Johann Gehmacher (Steinmetz, 1751)

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1745 Barockisierte Pfarrkirche Kaisersteinbruch Hll. Rochus und Sebastian
Marktplatz Mauthausen, Brunnen, Pranger, Platane
Blick von der Donau auf Mauthausen

Johann Gehmacher (* 19. September 1751 in Kaisersteinbruch, im Königreich Ungarn, jetzt Katastralgemeinde in Bruckneudorf, Burgenland; † 8. November 1821 in Mauthausen) war Steinmetzmeister. Er eröffnete 1781 den ersten Granitsteinbruch in Mauthausen.

Familie und Ausbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Johann Gehmachers Vater Johann Gehmacher I stammte von Holzhausen im Fürsterzbistum Salzburg,[1][2] lernte das Steinmetzhandwerk in der Wiener Haupthütte und wurde am 17. September 1741 vor offener Lade durch den Meister Jacob Jäger zum Gesellen freigesprochen.[3][4] Im kaiserlich-königlichen Steinbruch am Leithaberg[5][6] erwarb er 1746 ein Gut samt Steinbruch. Der junge Meister heiratete 1749 Elisabeth Kazisbergerin, Tochter einer Baumeister- und Steinmetz-Familie. Am 19. September 1751 erfolgte die Geburt des Sohnes Johann. Taufpaten bei den Gehmacher-Kindern waren Steinmetzmeister Johann Michael Strickner und Frau Euphrosina.[7]

Die Mutter starb am 16. März 1756 mit 29 Jahren. Der Vater, Witwer ehelichte am 4. Mai 1756 in der Kapelle der Herrschaft Königshof Theresia Turinsky. Im Grundbuch 1756 war Johann Gehmacher gemeinsam mit Elisabeth mit Haus und einem halben Steinbruch eingetragen.

Steinmetzlehre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Johann Gehmacher lernte das Steinmetzhandwerk bei Meister Carl Wasserburger in der Wiener Bauhütte und wurde 1772 freigesprochen.[8]

„Den 17. May 1772 ist Johann Gehmacher von Kaißersteinbruch Bruder worden und hat allhier zu Wien bey Meister Carl Wasserburger gelernt.“

Wiener Bruderschaftsbuch vom 17. May 1772

1771 wurde den Zünften das Recht zur Erteilung von Meisterrechten entzogen und den staatlichen Behörden übertragen.[9]

Heirat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gehmacher heiratete Euphrosina Fischerin wohl um 1774/1775, nicht in Kaisersteinbruch, sie war Tochter einer Baumeister- und Steinmetzmeister-Familie. Am 6. Dezember 1778 starb Sohn Franz mit drei Jahren. Noch im Jänner 1779 war Gehmacher Trauzeuge in der Kaisersteinbrucher Kirche, als „Wirt allhier“ bezeichnet.[10]

Reise vom kaiserlichen Steinbruch am Leithaberg nach Mauthausen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seine Brüder aus der 2. Ehe des Vaters, Malachias[11] und Fabian Gehmacher[12] wählten den geistlichen Weg, die Brüder Michael (* 1763)[13] und Karl (* 1766) wurden Steinmetzmeister in Kaisersteinbruch. Der Vater war von 1766 bis 1777 amtierender Richter und starb 1782.

Johann jun., als ältester Sohn der vorgesehene Nachfolger der Gehmacher-Steinmetzhütte, wurde zum herrschaftlichen Gastwirt bestellt, zugleich war er jugendlicher Herbergsvater für alle eintretenden Wandergesellen. Die Steinmetzen und Maurer waren durch die Bruderschaften intensiv vernetzt, noch nicht bekannte Umstände müssen ihn bewogen haben, sich von seiner Familie zu trennen, welche eigentlich nicht existierte, einzig der Vater lebte noch. Er verließ endgültig den kaiserlichen Steinbruch.

Eröffnung eines großen Granitsteinbruchs in Mauthausen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Johann Gehmacher jun. begab sich über Sarmingstein nach Mauthausen.[14] Er eröffnete 1781 den „Heinrichsbruch“ nahe dem Bahnhof Mauthausen.[15] So beschreibt Josef Stummer die damalige Situation.[16]

  • Kinder von Johann jun. und Euphrosina (Auswahl): Karl (* 1785); Elisabeth (* 1796); Friedrich (* 1800).[17]

Granit aus dem Heinrichsbruch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Wien lief ein Preisausschreiben „Zur Auffindung des besten Steins zu einer Pflasterung der Straßen Wiens“. Gehmacher legte Mustersteine aus Mauthausener Granit vor und erhielt einen Preis von 100 Dukaten. Die Einführung des „Wiener Granitpflasters“ – seit 1780 – richtig in Gang gekommen erst nach den Franzosenkriegen – brachte Mauthausen einen wirtschaftlichen Erfolg.

