Joseph Christian von Zedlitz

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Joseph Christian Freiherr von Zedlitz, Lithographie von Josef Kriehuber, 1840

Philipp Gotthard Joseph Christian Karl Anton Freiherr von Zedlitz und Nimmersatt (* 28. Februar 1790 auf Schloss Johannisberg bei Jauernig, Österreichisch-Schlesien; † 16. März 1862 in Wien) war ein österreichischer Offizier und Schriftsteller.

Leben

Zedlitz war der Sohn des bischöflichen Landeshauptmanns und Schlosshauptmanns auf Schloss Johannisberg, dem heutigen Schloss Jánský Vrch. Mit den Juristen Karl Abraham Freiherr von Zedlitz und Constantin Freiherr von Zedlitz-Neukirch war er weitläufig verwandt. Neben der Erziehung durch Hauslehrer besuchte Zedlitz das Gymnasium zu Breslau; dort wurde u. a. Joseph Freiherr von Eichendorff sein Schulfreund.

Mit 16 Jahren trat Zedlitz 1806 in das österreichische Husarenregiment Erzherzog d'Este ein. Nach zwei Jahren war er bereits zum Oberlieutenant und Ordonanzoffizier des Feldmarschalls Prinz Friedrich Franz von und zu Hohenzollern-Hechingen. Mit seinem Dienstherrn nahm Zedlitz auch am Feldzug von 1809 teil. Wegen enormer Tapferkeit in den Schlachten bei Teugn-Hausen, Eggmühl, Aspern und Wagram wurde Zedlitz mehrfach gelobt und ausgezeichnet.

Als am 14. Oktober 1809 der Friede von Schönbrunn geschlossen wurde, war es um eine Karriere bei Militär schlecht bestellt. Als Napoleon I. 1810 Marie-Louise von Habsburg heiratete, nahm Zedlitz seinen Abschied und verwaltete bis 1836 auf Wunsch seiner Familie die Zedlitz'schen Güter in Ungarn. Am 19. April 1811 heiratete er als k.k. Kammerherr Ernestine, eine Tochter des Freiherrn Anton von Lipthay (1745–1800). Nebenbei versuchte sich Zedlitz als Schriftsteller und debütierte 1815 mit seinem Gedichtzyklus Frühlingsrosen. 1831 verfasste er das Gedicht Mariechen saß am Rocken,[1] das später unter dem Titel Mariechen saß weinend im Garten als Küchenlied populär wurde.[2][3]

Ab 1819 konnte Zedlitz regelmäßig in Aglaja einer jährlichen Almanach-Reihe publizieren. Zu literarischen Zirkeln in Wien, so u. a. zum Kreis um Johann Jakob Jacobi, pflegte er losen Kontakt. Viele seiner Werke konnte er in den Wiener Jahrbüchern der Literatur von Johann Ludwig Deinhardstein veröffentlichen. Wichtige Kollegen waren ihm da Franz Grillparzer, Joseph Freiherr von Hammer-Purgstall, Joseph Schreyvogel, Zacharias Werner u. a. Als man nach dem Tod von Kaiser Franz I. die österreichische Kaiserhymne änderte, griff man auf einen Text von Zedlitz zurück.

Im Frühjahr 1830 lud König Ludwig I. von Bayern Zedlitz nach München ein. Der König hätte Zedlitz gerne in seinem Kabinett gesehen, doch nach einigen Tagen ergebnislosen Verhandelns trennte man sich wieder.

Als am 10. September 1836 seine Ehefrau an der Cholera starb, kehrte Zedlitz wieder in den Staatsdienst zurück. Nach einer längeren Reise nach Paris (1837) und Rom (1838) wurde er vor allem durch Empfehlung von Fürst Klemens Wenzel Lothar von Metternich und dessen Minister Franz Anton Graf von Kolowrat-Liebsteinsky von Kaiser Ferdinand I. berufen. Bis zur Märzrevolution 1848 wirkte Zedlitz in Wien meistens im Kriegsministerium und im diplomatischen Korps. Neben seinen dienstlichen Obliegenheiten wirkte er vermehrt als Schriftsteller und Korrespondent der Augsburger Allgemeinen Zeitung. Hervorzuheben ist hier sein Bericht „Aufstand in Galicien“ und seine Flugschriften, welche er ganz im Sinne der Metternich'schen Politik verfasste.

