Josef Schaub
Josef Schaub (* 7. Januar 1899 in Deidesheim; † 5. November 1978 in Neustadt an der Weinstraße) war ein deutscher Zeitungsverleger.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Schaub, der aus einer Deidesheimer Winzerfamilie stammte, war Soldat im Ersten Weltkrieg und kehrte 1919 nach Neustadt an der Haardt (heute N. an der Weinstraße) zurück, wo er eine Ausbildung zum Redakteur machte.[1]
Ab 1921 half er mit, „die von Johannes Finck (1888–1953) mit bischöflicher Erlaubnis gegründete „Neue Pfälzische Landeszeitung“ in Ludwigshafen“[2] aufzubauen, die von der Ludwigshafener Ortsgruppe der Zentrumspartei herausgegeben wurde.[3] 1923 übergab Johannes Finck die Schriftleitung an seinen jüngeren Bruder Albert Finck, der 1935, nach der Machtergreifung Hitlers, vom Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda abgesetzt wurde.[2] 1936 wurde das Erscheinen der Neuen Pfälzischen Landeszeitung, deren stellvertretender Geschäftsführer Josef Schaub war,[1] eingestellt.[3] Albert Finck erhielt Berufsverbot als Journalist (1936–1945) und arbeitete während der Zeit des Nationalsozialismus als Versicherungsvertreter und Aushilfslehrer.[4] Nachdem für Schaub zunächst auch ein Berufsverbot als Journalist im Gau Saarpfalz, unter der Gauleitung von Josef Bürckel, verhängt worden war, arbeitete er für einen Zeitungsverlag nahe der niederländischen Grenze und wirkte später bei der Trierischen Landeszeitung mit.[1]
Anfang 1939, vor Beginn des Zweiten Weltkriegs, wurde Schaub zur Wehrmacht eingezogen[1]. Ab 1941 baute er die neu erschienene Saarländische Tageszeitung (1940–1944)[5] auf, die ab 1. September 1940, nach der Wiederbesiedlung der Roten Zone als Zusammenschluss fünf bisheriger saarländischer Tageszeitungen erschien und nach dem Willen Adolf Hitlers und Josef Bürckels „eine aufrechte Verfechterin nationalsozialistischer Grundsätze und Ziele“ sein sollte[6] und bis 1945 zum Presseimperium Bürckels gehörte.[7][8][1]
Nach dem Zweiten Weltkrieg war er Mitbegründer der regionalen Tageszeitung Die Rheinpfalz; die Möglichkeit dafür erhielt er von Otto Eichenlaub, Leiter des Nachrichten- und Presseamtes des Oberregierungspräsidiums.[1][9] Die Rheinpfalz war am 29. September 1945 erstmals erhältlich. Zwanzig Jahre lang war Schaub Leiter dieser Zeitung.
Er war Mitglied im Hauptausschuss des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger und im Aufsichtsrat der Deutschen Presse-Agentur. Zu seinem 60. Geburtstag wurde er mit dem Großen Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.[10]
Sein Sohn ist der Unternehmer Dieter Schaub, der ab 1964 die Leitung der Rheinpfalz übernahm; dieser gab die Verlagsführung 1994 an seinen Sohn Thomas ab.[11]
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d e f Michael Garthe: Rheinpfalz-Gründer Josef Schaub: Mit großer Liebe zur Heimat. In: Die Rheinpfalz. 29. September 2020, abgerufen am 2. August 2023: „Ersten Weltkriegs als Soldat im Elsass und in der Champagne [...] kehrt [...] 1919 nach Neustadt zurück [...] Ausbildung zum Redakteur bei der Druckerei Neustadt/Haardt, die die „Bürgerzeitung“ herausgibt [...] Ab 1921 hilft er in Ludwigshafen mit [...] die „Neue Pfälzische Landeszeitung“ aufzubauen. Er ist deren stellvertretender Geschäftsführer, als die Nazis die Zeitung 1936 verbieten [...] Anfang 1939 zieht die Wehrmacht ihn ein. Aber 1941 wird er freigestellt, und er baut die gerade gegründete „Saarländische Tageszeitung“ mit auf.“
