Johann Hugo von Orsbeck

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Johann Hugo von Orsbeck, mit Wappen. Stich von Leonhard Heckenauer, um 1680
Johann Hugo von Orsbeck, 1701
Der unter Bischof Orsbeck neu gestaltete Ostchor des Trierer Domes mit Treppenaufgängen zur beleuchteten Heiltumskammer
Bischof Orsbeck auf dem Sterbebett
Dreikönigsaltar, Grabstätte von Bischof Orsbeck im Trierer Dom
Herzepitaph (mit großer Herzdarstellung) in der Katharinenkapelle des Speyerer Domes
Herzgrab des Bischofs in der Katharinenkapelle des Speyerer Domes

Johann Hugo von Orsbeck (* 13. oder 30. Januar 1634 auf Burg Vernich, heute zu Weilerswist gehörig; † 6. Januar 1711 auf Schloss Philippsburg in Ehrenbreitstein[1]) war von 1675 bis 1711 Bischof von Speyer und als Johann VIII. von 1676 bis 1711 Erzbischof und Kurfürst von Trier.

Leben

Herkunft und frühes Wirken

Johann Hugo war das dritte von neun Kindern des Jülicher Kammerherrn Wilhelm von Orsbeck, Herr von Vernich († 1648), und der Katharina von der Leyen († 1673), Tochter des kurtrierischen Landhofmeisters Damian von der Leyen (1583–1639) und der Anna Katharina Waldbott von Bassenheim (1587–1666). Katharina von der Leyen war die Schwester des Trierer Bischofs Karl Kaspar von der Leyen (1618–1676) und des Oberhirten von Mainz Damian Hartard von der Leyen (1624–1678).

Zusammen mit seinem Bruder Damian Emmerich (1632–1682) besuchte Johann Hugo ab 1642 das Gymnasium zu Köln, 1648 wechselte er an das Mainzer Jesuitengymnasium. Mit dem Empfang der Tonsur nahm man ihn 1650 in den Klerikerstand auf. Im Jahr 1652 begannen die Brüder Orsbeck ein Studium am berühmten Collegium Germanicum in Rom. Johann Hugo beendete 1655 seine theologischen Studien und begab sich auf eine zweimonatige Italienreise. Zwischenzeitlich hatte er bereits Aufnahme gefunden in die Domkapitel von Trier (1651) und Speyer (1653). 1655 erhielt er eine Pfarrpfründe in Oberdrees (heute ein Ortsteil von Rheinbach), 1656 eine zweite in Kettig unweit von Koblenz. In den Jahren 1655 bis 1657 schloss der junge Kleriker seine Studien an der Universität Paris und in Pont-à-Mousson ab.

1658 empfing Orsbeck die niederen Weihen und trat Domkapitularstellen zu Speyer und Trier an. 1660 wurde er zum Speyerer Domdekan, am 2. Januar 1672 in Trier zum Koadjutor und Nachfolger seines Onkels Karl Kaspar von der Leyen gewählt. Am 24. März 1674 erhielt Orsbeck in der Hofkapelle von Schloss Philippsburg (Ehrenbreitstein) die Priesterweihe.

Bischof von Speyer und Trier

Orsbeck wurde am 16. Juli 1675 zum Bischof von Speyer gewählt. Kaum hatte er dieses Amt inne, starb am 4. Juni 1676 sein Onkel. Bischof Orsbeck trat nun in Trier dessen Nachfolge an und verließ Speyer deshalb für immer; nur einmal, nämlich 1677, kehrte er zur Huldigung kurz zurück. Zu seinem Speyerer Bistumsverweser und Statthalter setzte der Oberhirte am 13. August 1676 den Domherrn Heinrich Hartard von Rollingen ein, der auch die bischöfliche Weihe besaß. 1688 avancierte dieser zum Speyerer Domdekan, seit 1692 war er auch Generalvikar des Bistums und wurde nach Orsbecks Tod dessen Nachfolger als Bischof von Speyer.

Am 1. Juni 1676, im Alter von 42 Jahren, bestieg Orsbeck den erzbischöflichen Stuhl von Trier und erlangte damit auch die Kurwürde. In seine Regierungszeit fielen drei der verheerendsten Kriege seiner Zeit, die das durch den Dreißigjährigen Krieg bereits stark zerstörte und verarmte Land erneut schwer heimsuchten. Dies waren bis 1659 die Endphase des Französisch-Holländischen Krieges, den der französische König Ludwig XIV. gegen die Niederlande führte, der Pfälzische Erbfolgekrieg von 1688 bis 1697, der als einer der schlimmsten Kriege der Zeit gilt, sowie der Spanische Erbfolgekrieg, der von 1701 bis 1714 dauerte.

Dementsprechend begann Orsbeck seine Regierungszeit, indem er von den Landständen 150.000 Taler verlangte; er erhielt aber nur 86.000, da das Land zur Aufbringung einer höheren Summe zu arm sei. Von den „Reunionen“ genannten Annexionen von Reichsgebiet durch Ludwig XIV. war auch das Erzstift Trier stark betroffen. Orsbeck protestierte zwar am 22. Juni 1680 bei Kaiser Leopold I. und bat um die Hilfe des Reiches, doch die Bitte hatte wegen der frankreichfreundlichen Politik der anderen Reichsstände und der Schwäche des Kaisertums gegenüber Frankreich keinen Erfolg.

