Johann Bernhard Fischer von Erlach

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Johann Bernhard Fischer von Erlach (1656–1723)

Johann Bernhard Fischer, seit 1696 von Erlach (* 20. Juli 1656 in Graz; † 5. April 1723 in Wien), war ein österreichischer Architekt des Barock.

Leben

Fischer erlernte das Handwerk des Bildhauers von seinem Vater, dem Grazer Bildhauer Johann Baptist Fischer.

Zwischen 1670/71 und 1686 hielt er sich in Rom auf, wo er im Kreis der ehemaligen Königin und bedeutenden Kunstsammlerin Christine von Schweden verkehrte. Auch Philipp Schor, in dessen Werkstatt er arbeitete, und Gian Lorenzo Bernini lernte er dort kennen. Er machte sich dabei mit der antiken und zeitgenössischen barocken Architektur vertraut. Von der Bildhauerei kam er dabei immer mehr zur Architektur und arbeitete seit 1688 nur noch als Architekt. 1682 war er nachweislich in Neapel für den Spanischen König tätig. 1686 kam er nach Graz, wo er den Auftrag für die Stuckierung des Mausoleums Ferdinand II. erhielt. 1688 kam er nach Wien und wurde Lehrer des jungen Thronfolgers Josef, anlässlich dessen Krönung 1690 zum römisch-deutschen König er zwei Triumphpforten entwarf.

Statue in Wien
Die Karlskirche, Wien
Die Karlskirche, aus „Entwurf einer historischen Architektur“

Für das Kaiserhaus entwarf er 1688 einen visionären Idealplan für Schönbrunn, dem 1696 ein völlig neues Konzept folgte. Nach diversen Umbauten sind aber auch davon nur noch Fragmente erhalten. Daneben arbeitete er an den Wiener Stadtpalais der Adelsfamilien Strattmann und Batthyány.

1693–1699 baute er in Salzburg 4 Kirchen, Kollegienkirche, Ursulinenkirche, Dreifaltigkeitskirche und die Kirche des Johannsspitals in Mülln. Daneben begann er 1698 mit dem 1. Bauabschnitt des Stadtpalais des Prinzen Eugen, (besonders bemerkenswert sind das Portal und das Treppenhaus) diesen Auftrag verlor er 1700 an Johann Lucas von Hildebrandt.

1705 wurde er zum Oberinspektor sämtlicher Hof- und Lustgebäude ernannt, dieser Hofstelle folgten anfangs keine Bauaufträge. Erst 1709 konnte die Böhmische Hofkanzlei in der Wipplingerstraße in Wien begonnen werden. Sie ist der einzige Bau mit Dreiecksgiebel, an dem von Anfang an ein Schrägdach vorgesehen war. 1721 erschien sein architekturtheoretisches Hauptwerk, eine Sammlung von Kupferstischen im Folioformat mit dem Titel Entwurf einer historischen Architektur. Fischer hatte 16 Jahre daran gearbeitet. Er war ein hervorragender Zeichner, der seinen ebenfalls exzellenten Kupferstechern erstklassige Vorlagen übergab. Drei Abschnitte der Sammlung enthielten Darstellungen von wichtigen Bauwerken der Vergangenheit, angefangen mit den Sieben Weltwundern. Die Quellenlage war oft mangelhaft, Fischer musste viele Wissenslücken durch phantasievolle Ergänzungen schließen. Als es sich um China handelte, dienten die Bücher Joan Nieuhof zum Vorbild. Im vierten Abschnitt stellte er, durchaus selbstbewusst, eigene Arbeiten vor. Das Werk gilt als erste universale Architekturgeschichte der Welt, wobei historische und archäologische Treue nicht sein Ziel war. Vielmehr versuchte der Künstler, seine gestalterischen Ideale durch ausgewählte und geschönte Beispiele der Geschichte der Baukunst zu legitimieren und behielt dabei gleichzeitig die Interessen und Intentionen des Wiener Kaiserhofs im Auge. Fischers Stichwerk zielt also nicht auf ein objektive Darstellung der Weltgeschichte der Baukunst, sondern steht deutlich im Zeichen und Dienst des wiedererstarkten habsburgerischen Kaisertums, als dessen Hofarchitekt Fischer den Glanz und die Pracht imperialen Bauens durch sorgfältig ausgewählte Exempel der Geschichte legitimiert.

1715 konnte er sich beim Wettbewerb um den Bau der Karlskirche unter anderem gegen Johann Lukas von Hildebrandt durchsetzen. Dieses vielschichtige Gebäude, dessen Fassade in Richtung Hofburg schaut, gilt als sein Hauptwerk. Die Kirche ist dem Hl. Karl Borromäus gewidmet, dem Schutzheiligen vor der Pest und Namenspatron Kaiser Karls VI.. Fischer verarbeitete im Entwurf zur Karlskirche unterschiedlichste historische Vorbilder, so auch die Trajanssäule in Rom und verband sie mit moderenen architektonischen Mitteln. Nach seinem Tod 1723 übernahm sein Sohn Joseph Emanuel die unvollendeten Projekte, namentlich die Karlskirche, deren Weihe 1737 erfolgte.

Schließlich erhielt er doch noch Aufträge an der Hofburg, namentlich die Hofstallungen und die Hofbibliothek wurden von ihm geplant. Die Hofbibliothek entspricht dem heutigen Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek und war ursprünglich als freistehendes Gebäude geplant.

Im Jahre 1942 wurde das Bundesgymnasium und Bundesrealgymnasium Lichtenfelsgasse in Graz nach ihm benannt. Nach dem Krieg wurde aber wieder der alte Name benutzt.

Fischer von Erlach war zweimal verheiratet, in erster Ehe ab 1690 mit der Regensburger Notarstochter Sophie Constantia Morgner, mit der er vier Kinder hatte. 1705 heiratete er neuerlich, Francisca Sophia, geborene Lechner, verwitwete Willer. Diese zweite Ehe war jedoch eine Enttäuschung für ihn, da die Gattin ihren alternden Ehemann verließ, sodass dieser noch 1723 in seinem Testament schrieb, dass er sie enterben würde.

Bedeutung

Fischer ist einer der herausragenden Architekten seiner Zeit, der aber in der österreichischen Architektur nicht zuletzt wegen seiner klassizistischen Ausrichtung isoliert bleibt. Seine Formensprache ist ruhig und monumental - Ornamente treten gegenüber einer Betonung der architektonischen Harmonie zurück. Wo er Projekte anderer Architekten weiterführte, so beim Palais Schwarzenberg, das er von Hildebrandt übernahm, kann man beobachten, dass er die Fassade vereinheitlichte. Er näherte sich im zunehmenden Alter mehr und mehr der westeuropäischen (vor allem französischen) Architektur an. Wohl aus diesem Grund ist er auch (anders als sein Zeitgenosse Johann Lukas von Hildebrandt), abgesehen von seinem Sohn, ohne Nachfolger geblieben.

Werke

(Auswahl)

Literatur

  • Andreas Kreul: Johann Bernhard Fischer von Erlach 1656–1723. Regie der Relation. Mit einem Verzeichnis der plastischen und architektonischen Werke, einer umfangreichen Bibliographie sowie neuen Farbphotographien der Bauwerke von Georg Parthen. Verlag Anton Pustet, Salzburg/München 2006, 448 S., ISBN 3-7025-0534-2 (die wohl wichtigste und aktuellste Monographie)
Commons: Johann Bernhard Fischer von Erlach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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