Johan Bäckman

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Bäckman 2009 in Helsinki

Johan Bäckman (* 18. Mai 1971) ist ein finnischer Rechtssoziologe, politischer Aktivist und Buchautor, der als Unterstützer des russischen Präsidenten Wladimir Putin gilt.[1]

Politische Aktivitäten

Johan Bäckman vertritt die These, dass die 2006 ermordete Journalistin Anna Politkowskaja ihre eigene Ermordung in Auftrag gegeben habe.[2]

Er repräsentierte 2013 die Organisation "Narodny Sobor" bei Sorgerechtsstreitigkeiten russischer Staatsbürger in Finnland.[3]

Nach der Krimkrise trat Bäckman 2014 beim umstrittenen Referendum über den Status der Krim als Wahlbeobachter auf und bewertete das Referendum als "absolut legitim im Rahmen des internationalen Rechtes".[2]

Bäckman hält sich nach einem Artikel der New York Times vom Mai 2016 überwiegend in Moskau auf. Er wird in russischen Medien als "Verteidiger der Menschenrechte" vorgestellt und tritt auch als Vertreter der Volksrepublik Donezk auf.[1] So kündigte er beispielsweise 2014 an, eine Botschaft der Volksrepublik werde in Helsinki eröffnet.[4]

Bäckman ist nordeuropäischer Sprecher des Russischen Institutes für Strategische Studien (RISS). Dabei handelt es sich um eine von Präsident Putin ins Leben gerufene und von Russland finanzierte Denkfabrik, welche die Interessen des Kremls in Finnland, Bulgarien, Frankreich und in der Türkei vertritt.[5][6] Laut der finnischen Rundfunkanstalt Yleisradio unterhält das RISS Kontakte zu russischen Geheimdiensten.[7]

Ermittlungen und Anklage

Im Zusammenhang mit Recherchen der finnischen Presse zur Manipulation von prorussischen Meinungen im Internet durch die „Troll-Armee“ des russischen Staates stellte Bäckman die Untersuchungen als Versuch dar, die freie Meinungsäußerung prorussischer Finnen unterdrücken zu wollen. Er behauptete, die Russische Föderation selbst sei Ziel einer Desinformationskampagne „des Westens“. Die recherchierende finnische Journalistin Jessikka Aro wurde von Bäckman als „bekannte Helferin amerikanischer und baltischer Geheimdienste“ in russischen Medien denunziert.[1] Aro hatte im September 2014 einen Artikel darüber geschrieben, wie Russland durch aktive Maßnahmen und den Einsatz von Trollnetzwerken die öffentliche Meinung in Finnland beeinflusst. Einen Tag nach der Veröffentlichung ihres Artikels beschuldigte Bäckman sie unter anderem, eine illegale Datenbank von Putin-Unterstützern in Finnland zusammenzustellen. In der Folge wurde sie im Internet diffamiert und massiv belästigt.[6][8] Bäckman war einer der Hauptbeteiligten an der Kampagne gegen Aro.[9]

2016 nahm die Polizei Ermittlungen in dem Fall auf.[6] Am 26. März 2018 erhob die Staatsanwaltschaft Helsinki Anklage gegen Bäckman. Ihm wird vorgeworfen, von 2014 bis 2016 Aro schwer verleumdet und belästigt zu haben. Sein Ziel sei gewesen, Aros Arbeit zu beeinflussen.[10]

Am 18. Oktober 2018 wurde den Anklagen gegen Bäckman und Ilja Janitskin, der Betreiber und Gründer einer rechtsextremen pro-russischen Webseite, stattgegeben. Bäckman wurde wegen Verleumdung und Stalking schuldig gesprochen und erhielt ein Jahr Freiheitsstrafe auf Bewährung während Janitskin zu 22 Monaten Gefängnis verurteilt wurde und 136.000 Euro Entschädigung an Aro zahlen muss.[11][12]

Commons: Johan Bäckman – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Andrew Higgins: "Effort to Expose Russia’s ‘Troll Army’ Draws Vicious Retaliation" New York Times vom 10. Mai 2015
  2. a b Benjamin Bidder: "Krim-Referendum: Putins Scheinsieg" SPON vom 16. März 2014
  3. "Russian NGO Narodny Sobor threatens to boycott Finnish goods and services" helsinkitimes.fi vom 14. Februar 2013
  4. "Greens set to re-consider Nato position" helsinkitimes.fi vom 28. April 2014
  5. "Finland and Sweden could vote on Nato membership in 2018, Russian research centre claims" helsinkitimes.fi vom 17. März 2016
  6. a b c Nick Miller: Finnish journalist Jessikka Aro's inquiry into Russian trolls stirs up a hornet's nest. In: The Sydney Morning Herald, 11. März 2016.
  7. Johan Bäckmania vastaan nostettu syyte Ylen toimittajan vainoamisesta ja törkeästä kunnianloukkauksesta. In: Yle, 26. März 2018.
  8. Bojan Pancevski: Victim declares war on Putin’s fake news trolls. In: The Times, 29. Januar 2017.
  9. Why Is Finland Able to Fend Off Putin's Information War? In: Foreign Policy, 1. März 2017.
  10. Controversial academic charged over harassment, slander of Yle journalist. In: Yle, 26. März 2018.
  11. Court in Finland finds pro-Kremlin trolls guilty of harassing journalist. In: Deutsche Welle, 18. Oktober 2018.
  12. Finn jailed for 22 months over pro-Russian hate campaign. In: BBC, 18. Oktober 2018.