1807 lieferte er die Steine für das Denkmal Josef II. am Josefsplatz bei der Wiener Hofburg. Damit machte er den Mauthausener Granit so bekannt, dass König Ludwig in Bayern für das Denkmal Max I. den grauen feinkörnigen Granit aus dem Heinrichsbruch wünschte.

Friedrich Gehmacher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Friedrich Gehmacher war ein Sohn des Johann Gehmacher jun., am 25. Feber 1800 in Mauthausen geboren[18] Er konnte mit dem Steinmetzauftrag für das Denkmal Kaiser Franz II/I im großen Wiener Burghof ein Meisterwerk liefern.[19]

Tod[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In seiner Todesmatrikel Mauthausen, vom 8. November 1821, wurde er als Steinmetzmeister bezeichnet.

Archivalien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gerlinde Mühlbauer Messner, Die Steinmetzfamilie Gehmacher in Kaisersteinbruch. In: Herkomer – Fischer/Gehmacher – Plochberger. Baumeister und Steinmetze in der Familiengeschichte. S. 83 ff. Steyr 2020.
  • Helmuth Furch: 400 Jahre Kaisersteinbruch. In: Festschrift. Urbarium, 1990, ISBN 978-3-9504555-1-9, S. 30.
  • Die Familie Gehmacher. In: Mitteilungen des Museums- und Kulturvereines Kaisersteinbruch. 1999, ISBN 978-3-9504555-3-3.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. URL: https://www.sn.at/wiki/index.php?title=Gehmacher&oldid=1772920
  2. URL: https://www.abebooks.com/art-prints/SALZBURG-Karte-Erzstift-Gef%C3%BCrsteten-Probstey-Berchtesgaden/15108991019/bd#&gid=1&pid=1 Anklicken der Karte vergrößern
  3. Jakob Jäger, Steinmetz[1]
  4. Architekturzentrum Wien[2]
  5. Diese Bezeichnung ließ die Königin Maria Theresia in der Handwerksordnung von 1747 eintragen.
  6. Komitatsarchiv Mosonmagyaróvár
  7. Der Steinmetzmeister Johann Michael Strickner, dessen Großvater von Tirol in das Steinmetzzentrum Eggenburg in Niederösterreich zugewandert war, heiratete 1750 in Kaisersteinbruch die Witwe Eva Rosina (Euphrosina) des verstorbenen Richters Joseph Winkler. Damit führte er den Steinmetzauftrag in: Győr, Palast der Erzäbte der Benediktinerabtei Pannonhalma, so genanntes Abt-Haus. Auftrag für Meister Joseph Winkler, danach die Meisterin, nach der Heirat 1750 übernahm Johann Michael Strickner. Portal, Treppe, weiter und zu Ende.
  8. Wiener Stadt- und Landesarchiv, Steinmetzakten. Carl Wasserburger war 1764 Obervorsteher der Wiener Bauhütte. Steinlieferung erfolgte 1772 von Meister Johann Michael Strickner in Kaisersteinbruch zu Meister Carl Wasserburger in Wien.
  9. Steinmetzmeister Ernst Radler, Archivar der Dombauhütte St. Stephan
  10. Archiv Stift Heiligenkreuz, Heiratsbuch für Steinbruch 1779, Jänner Michael Sitz ehelichte Gertrude Forstnerin. Trauzeuge Johann Gehmacher jun. Wirt allhier
  11. URL: https://regiowiki.at/index.php?title=Malachias_Gehmacher&oldid=378294
  12. URL: https://regiowiki.at/index.php?title=Fabian_Gehmacher&oldid=382917
  13. URL: https://regiowiki.at/index.php?title=Michael_Gehmacher&oldid=388740
  14. Er verließ 1779 den Steinbruch, bei diesem großen Arbeitsplatz ein normales Geschehen. Erst die Forschungen der Gerlinde Mühlbauer-Messner aus Steyr/Salzburg mit der Familie Gehmacher eng verbunden, verknüpften Kaisersteinbruch mit Mauthausen durch den Steinmetz Johann Gehmacher.
  15. Tech.Rat. Josef Stummer, GV Verein Steinbrecherhaus, 2010. Granit – Baustein von Pulgarn bis Gloxwald [3]
  16. URL: https://regiowiki.at/index.php?title=Josef_Stummer&oldid=252332
  17. Matrikeln der Pfarre Mauthausen
  18. Taufbuch der Pfarre Mauthausen, Band VIII.
  19. Tech.Rat. Josef Stummer, GV Verein Steinbrecherhaus, 2010.