Iulius Gallus Aquila

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Iulius Gallus Aquila war ein römischer nachklassischer Jurist des 3. Jahrhunderts.[1][2][3]

Aquila ist der – ansonsten unbekannte – Autor einer Gutachtensammlung, des Responsorum liber (möglicherweise nur: responsa). Exzerpiert waren Eigenbeiträge und Schriften weiterer Juristen, so von Licinius Rufinus, Papirius Justus und Aelius Gallus. Die Schrift bildete den Schluss einer Ediktmasse.[4] Rechtshistorische Bedeutung erlangte das Werk insoweit, als die justinianischen Kompilatoren darauf Rückgriff hielten. Zwei kurze Textstellen wurden in die Digesten übernommen.[5][6][7] Erwähnt wird Aquila im „Index auctorum“ der Digesten.[3]

Lange Zeit wurde vermutet, dass Juristen in der Spätantike nicht mehr frei hätten respondieren können. Diese Vermutung widerlegen heute jedoch Erkenntnisse über die Respondierpraxis des Eustochius in Africa im frühen 5. Jahrhundert.[8] Soweit Responsensammlungen nach Auffassung der Rechtshistoriker weiterhin schlecht in den Dominat passen, wird gleichwohl die Auffassung vertreten, dass bis zur Wende vom 3. in das 4. Jahrhundert in Rom derartige Veröffentlichungen getätigt worden sein könnten, insbesondere weil der Duktus der Texte an Responsen Modestins erinnerten. Detlef Liebs will nicht ausschließen, dass Aquila noch ein Schüler Modestins gewesen war und veranschlagt für diesen Fall eine Entstehungszeit der Sammlung um 260 n. Chr.[9]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Paul Krüger: Geschichte und Quellen der Litteratur des Römischen Rechts, 2. Auflage, München 1912, S. 252
  • Wolfgang Kunkel: Die römischen Juristen. Herkunft und soziale Stellung. Unveränderter Nachdruck der 2. Auflage von 1967. Köln u. a. 2001, ISBN 3-412-15000-2 (ursprünglich unter dem Titel Herkunft und soziale Stellung der römischen Juristen veröffentlicht), S. 261 ff.
  • Detlef Liebs: Die Jurisprudenz im spätantiken Italien (260-640 n.Chr.) (= Freiburger Rechtsgeschichtliche Abhandlungen. Neue Folge, Band 8). Duncker & Humblot, Berlin 1987, S. 19–20.

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Paul Krüger: Geschichte und Quellen der Litteratur des Römischen Rechts, 2. Auflage, München 1912, S. 252 Fn. 15.
  2. Otto Lenel: Palingenesia iuris civilis, 2 Bände (1887–1889), Band I, S. 501 f.
  3. a b Detlef Liebs: Die Jurisprudenz im spätantiken Italien (260-640 n.Chr.) (= Freiburger Rechtsgeschichtliche Abhandlungen. Neue Folge, Band 8). Duncker & Humblot, Berlin 1987, S. 19.
  4. Paul Krüger: Corpus iuris civilis Teil: Volume 1, Novellae institutiones, Nachdruck der 8. Auflage, Berlin, 1963, 13. Auflage, 930 Nr. 179 – seit der 11. Auflage.
  5. Digesten 26, 7, 34 und 26, 10, 12.
  6. Wolfgang Kunkel: Die römischen Juristen. Herkunft und soziale Stellung. Unveränderter Nachdruck der 2. Auflage von 1967. Köln u. a. 2001, ISBN 3-412-15000-2 (ursprünglich unter dem Titel Herkunft und soziale Stellung der römischen Juristen veröffentlicht), S. 261 ff.
  7. Detlef Liebs: Römische Provinzialjurisprudenz. In: Hildegard Temporini (Hrsg.): Aufstieg und Niedergang der römischen Welt. Band II,15, Walter de Gruyter, Berlin/New York 1976, S. 288–362, hier S. 357 mit Anm. 365.
  8. CSEL 88 (1981), S. 126 f. und LXVI.
  9. Detlef Liebs: Die Jurisprudenz im spätantiken Italien (260-640 n.Chr.) (= Freiburger Rechtsgeschichtliche Abhandlungen. Neue Folge, Band 8). Duncker & Humblot, Berlin 1987, S. 20 und 131.