Julija Mykytenko

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Julija Mykytenko (2020)

Julija Mykolajiwna Mykytenko (ukrainisch Юлія Миколаївна Микитенко, * 18. Juli 1995 in Kiew)[1] ist eine ukrainische Offizierin und Aktivistin.

Biografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von Ende November 2013 bis Februar 2014 war sie als der Mitglied der Widsitsch am Euromaidan beteiligt und verteidigte die Politik der friedlichen Proteste. Ihr Zelt auf dem Majdan Nesaleschnosti war in der Nähe des Ljadski-Tors, das damals von der Polizei umstellt wurde. Ein Mann, der neben ihr stand, wurde niedergeschossen. Sie absolvierte die Nationale Universität Kiew-Mohyla-Akademie mit dem Hauptfach Philologie. Danach schloss sie dreimonatige Kurse an der Nationalen Verteidigungsuniversität der Ukraine in Kiew ab und absolvierte eine militärische Feldausbildung.[1][2]

Von 2015 bis 2018 diente sie im Krieg im Donbas im 25. Bataillon „Kyjiwska Rus“ als Teil der 54. separaten mechanisierten Brigade. Sie arbeitete ein Jahr lang im Hauptquartier der Kriegszone um Switlodarsk und war mit der Erhebung und Analyse von Daten beschäftigt. Sie nutzte Twitter, um Informationen zu sammeln und soziale Netzwerke zu überwachen. Sie erhielt Informationen von Menschen aus den Regionen Donezk und Luhansk und gab sie an das ukrainische Militär weiter. 2017 ist sie zu Offizierskursen nach Lwiw geschickt worden, wurde zum Unterleutnant befördert und wurde anschließend zur Kommandantin eines Luftaufklärungszuges. Ihr Ehemann Illja, der ebenfalls ein Militärangehöriger war, fiel am 22. Februar 2018 durch AGS-Beschuss. Von 2018 bis 2020 war sie Offiziersausbilderin am Kiewer Militärlyzeum Iwan Bohun und wurde zur Ausbilderin der ersten nur aus Frauen bestandenen Klasse und Kommandantin des ersten nur aus Frauen bestandenen Zugs in der Geschichte des Lyzeums. Danach wurde sie Projektmanagerin in Förderprogrammen zur Wiedereingliederung von Veteranen.[1][2][3][4][5][6]

Zu Beginn des russischen Überfalls am 24. Februar 2022 wurde Mykytenko mobilisiert. Zunächst hatte sie in einer Division in Kiew während der Schlacht um die Stadt gedient und leitete, nachdem die Situation sich dort stabilisiert hat, einen Luftaufklärungszug in der Oblast Donezk. Sie wurde zum Oberleutnant befördert. Im Oktober 2022 wurde ihr per Dekret des Präsidenten der Orden für Tapferkeit 3. Klasse verliehen.[7][8][9]

Über Mykytenko wurde in internationalen Medien wie Deutsche Welle, RFE/RL, Taiwan News und The Irish Times berichtet.[8][5][10][11]

Mykytenko ist eine russische Muttersprachlerin, spricht zudem Englisch, Deutsch und Polnisch und hat außerdem Altkirchenslawisch und Latein studiert.[1]

Privates[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Familie Mykytenko hat entfernte Verwandte in Moskau.[12]

Julijas Vater Mykola, der ebenfalls ein Militärangehöriger war, war gegen die Politik von Präsident Wolodymyr Selenskyj und der Regierung, durch die Truppenauflösungen und Schießverbote angeordnet wurden und das Gebiet um Switlodarsk an Russland aufgegeben wurde. Er hatte eine posttraumatische Belastungsstörung und es fiel ihm schwer, sich in der Gesellschaft zurechtzufinden. Am 11. Oktober 2020 zündete er sich selbst an und starb. Sein letzter Beitrag auf Facebook lautete: „Ich möchte nur, dass die Ukraine unabhängig wird.“ Danach sammelte Julija Geld für die Produktion eines Dokumentarfilms über ihren Vater.[1][12]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Julija Mykytenko – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e Ksenija Pantelewjejewa: "Щоб тебе сприймали нарівні з чоловіками, гаруй удесятеро більше". In: gazeta.ua. 3. Februar 2022, abgerufen am 2. Dezember 2023.
  2. a b Serhij Sjatjew: Лейтенантку на війну покликало… кохання. In: armyinform.com.ua. 23. Januar 2020, abgerufen am 3. Dezember 2023.
  3. "Жінці на війні треба впахувати вдесятеро більше, ніж чоловіку" Найцікавіше в журналі "Країна". In: gazeta.ua. 27. September 2022, abgerufen am 3. Dezember 2023.
  4. First Female Class Starts At Prestigious Kyiv Military School. In: rferl.org. 2. September 2019, abgerufen am 2. Dezember 2023.
  5. a b Olha Omeljantschuk: «Що ти робитимеш, якщо я помру?» Вдови, молодші за незалежність. In: radiosvoboda.org. 24. August 2019, abgerufen am 3. Dezember 2023.
  6. Ksenija Panteljejewa: "Єдиний раз було страшно, коли в радіостанції почула: "Два 300" – колишня командирка розвідвзводу про загибель чоловіка. In: gazeta.ua. 27. Januar 2022, abgerufen am 3. Dezember 2023.
  7. УКАЗ ПРЕЗИДЕНТА УКРАЇНИ №698/2022 Про відзначення державними нагородами України. In: president.gov.ua. 14. Oktober 2022, abgerufen am 2. Dezember 2023.
  8. a b Anna Sokolowa: Женщины в ВСУ: "Желание служить воспринимают как прихоть". In: dw.com. 8. Oktober 2023, abgerufen am 3. Dezember 2023.
  9. Jekaterina Popowa: ЖІНКИ НА ФРОНТІ: 10 ЗАПИТАНЬ СТАРШІЙ ЛЕЙТЕНАНТЦІ ЗСУ ЮЛІЇ МИКИТЕНКО. In: elle.ua. 22. Juli 2022, abgerufen am 3. Dezember 2023.
  10. Ukraine's female soldiers complain of discrimination. In: taiwannews.com. 10. Juli 2023, abgerufen am 3. Dezember 2023.
  11. Lara Marlowe: Ukraine’s female soldiers: Nobody will tell you, ‘You are a chick, so you are not going to fight and save me’. In: irishtimes.com. 2. September 2023, abgerufen am 3. Dezember 2023.
  12. a b Walerija Burlakowa: Донька ветерана Миколи Микитенка, що вчинив акт самоспалення на Майдані: "Рішення розводити війська батько сприйняв болісно. Під лінію потрапляла і Світлодарська дуга, де загинув мій чоловік". In: censor.net. 9. November 2020, abgerufen am 2. Dezember 2023.