Josephinum (Wien)

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Josephinum an der Währinger Straße

Das Josephinum auch Collegium-Medico-Chirurgicum-Josephinum war eine medizinisch-chirurgische Akademie in Wien zur Ausbildung von Militärärzten für die österreichische Armee. Heute ist in den Gebäuden des ehemaligen Josephinum das Institut für Geschichte der Medizin der Medizinischen Universität Wien untergebracht, ebenso wie andere Institute.

Geschichte

Das Josephinum wurde von Kaiser Joseph II. 1784 als k.k. medizinisch-chirurgische Josephs-Academie zur Ausbildung von Ärzten und Wundärzten für die Armee gegründet und am 7. November 1785 eröffnet. Die Initiative dazu hatte sein Leibchirurg Giovanni Alessandro Brambilla ergriffen, den der Kaiser 1779 mit der Leitung des gesamten österreichischen Militärsanitätswesens betraut hatte[1], in dem viel zu reformieren war. Brambilla fungierte bis 1795 als Direktor des Collegiums. Am 3. Februar 1786 wurde die Akademie allen übrigen Fakultäten gleichgestellt und erhielt das Recht, Doktoren und Magister der Medizin und Wundarznei zu graduieren.

Für die Akademie wurde in der damaligen Alservorstadt im heutigen 9. Wiener Gemeindebezirk, in der heutigen Währinger Straße 25, 1783–1785 ein Neubau nach Plänen von Isidor Marcellus Amandus Canevale errichtet. Dazu wurden eine alte Schießstätte und ein Gutshof angekauft und demoliert. Der Bauplatz war in Hinblick auf das benachbarte, 1783/84 errichtete Militär-Garnisons-Hauptspital (das spätere Garnisonsspital Nr. 1) an der heutigen Van-Swieten-Gasse gewählt worden.

Im Bau wollte der Kunsthistoriker Hans Tietze eine Miniausgabe der Nationalbibliothek erkennen. Im Mitteltrakt befindet sich eine große Stiege mit Stufen von hartem, weißem Kaiserstein aus Kaisersteinbruch. Das Bauwerk markiert die Wende vom Josephinischen Barockklassizismus zum eigentlichen Klassizismus.

Die Bibliothek wurde mit 6.000 Bänden ausgestattet, des Weiteren ließ der Kaiser um 30.000 Gulden Wachspräparate für das angeschlossene anatomisch-pathologische Museum anfertigen, die heute als besondere Sehenswürdigkeit gelten. Zusätzlich gab es mineralogische, botanische und zoologische Sammlungen. Zur Eröffnung ließ Joseph II. eine vierzig Dukaten schwere Gedenkmünze prägen.

Nach dem Tod Josephs II. wurde der Akademie von der Regierung deutlich weniger Aufmerksamkeit gewidmet. Auf Initiative des damaligen Direktors Johann Nepomuk Isfordink wurde die Akademie am 27. Oktober 1822 von Franz I. den Universitäten des Kaisertums Österreich gleichgestellt. Nach dreijähriger Pause wurden die Vorlesungen am 6. November 1824 wieder aufgenommen und bis zur Aufhebung der Akademie 1849 auf Entscheidung von Franz Joseph I. veranstaltet. Die Wiedereröffnung erfolgte 1854 als Bildungsanstalt für Feldärzte im Rang einer Militärakademie. 1874 wurde die Akademie endgültig aufgelassen[2].

Heute beherbergt das Josephinum das Institut für Geschichte der Medizin. Im Vorgarten steht eine Statue der Göttin der Heilkunde Hygieia, die 1787 von Johann Martin Fischer aus Blei gefertigt wurde.

Von Februar 2019 bis Frühjahr 2021 soll das Gebäude um rund elf Millionen Euro saniert werden.[3]

Bekannte Professoren am Josephinum

Bekannte Absolventen des Josephinums

k.u.k. Generaloberstabsarzt Dr. Kerzl, 1912

Sonstiges

Datei:50 Schilling Sigmund Freud reverse.jpg
Das Josephinum auf der Rückseite der 50-Schilling Banknote (1987)

Das Josephinum zierte die Rückseite des 50-Schilling-Scheins, Ausgabe 19. Oktober 1987.

Literatur

  • Rede zur Feyer der Wiedereröffnung der medicinisch-chirurgischen Josephs-Akademie; 6. November 1824; Staats-Aerarial-Druckerey Wien 1824.
  • Alfred Wolf: Alsergrund-Chronik. Von der Römerzeit bis zum Ende der Monarchie. Wien 1981.
  • Helmut Wyklicky: Das Josephinum: Biographie eines Hauses; die medicinisch-chirurgische Josephs-Akademie seit 1785; das Institut für Geschichte der Medizin seit 1920. Brandstätter, Wien 1985. ISBN 3-85447-152-1.
  • Helmuth Furch: Kaiserstein in Wiener Bauten, 300 Beispiele. In Mitteilungen des Museums- und Kulturverein Kaisersteinbruch, Nr. 59, Dezember 2000.

Einzelnachweise

  1. Felix Czeike (Hrsg.): Historisches Lexikon Wien. Band 1, Kremayr & Scheriau, Wien 1992, ISBN 3-218-00543-4, S. 439.
  2. Felix Czeike (Hrsg.): Historisches Lexikon Wien. Band 3, Kremayr & Scheriau, Wien 1994, ISBN 3-218-00545-0, S. 389.
  3. diepresse.com: Das Josephinum wird aus dem Dornröschenschlaf geweckt. Artikel vom 3. Mai 2018, abgerufen am 3. Mai 2018.

Weblinks

Commons: Josephinum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 48° 13′ 9″ N, 16° 21′ 22″ O