Isabelle Pilloud

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Isabelle Pilloud (* 12. Juli 1963 in Freiburg im Üechtland) ist eine bildende Künstlerin aus der Schweiz.[1] Zentral in ihrem Werk ist die condition féminine. Viele ihrer Arbeiten wollen Respekt, Bewunderung oder ein Andenken an bekannte, aber auch an ganz alltägliche Frauen vermitteln.[2]

Biografie

Isabelle Pilloud wuchs in Freiburg auf und besuchte 1979 bis 1984 das Kantonale Lehrerseminar in Freiburg. Sie erwarb 1986 bis 1990 bei René Guignard und Yves Voirol an der Universität Bern das Lehrdiplom für Bildnerisches Gestalten im höheren Lehramt. Von 1990 bis 2002 war sie Schülerin von Yves Voirol, mit dem sie gemeinsam arbeitete.[3] Bis 1996 lebte sie in Freiburg und unterrichtete hier Bildnerisches Gestalten. Von 1996 bis 2007 lebte sie in Berlin, wo sie mit Stadtführungen ihr Brot verdiente. Seit 2007 lebt sie wieder in der Schweiz, zuerst in Payerne, dann in Freiburg. Regelmässig hält sie sich in Berlin auf. Neben der Malerei widmet sich Pilloud der Kulturvermittlung am Museum für Kunst und Geschichte Freiburg (MKGF) und unterrichtet Kunsterziehung.[4]

Werk

Künstlerischer Ansatz

Isabelle Pilloud bevorzugt authentische Geschichten; sie beobachtet die Frauen um sich herum und versucht, ihre Situation, ihre Art zu verstehen. Ihre Arbeit begann zunächst mit Selbstporträts und Porträts anderer Frauen. Dann suchte sie die Frau ausserhalb ihres direkten Personenkreises: auf der Strasse, in Kneipen, auf Bahnhöfen. Sie fragt sich, was eine Frau vorwärts treibt, ob es ihr gelingt, sich zu entfalten.[5]

In der Reihe chaussures-portraits geht Pilloud davon aus, dass Kleider eine Hülle des Menschen sind, sie machen eine Wahl augenscheinlich, stellen Identität her. Diese Arbeiten portraitieren anhand ihrer Lieblingsschuhe Frauen. Es geht um Bedürfnisse und Werte, die diese Frauen verkörpern: um Durchsetzungswillen, um Wehrhaftigkeit oder Standfestigkeit, um Freude, Bewegung und Freiheit, oder auch um Arbeit und Vergänglichkeit.

In einer anderen Serie lässt sich die Künstlerin ein auf Musliminnen, deren Kopftücher eine Geschichte der Tradition oder der Spannung und Zerrissenheit umhüllen.[6] Die Figur des pars pro toto kehrt auch in den wehenden Frauenkleidern in Pillouds Werk wieder. Wie eine undeutliche Silhouette schwebt ein Frauenkleid auf einem vorgemusterten Hintergrund: Das schwebende Kleid im Vordergrund kontrastiert mit dem fixen, uniformen, statischen Hintergrund.

Die Bildstrategie von Pilloud funktioniert nach Walter Tschopp, Kunsthistoriker, so: eine provozierende Konfrontation eines «Blocks» aus überliefertem Decor und einer «Flucht» im Weghuschen des Kleides der Heldin.[7]

Auch Boxhandschuhe sind ein wiederkehrendes Motiv in Pillouds Arbeiten. Sie symbolisieren den Kampf der Frauen um ihre Anerkennung, ihre Rechte, um Gleichberechtigung. Dazu inspiriert hat sie die afghanische Boxerin Sadaf Rahimi, die als erste boxende Frau zu Olympischen Spielen eingeladen wurde und für viele ein Vorbild darstellt.

Die Künstlerin nutzt für ihre Werke verschiedene Techniken und Materialien: Ölmalerei, Ölkreide und Tusche, Zeichnung, Grafik, Collage.

Langzeitprojekt

Im Langzeitprojekt «Héroïnes / Heldinnen», das vor mehreren Jahren begann, sammelt Pilloud Zeugnisse von Frauen aus der ganzen Welt. Zuerst waren es Frauen, welche für Pilloud Heldinnen darstellen. Später kamen Frauen hinzu, die von anderen Frauen als Heldinnen wahrgenommen werden und welche die Welt verbessern können.[8] Darunter befinden sich beispielsweise Malala, die pakistanische Kinderrechtsaktivistin, Emmeline Pankhurst, die britische Frauenrechtlerin, Jeanne Mance, die französische Krankenpflegerin und Mitbegründerin von Montreal, Estela de Carlotto, die argentinische Kämpferin für die Aufklärung der Fälle von Entführungen und Morden während der Militärdiktatur, Niki de Saint Phalle, die weltbekannte Künstlerin, und auch viele Grossmütter. Vielen dieser Heldinnen begegnete Pilloud auf ihren Reisen. Die daraus entstandenen Werke wollen anregen zu Fragen zur Stellung der Frau in der Gesellschaft.