Im Juni und Juli des Jahres 1684 wurde nach der Eroberung Luxemburgs auch die Stadt Trier von französischen Truppen besetzt. Nach Ausbruch des Pfälzischen Erbfolgekrieges 1688 besetzte Frankreich das Bistum Speyer und das Erzstift Trier fast vollständig; es kam dort zu starken Zerstörungen. Speyer wurde völlig vernichtet, die Städte Cochem, Mayen, Wittlich und viele andere gingen in Flammen auf. Nach dem für das Reich unglücklichen Kriegsverlauf blieben die linksrheinischen Landesteile lange in französischer Hand.

Noch während des Krieges, am 24. Januar 1690, nahm Orsbeck an der Wahl des erst 11-jährigen Joseph I., des Sohnes von Leopold, zum römisch-deutschen König teil. Als es im Jahre 1692 Auseinandersetzungen innerhalb des Kurfürstenkollegiums wegen der Erhebung Hannovers zum neunten Kurfürstentum gab, stand Orsbeck auf der Seite Kurkölns und der Kurpfalz, die diese Erhebung ablehnten.

Bald nach Beginn des Spanischen Erbfolgekrieges trat Orsbeck am 8. Mai 1702 durch ein Bündnis mit England und den niederländischen Generalstaaten der Allianz gegen Frankreich bei. In diesem Bündnis wurde ihm der möglichste Schutz des Erzstiftes und der Stadt Trier gegen Frankreich zugesichert, was sich aber als trügerisch erwies. Bereits im Oktober 1702 eroberte der französische General Tallard Trier und Teile des Erzstiftes, was erneut mit großen Zerstörungen verbunden war. Erst nach dem Sieg in der Schlacht von Höchstädt gelang Ende Oktober 1704 durch englische Truppen zumindest eine zeitweise Rückeroberung.

Zu Orsbecks Verdiensten als Landesherr gehören die wirtschaftliche Stabilisierung seines Territoriums, der Erlass eines neuen Landrechts und einer neuen Medizinalordnung sowie das Bemühen um die Volksbildung durch das Errichten von Schulen auf dem Land.

Geistliches Wirken

Als Bischof war Orsbeck von tiefer persönlicher Frömmigkeit und von großem Eifer geprägt, er trieb die kirchlichen Reformen nachhaltig voran. Besonders förderte er die Jesuiten und Kapuziner. In Koblenz ließ er das Gymnasium wiederherstellen und unterstützte eine Bildungseinrichtung der Dominikaner. Außerdem erließ er 1678 Synodalstatuten für das Erzbistum Trier und gab 1688 ein neues Diözesanrituale heraus.

Orsbeck liebte die Musik und das Theater; als Kunstmäzen gab er eine kostbare Mitra in Auftrag, die sich heute im Limburger Domschatz befindet.[2] Am teilzerstörten Speyerer Dom ließ er Sicherungsarbeiten vornehmen und die zugehörige bischöfliche Burg wieder errichten. Für das Gnadenbild in der von Kapuzinern betreuten Wallfahrtskirche zu Bornhofen gab er eine neue Kapelle in Auftrag.

Ab 1687 erfolgte auch die Neugestaltung des Domchores in Trier nach Plänen von Johann Wolfgang Frölicher (1652-1700). Orsbeck ließ eine Heiltumskammer für den Heiligen Rock an die romanische Apsis anbauen, zu der zwei Treppenaufgänge vom Innern des Domes emporführten und die als Eingangs- und Schauseite eine altarartige Fassade besaß. Hierdurch machte er die Reliquie des Hl. Rockes sowohl zum optischen wie auch spirituellen Mittelpunkt der Domkirche.

Aufgrund der permanenten kriegerischen Auseinandersetzungen, in die das Erzstift verwickelt war, konnte Orsbeck zwar kaum persönlich wirken, war jedoch die Triebfeder der religiösen Erneuerung und bediente sich hierzu meist seiner Weihbischöfe und anderer Kleriker. Am 24. September 1710 ernannte er Bischof Karl Joseph von Lothringen, den zweiten Sohn des Herzogs von Lothringen, zu seinem Koadjutor und Nachfolger. Bald darauf verstarb Orsbeck 77-jährig nach 35 Jahren Herrschaft, die fast ausschließlich durch Krieg geprägt waren. Seinen Tod an einem zukünftigen Dreikönigstag (6. Januar) hatte der Bischof 1701 in einer Vision vorausgesehen,[3][4] weshalb er im Trierer Dom den "Dreikönigsaltar" stiftete, unter dem er auch beigesetzt wurde. Sein Herz ließ er in den Speyerer Dom überführen.

Wappen

Orsbeck führte als Erzbischof von Trier ein gemehrtes persönliches Wappen, welches sich aus dem Wappen des Erzbistums Trier und dem seiner Familie zusammensetzte. Das gevierte Bischofswappen zeigt im Wechsel das rote Kreuz auf silbernem Grund für Trier und das Familienwappen. Die von Orsbeck führten ein roten Andreaskreuz auf goldenem Grund – mit grünen Wasserlilienblättern in den von diesem gebildeten vier Feldern.

Literatur

Commons: Johann Hugo von Orsbeck – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Quelle zum Todesort Ehrenbreitstein, nach „Geschichte der Bischöfe zu Speyer“, Band 2, Seite 593, von Franz Xaver Remling
  2. Foto und Beschreibung der Prunkmitra Johann Hugo von Orsbecks im Limburger Domschatz
  3. Zur Vision von Bischof Orsbeck
  4. Bischof von Orsbeck schildert seine Vision
VorgängerAmtNachfolger
Karl Kaspar von der LeyenErzbischof von Trier
1676–1711
Karl Joseph von Lothringen
VorgängerAmtNachfolger
Lothar Friedrich von Metternich-BurscheidFürstbischof von Speyer und
Fürstpropst von Weißenburg
1675–1711
Heinrich Hartard von Rollingen