1840 und nochmal 1842 reiste Zedlitz zusammen mit Metternich nach Köln. Neben den Dienstgeschäften machte er die Bekanntschaft von August Daniel von Binzer. In dessen Haus erlebte Zedlitz wichtige literarische Inspirationen bei Diskussionen u. a. mit Ferdinand Freiligrath, Carl Leberecht Immermann, Gottfried Kinkel und Karl Simrock.

Nach der Revolution blieb Zedlitz bis 1851 auf seinen Besitzungen in Aussee (Salzkammergut), wo er sehr zurückgezogen lebte. In diesem Jahr wurde Zedlitz durch Fürsprache von Kaiser Ferdinand I. Ministerresident des Großherzogs von Sachsen-Weimar-Eisenach am Wiener Hof. Später berief man ihn zusätzlich noch zum Geschäftsträger kleinerer deutscher Höfe, wie Braunschweig, Nassau und Oldenburg. Diese Ämter erforderten keine regelmäßige Anwesenheit bei Hof, so dass Zedlitz sich bis an sein Lebensende dem Schreiben widmen konnte.

1859 reiste Zedlitz anlässlich des 100. Geburtstages von Friedrich Schiller zum Schiller-Fest nach Stuttgart.

Im Alter von 72 Jahre starb Freiherr Joseph Christian von Zedlitz und Nimmersatt am 16. März 1862 in Wien. Als er mit großen Schmerzen im Sterben lag, soll er gesagt haben: „Es sind schon so viele gestorben, ich werde das auch noch überleben.“

Ehrungen

Sonstiges

Grillparzer widmete Zedlitz ein Spottgedicht mit folgendem Inhalt:

Gott erhalte unseren Zedlitz,
Gott erhalte ihn fett und feist
allen Menschen Gutes gönnend,
Doch, wie billig, sich zumeist ...[4]

Werke

  • Altnordische Bilder (1850)
  • Cabinettsintrigen. Lustspiel (1829, Im Stile August von Kotzebues)
  • Dramatische Werke in 4 Theilen (Stuttgart, Cotta 1860)
  • Gedichte (1832, Digitalisat in der Google-Buchsuche)
  • Herr und Sclave
  • Kerker und Krone (1834, thematisiert die letzten Lebenstage Torquato Tassos)
  • Der Königin Ehre (1834, Dramatisierung der Abencerragensage)
  • Liebe findet ihren Weg
  • Politische Flugschriften
    • Fromme Wünsche aus Ungarn' (1846)
    • Über den galicischen Aufstand (1846)
    • Über die orientalische Frage (1840)
  • Der Lieb Lust und Qual
  • Der Stern von Sevilla (1830, nach Motiven Lope de Vegas)
  • Todtenkränze. Gedichte (1827, in dieser Anthologie befindet sich auch die berühmte Ballade Die nächtliche Heerschau, welche u.a. von Carl Loewe, Sigismund von Neukomm, Adam Emil Tittl, Mikhail Glinka (auf russisch), Gustave Carulli (auf französisch) vertont worden ist)
  • Soldatenbüchlein (1848, eine Art poetischer Katechismus)
  • Waldfräulein. Poetische Erzählung (1843)
  • Zwei Nächte zu Valladolid. Tragödie (1825, nach Motiven von Lope de Vega)

Literatur

Commons: Joseph Christian von Zedlitz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Joseph Christian Freiherr von Zedlitz: Gedichte. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1832, S. 56 f. (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
  2. Heinz Rölleke (Hrsg.): Das Volksliederbuch. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1993, ISBN 3-462-02294-6, S. 338–339.
  3. Theo Mang, Sunhilt Mang (Hrsg.): Der Liederquell. Noetzel, Wilhelmshaven 2007, ISBN 978-3-7959-0850-8, S. 338–339.
  4. Österreich und die Haydnhymne (PDF; 259 kB) vom Juni 2009 abgerufen am 26. September 2009