Auf einem Wandbehang mit aufgestickten Umrisslinien der Kontinente sind Glasperlen in verschiedenen Farben angebracht. Jede verortet eine der vielen Heldinnen, die an diesem Langzeitprojekt mit eigenen Beiträgen teilgenommen haben.[9] Dieses work in progress trägt den Titel Carte des héroïnes du monde. Mit dieser Weltkarte (oder einem Teil davon) machte Pilloud Halt in Buenos Aires, in Marrakesch und im Atlas (Marokko), in Japan, London und Kanada.

Parallel zu diesen Werken schuf Pilloud ein Buch mit dem Titel Héroïnes mit 160 Illustrationen, Fotos und Beiträgen mehrerer Kunstexperten.[10]

Loïse Bilat macht darauf aufmerksam, dass Pilloud am politischen Ereignis und an seiner politischen Dimension teilnimmt, die sie auf unbestimmte Zeit durch ihre Kraft, aufzurütteln, übersteigt. Die Bilder zeigen Frauen und ihre Gesellschaft, in der sie sich entwickeln: Von den Schuhportraits, beispielsweise der Revanche am Leben der Marie-Thérèse, die nach einer konfiszierten Kindheit stolz ihre Pumps präsentiert, bis zur Serie mit dem Titel Elles ont pris les armes («Sie griffen zu den Waffen»), wo der Eintritt der Frauen in den Kampf präzis im Netz der sie umgebenden Kräfteverhältnisse situiert ist.[11]

Ausstellungen (Auswahl)

Auszeichnungen und Stipendien

Rezeption

Einzelhinweise

  1. Pilloud, Isabelle. In: Sikart
  2. Isabelle Pilloud: Isabelle Pilloud / Démarche artistique. Abgerufen am 25. Mai 2020 (französisch).
  3. Pascale Jaquet Noaillon: À la découverte des femmes inspirantes. In: Le Quotidien jurassien. 7. Januar 2020, S. 7.
  4. Isabelle Pilloud: Isabelle Pilloud / Bio. Abgerufen am 25. April 2020 (französisch).
  5. Isabelle Pilloud: Isabelle Pilloud / Démarche artistique. Abgerufen am 25. April 2020 (französisch).
  6. Isabelle Pilloud: Isabelle Pilloud / Démarche artistique. Abgerufen am 25. April 2020 (französisch).
  7. Walter Tschopp: Mouvements ou comment les femmes se déplacent de la marge au centre. In: Héroïnes. Isabelle Pilloud. Editions Faim de Siècle, 2019, ISBN 978-2-940422-83-8, S. 28 (französisch, englisch, erschienen zur Ausstellung «Héroïnes» im Espace Jean Tinguely - Niki de Saint Phalle, Freiburg, vom 13. Dezember 2019 – 16. August 2020).
  8. RTS: «Heroïnnes», l’exposition qui portent haut la voie des femmes opprimées. 7. Januar 2020, abgerufen am 20. Mai 2020 (französisch).
  9. Isabelle Pilloud: Isabelle Pilloud / témoignages. (PDF) Abgerufen am 25. April 2020 (französisch).
  10. Isabelle Pilloud: Héroïnes. Éditions Faim de Siècle, 2019, ISBN 978-2-940422-83-8 (französisch, englisch, erschienen zur Ausstellung «Héroïnes» im Espace Jean Tinguely - Niki de Saint Phalle, Freiburg, vom 13. Dezember 2019 – 16. August 2020).
  11. Loïse Bilat: Avec armes et bagages. In: Héroïnes. Isabelle Pilloud. Èditions Faim de Siècle, 2019, ISBN 978-2-940422-83-8, S. 34–35 (französisch, englisch, erschienen zur Ausstellung »Héroïnes« im Espace Jean Tinguely - Niki de Saint Phalle, Freiburg, vom 13. Dezember 2019 - 16. August 2020).
  12. Heldinnen. In: museums.ch: Die Plattform der Museen in der Schweiz. Abgerufen am 26. April 2020.
  13. cs: Der Kanton vergibt zwei Kunststipendien. In: Freiburger Nachrichten. 4. Februar 2016, abgerufen am 25. April 2020.