Jeff Hearn

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Jeff(ery) Richard Hearn (* 5. August 1947) ist ein britischer Soziologe und einer der Mitbegründer der kritischen Männerforschung (Critical studies on men) im englischsprachigen Raum.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Studium an den Universitäten in Oxford (1965–1973) und Leeds (1973–1974) mit der Spezialisierung auf Organisationssoziologie erwarb Jeff Hearn 1986 den PhD in Gesellschaftstheorie und -planung und Patriarchatstheorien an der Universität Bradford. Seine erste Monographie Gender of Oppression, eine neomarxistische, profeministische Patriarchatskritik erschien 1987.

In seiner Studienzeit und darüber hinaus war Jeff Hearn auch in der britischen Männerbewegung aktiv und schrieb unter anderem in "Achilles Heel" – dem Magazin der Profeministen in Großbritannien – programmatische Artikel zu Zielen der Bewegung und den daraus entstehenden "Critical Studies of Men" (Kritische Männerforschung).

Nach Anstellungen als Forschungsbeauftragter, Professor oder Gastprofessor an Universitäten in Bradford, Manchester, Sunderland, Åbo, Oslo und anderen arbeitet Hearn zurzeit als Professor an der Schwedischen Handelshochschule in Helsinki.[1]

Jeff Hearn ist Mitherausgeber einiger wichtiger sozialwissenschaftlicher Zeitschriften, zum Beispiel:

Prinzipien der kritischen Männerforschung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jeff Hearn entwickelte fünf Prinzipien, die für eine zukünftige kritische Männerforschung Anwendung finden sollten (erstveröffentlicht 1987 in Achilles Heel):

  1. Männer sollten die Autonomie der Frauenforschung respektieren, was nicht heißen soll, umgekehrt eine Autonomie der Männerforschung einzufordern.
  2. Männerforschung soll Frauen und Männern offenstehen.
  3. Das vorrangige Ziel der Männerforschung ist die Entwicklung einer Kritik an männlicher Praxis, zumindest teilweise aus feministischer Sichtweise.
  4. Männerforschung ist interdisziplinär anzulegen.
  5. Männer, die Männerforschung betreiben, müssen ihre Praxis des Forschens, Lernens, Lehrens und Theoretisierens hinterfragen, um nicht die patriarchale Form eines desinteressierten Positivismus zu reproduzieren. Ziel sei eine Bewusstseinserweiterung der Männer.

1990 ergänzte Jeff Hearn zusammen mit David Morgan in The critique of men diese Prinzipien noch um die Punkte, dass (heterosexuelle) Männer sich nicht um Forschungsgelder und Universitätsposten bewerben sollen, die für Geschlechterforschung ausgeschrieben wurden, und dass feministische Wissenschaft und Frauenforschung in der eigenen Forschung und in den Institutionen zu unterstützen sei.

Forschungsschwerpunkte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • herrschaftskritische Geschlechterforschung mit dem Fokus auf männliche Gewalt gegen Frauen und Kinder
  • Organisationssoziologie mit den Fokus auf Geschlecht, Sexualität und Gewalt in Organisationen
  • Auswirkungen von Globalisierung auf Männer, Organisationen, Management und soziale Wohlfahrtssysteme
  • Sozialtheorie und Kultursoziologie

Verbindung von Forschung und Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hearn nahm als Forschender und Experte an Projekten verschiedener Regierungen, politischer Organisationen und Institutionen unter anderem zu folgenden Themen teil:

  • EU-Projekt CROME – Critical Research On Men In Europe[2], eine vergleichende Studie zur Situation von Männern in Europa
  • Experte für das Außenministerium Finnlands im Rahmen eines Projekts zur Förderung von Frauen in den baltischen Staaten (Riga, 1999)
  • Mitglied einer internationalen Expertengruppe (2001–2004) für UNICEF, die Schwedische Regierung und SIDA (Swedish International Development Cooperation Agency) zum Thema: Beendigung geschlechtsspezifischer Gewalt
  • Gründungsmitglied von „Profeministimiehet“ im Jahr 1999, einer Profeministischen Aktivistengruppe in Helsinki

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jeff Hearn: Men in the Public Eye. The Construction and Deconstruction of Public Men and Public Patriarchies, London/New York 1992, ISBN 0-415-07620-X
  • Jeff Hearn: The Violences of Men. How Men Talk About and How Agencies Respond to Men’s Violence to Women, London 1998, ISBN 0-8039-7940-1
  • Jeff Hearn, Jennie Popay, Jeanette Edwards (Hrsg.): Men, Gender Divisions and Welfare, London/New York 1998, ISBN 0-415-11971-5
  • Jeff Hearn, W. Parkin: Gender, Sexuality and Violence in Organizations: the Unspoken Forces of Organization Violations, London 2001, ISBN 0-7619-5912-2
  • Jeff Hearn, T. Heiskanen (Hrsg.): Information Society and the Workplace: Spaces, Boundaries and Agency, London 2004, ISBN 0-415-27223-8

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Jeff Hearn. Hanken School of Economics, abgerufen am 1. August 2019 (schwedisch).
  2. CROME-Webseite (Link geprüft am 14. August 2015)