- ↑ a b Rezension: Sachbuch: Finck & Kohl. In: FAZ.NET. 17. April 2002, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 2. August 2023]): „Albert Finck (1895–1956) [...] trat [...] 1921 in die von Johannes Finck (1888–1953) mit bischöflicher Erlaubnis gegründete "Neue Pfälzische Landeszeitung" in Ludwigshafen ein [...] 1923 die Schriftleitung an seinen jüngeren Bruder [...] Nach der "Machtergreifung" Hitlers [...] folgten mehrere Verbote der "Landeszeitung", im Juli 1933 wurde der als "Schmierfink" oder "Dreckfink" beschimpfte Chefredakteur für 16 Tage verhaftet, und am 4. Juni 1935 setzte ihn das Reichspropagandaministerium ab.“
- ↑ a b Sachregister: Neue Pfälzische Landeszeitung. In: Westfälische Wilhelms-Universität Münster Katholisch-Theologische Fakultät. Abgerufen am 2. August 2023: „Die "Neue Pfälzische Landeszeitung" war eine katholische Tageszeitung, die von der Ludwigshafener Ortsgruppe der Zentrumspartei herausgegeben wurde. Sie erschien erstmals zum Jahreswechsel 1921/22 und stellte auf Druck der Nationalsozialisten 1936 ihr Erscheinen ein.“
- ↑ Albert Finck. In: Konrad-Adenauer-Stiftung e. V. 14. März 1895, abgerufen am 2. August 2023.
- ↑ ZDB-Katalog - Detailnachweis: Saarländische Tageszeitung : Westpfälzische Zeitung. Abgerufen am 2. August 2023: „St. Ingbert : [Verlag nicht ermittelbar] 1=53.1940 - 54.1941,206(3. Sept.); 2.1941,207(4. Sept.) - 5.1944,Apr.[?]“
- ↑ https://digital.sulb.uni-saarland.de/viewer/image/1655718053/570/#topDocAnchor | Dieter Muskalla: „NS-Politik an der Saar unter Josef Bürckel“, in: „Veröffentlichungen der Kommission für saarländische Landesgeschichte und Volksforschung“ Nr. 25, Kommissionsverlag: Saarbrücker Druckerei und Verlag GmbH, Saarbrücken 1995“; digitalisiert von der Saarländischen Universitäts- und Landesbibliothek; Seite 566ff, 570
- ↑ Dieter Muskalla: „NS-Politik an der Saar unter Josef Bürckel“, S. 564
- ↑ „Presse unterm Hakenkreuz. Die pfälzischen Tageszeitungen 1933 bis 1945" von Stephan Pieroth, erschienen in: Gerhard Nestler, Roland Paul und Hannes Ziegler (Hg.), „Braune Jahre in der Pfalz“, Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde, Kaiserslautern 2016, Seite 206f nennt zum Zeitpunkt „am Kriegsende“ die Saarbrücker Druckerei und Verlags-AG, mit dem Ludwigshafener Gauverlag NSZ als einzigem Teilhaber.
- ↑ Ministerratssitzung vom 18. Juni 1946. (PDF) In: Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Abgerufen am 2. August 2023: „Dr. rer. pol. Otto Eichenlaub, (1898–1954) [...] nach Kriegsende bis September 1945 Leiter des Nachrichten- und Presseamtes des Oberregierungspräsidiums in Neustadt, 1.10.1945 –18.7.1947 Oberregierungspräsident von Hessen-Pfalz bzw. Pfalz (Neustadt)“
- ↑ Viktor Carl: Lexikon Pfälzer Persönlichkeiten. Arwid Hennig Verlag, Edenkoben 1998, ISBN 3-9804668-2-5, S. 606.
- ↑ Michael Garthe: Verleger Dieter Schaub: Bauherr des Medienkonzerns. In: 75 Jahre „Die Rheinpfalz“. Sonderbeilage zur Tageszeitung. 29. September 2020.
Personendaten | |
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NAME | Schaub, Josef |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Verleger |
GEBURTSDATUM | 7. Januar 1899 |
GEBURTSORT | Deidesheim |
STERBEDATUM | 5. November 1978 |
STERBEORT | Neustadt an der Weinstraße |