehen, intersektionale Gerechtigkeit zu erreichen.[6]

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Konservative glauben, dass Intersektionalität es schwarzen Frauen erlaubt, sich selbst in die Opferrolle zu stellen und sich einer besonderen Behandlung zu unterziehen. Der amerikanische konservative Kommentator Ben Shapiro erklärte 2019, er sehe Intersektionalität als, zumindest wie er es auf College-Campusen und in vielen Teilen der politischen Linken gesehen habe, eine Hierarchie der Opferschaft, in der Menschen aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe als Mitglieder einer Opferklasse angesehen werden. Für sie ist Intersektionalität nicht nur die Beschreibung einer Hierarchie der Unterdrückung, sondern in der Praxis eine Umkehrung derselben, so dass ein weißer, heterosexueller Cisgender-Mann zum Anathema wird.[7]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Isabelle Deflers, Marie Muschalek: Verschränkte Ungleichheiten in historischer Perspektive. In: Freiburger Zeitschrift für GeschlechterStudien. 2022. S. 10 (6), abgerufen am 19. Januar 2023.
  2. Katy Steinmetz: Kimberlé Crenshaw on What Intersectionality Means Today | TIME. In: time.com. 20. Februar 2020, abgerufen am 11. Februar 2024 (englisch).
  3. https://www.frauennotruf-trier.de/feministische-stroemungen-gibt-es-den-einen-feminismus/ Abgerufen am 12. Januar 2023
  4. https://projekt-vielgestaltig.de/gedankengemuese/gedankengemuese-01-intersektionaler-feminismus Abgerufen am 12. Januar 2023
  5. https://www.gwi-boell.de/de/intersektionalitaet Abgerufen am 12. Januar 2023
  6. https://www.deutschefilmakademie.de/meldungen/diversity-kolumne-3/ Abgerufen am 12. Januar 2023
  7. https://www.vox.com/the-highlight/2019/5/20/18542843/intersectionality-conservatism-law-race-gender-discrimination Abgerufen am 12. Januar 2023