Jesuitenkirche (Koblenz)

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Mitte die Jesuitenkirche, rechts das ehem. Jesuitengymnasium, heute Rathaus von Koblenz

Die Jesuitenkirche St. Johannes der Täufer ist eine Filialkirche der katholischen Pfarrei St. Kastor und steht an der Stelle der 1944 zerstörten Kirche des ehemaligen Jesuitenkollegs aus dem 17. Jahrhundert am Jesuitenplatz direkt neben dem Rathaus von Koblenz.

Seit 2002 ist die Jesuitenkirche Teil des UNESCO-Welterbes Oberes Mittelrheintal.

Gebäude und Ausstattung

Der heutige Kirchenbau ist ein dreischiffiger Längsbau mit Polygonalchor und übernimmt mit seiner Architektur Grundstrukturen der zerstörten Vorkriegskirche. Der Bau entstand 1958 bis 1959 nach Plänen des bedeutenden Kirchen-Architekten Gottfried Böhm (Köln). Böhm übernahm vom Vorgängerbau die erhaltene Westgiebelfassade von 1617 mit dem großen Radfenster und dem in Renaissanceformen gestalteten Hauptportal. Zur im Zweiten Weltkrieg geretteten Ausstattung gehören zahlreiche Schlusssteine des 17. Jahrhunderts, eine Pietà aus dem 15. Jahrhundert und zwei Weihwasserbecken. Die prachtvolle Sakristeitür zur Kirche sowie die Möblierung und der Deckenstuck der Sakristei aus der Erbauungszeit haben die Kriegszerstörungen überlebt und zeugen ebenso wie in den neubau integrierte Sandsteinpfeiler und Schlusssteine noch vom ehemaligen Reichtum der untergegangenen Klosterkirche. Zur modernen Ausstattung gehören die 1959 von Edith Peres-Lethmate (Koblenz) geschaffenen Kunstwerke der Dreifaltigkeitsgruppe über dem ehemaligen Hochaltar und der Kreuzwegstationen von 1959. Ebenso die Glasfenster von Jakob Schwarzkopf aus dem Jahr 1962 und die "Rosenlaube" von Evert Hofacker für die Pietà.

Vorgängerbau

Die 1944 bei einem Luftangriff zerstörte Kirche war 1613 bis 1617 nach dem Vorbild der Jesuitenkirche St. Peter in Münster errichtet worden. Sie war eine dreischiffige sechsjochige Säulenbasilika mit Emporen über den Seitenschiffen, einer Westempore sowie prächtigen Sterngewölben. Der gotische Chor der Vorgängerkirche schloss den Bau nach Osten ab. Die Architekturformen waren der längst nicht mehr aktuellen Gotik entlehnt, moderne Renaissanceformen fand man vor allem am Außenbau. Eine prachtvolle Barockausstattung gab dem Innenraum bis 1944 einen besonderen Reiz. Die wiederaufbaufähige Ruine wurde nach langer Diskussion im damaligen Bauverein schließlich 1956 abgerissen und durch den heutigen Neubau ersetzt. Die barocke Sakristei blieb erhalten.

Die Jesuitenkirche ist Teil des südlich angrenzenden Baukompexes des ehemaligen Jesuitenkollegs und -gymnasiums. Im 13. Jahrhundert war in diesem Bereich der Stadt ein Zisterzienserinnenkloster gegründet worden, das an der Stelle der heutigen Kirche einen gotischen Bau errichtete. 1580 versetzte der Trierer Erzbischof Jakob von Eltz die Ordensfrauen zwangsweise auf die Insel Niederwerth, da er die Klosterbauten den Jesuiten übergab, um mit der Ansiedlung dieser Klerikergemeinschaft die Gegenreformation bzw. die Reformen des Trienter Konzils in seinem Erzbistum zu forcieren. Die Jesuiten übernahmen zunächst die Zisterzienserinnenbauten. Anfang des 17. Jahrhunderts brachen sie schließlich die gotische Kirche bis auf den Chor ab und bauten eine neue Kirche, die 1944 erstört wurde. Zwischen 1588 und 1701 erfolgten die heute noch bestehenden Neubauten für Kolleg und Gymnasium. In diesen Bauten ist seit 1895 das Rathaus der Stadt Koblenz untergebracht. Nach Auflösung des Jesuitenordens 1773 wurde die Kirche Filiale von St. Kastor.

Siehe auch

Literatur

  • Kurt Eitelbach: Von der Renaissance ins 20. Jahrhundert. Kleine Kunstgeschichte des Jesuitenkollegs.
  • Udo Liessem: Bemerkungen zur Stellung der Jesuitenkirche in der Rheinischen Baugeschichte.

Beide Aufsätze in : Stadt Koblenz (Hrsg.): Historisches Rathaus der Stadt Koblenz. Dokumentation zur Generalsanierung des Rathauses - Gebäude II - 1985

Koordinaten: 50° 21′ 37,5″ N, 7° 35′ 55,5″ O