Johanna von Valois († 1352)

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Johanna von Valois, Darstellung in der Porträtsammlung Recueil d’Arras, um 1560

Johanna von Valois (französisch: Jeanne de Valois; * um 1294 in Longpont; † 7. März 1352 in der Zisterzienserinnenabtei Fontenelle, Maing) war durch Heirat Gräfin von Hennegau, Holland und Zeeland.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Johanna war die zweite Tochter von Karl I. von Valois und dessen erster Ehefrau Marguerite von Anjou-Sizilien.[1] Sie hatte fünf Geschwister, darunter den späteren französischen König Philipp VI. Nach dem Tod ihrer Mutter im Jahr 1499 heiratete ihr Vater in zweiter Ehe Catherine de Courtenay, Titularkaiserin von Konstantinopel, mit der er vier Kinder hatte. Durch die dritte Ehe ihres Vaters mit Mathilde von Châtillon war Johanna zudem die Halbschwester von Blanca Margarete von Valois, der Ehefrau des böhmischen Königs und späteren Kaisers Karl IV., und dreier weiterer Geschwister.

Heirat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Johanna heiratete am 23. Mai 1305 in Longpont Wilhelm III., Graf von Holland, Zeeland und Hennegau. Sie waren bereits 1302 verlobt worden. Durch die Hochzeit sollte Wilhelms Loyalität Frankreich gegenüber gesichert werden.

In der Chronik Van den derden Eduwaert von Jan van Boendale wird Johanna als gute und gottesfürchtige Frau beschrieben, die ihre Rolle als Vermittlerin erfüllte.[1] Sie überwachte den Haushalt und den Hof und agierte als Mäzenin von Künstlern, war jedoch auch stets über alle politischen Vorgänge informiert und hielt Kontakt mit ihrer Familie in Frankreich und England.[1] Während der häufigen Abwesenheit ihres Ehemanns agierte Johanna als Regentin der Grafschaften und kümmerte sich um die wirtschaftlichen und politischen Angelegenheiten, empfing Gesandte und reiste innerhalb ihrer Gebiete, um die Kontrolle zu bewahren. Johanna war der Mittelpunkt des gesellschaftlichen, literarischen und kulturellen Lebens an ihrem eigenen Hof, der zwischen dem Hennegau und Holland pendelte.[1]

Johanna war eine starke Unterstützerin ihrer Cousine Isabella von Frankreich, Königin von England, in deren Kampf gegen ihren Ehemann Eduard II. Als sie im Dezember 1325 zur Beerdigung ihres Vaters nach Frankreich reiste, traf sie sich mit Königin Isabella und deren Bruder, Karl IV. von Frankreich. Dies hatte eine Allianz zwischen dem Hennegau, der Königin von England und den englischen Exilanten zur Folge, die in Opposition zu Eduard II. und dessen Günstling Hugh le Despenser standen. Isabellas Sohn Edward wurde daraufhin mit Johannas Tochter Philippa von Hennegau verlobt, deren Mitgift nutzte Isabella zum Aufbau eines Söldnerheers. Vom Hennegau aus brachen Isabella und ihr Liebhaber Roger Mortimer zu ihrer Invasion Englands auf.

Bei einem Besuch Johannas bei ihrer Tochter Philippa, die nun Königin von England war, arrangierte Johanna 1332 die Heirat zwischen Isabellas Tochter Eleonore mit Rainald II. von Geldern.

Späteres Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Tod ihres Ehemanns 1337 trat Johanna in die Zisterzienserinnenabtei Fontenelle in Maing ein. Sie zog sich jedoch nicht aus der Welt zurück, sondern behielt ihre eigene Kanzlei und ihre Bediensteten, empfing Gäste und informierte sich über politische Vorgänge.[1]

Im Jahr 1340 versetzte ihr Schwiegersohn König Eduard III. ihrem Bruder König Philipp VI. einen schweren Schlag, indem er ihn bei Sluis auf See besiegte. Edward III. belagerte daraufhin Tournai, hatte aber mit finanziellen Problemen zu kämpfen. Papst Benedikt XII. bat daher Johanna, zu vermitteln. Sie wandte sich zunächst an ihren Bruder, den sie um Frieden gebeten hatte. Dann ging sie zu ihrem Schwiegersohn in dessen Zelt und bat ihn ebenfalls um Frieden. Die Bitten ihrer Verwandten Johanna, die vom Papst geschickt worden war, ermöglichten es den beiden Königen, ohne Gesichtsverlust einen Waffenstillstand zu schließen.[2]

1345 vermittelte sie nochmals bei einem Konflikt in der Stadt Tournai.[1]

Nachkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aus ihrer Ehe mit Wilhelm III. hatte Johanna neun Kinder, von denen vier früh verstarben.[1] Die überlebenden fünf waren:

Vorfahren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Ludwig IX. von Frankreich (1214–1270)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Philipp III. von Frankreich (1245–1285)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Margarete von der Provence († 1295)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Karl I. von Valois (1270–1325)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Jakob I. von Aragón (1208–1276)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Isabella von Aragón († 1271)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Yolanda von Ungarn (1219–1251)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Johanna von Valois († 1352)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Karl I. von Neapel (1227–1285)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Karl II. von Neapel (1254–1309)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Beatrix von der Provence (1231–1267)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Marguerite von Anjou-Sizilien (1273–1299)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Stephan V. von Ungarn (1239–1272)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Maria von Ungarn (1257–1323)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Elisabeth von Cumania (1240–um 1290)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g Astrid de Beer: Johanna van Valois (ca. 1294-1353?). In: Digitaal Vrouwenlexicon van Nederland. 13. Januar 2014, abgerufen am 1. August 2023 (niederländisch).
  2. Ian Mortimer: The Perfect King The Life of Edward III, Father of the English Nation. Vintage, 2008, S. 179–180.