Julius Schaub

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 20. September 2010 um 13:38 Uhr durch Regression Tester (Diskussion | Beiträge) (→‎Leben und Wirken). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Julius Schaub
Julius Schaub (2. von rechts) bei der Unterzeichnung des Münchner Abkommens durch Adolf Hitler

Julius Schaub (* 20. August 1898 in München; † 27. Dezember 1967 ebenda) war der langjährige persönliche Chefadjutant Adolf Hitlers.

Leben und Wirken

Schaub besuchte die Volksschule, Drogistenfachschule und Privathandelsschule in München. Anschließend war er bei der Handelsgesellschaft deutscher Apotheker tätig. 1917 wurde er als Krankenwärter zum Militärdienst eingezogen. Bei einem schweren Sturz verletzte er sich beide Beine und wurde in der Folge 1918 aus dem aktiven Dienst entlassen.

Er trat am 10. Oktober 1920 in die NSDAP ein (Mitgliedsnummer 81). 1923 nahm er am Hitler-Ludendorff-Putsch teil. Nach der Flucht nach Kärnten an der Grenze bei Salzburg verhaftet, wurde er zunächst im Mai 1924 vom Volksgericht München zu einem Jahr und drei Monaten Festungshaft verurteilt und später mit der Medaille zur Erinnerung an den 9. November 1923, die Hitler an die „Veteranen“ des Putsches verteilte, ausgezeichnet wurde. Nach 1924 wurde er zudem Mitglied in der Schutzstaffel (Mitgliedsnummer 7), in der er bis zum SS-Obergruppenführer aufstieg.

Am 1. Januar 1925 von Hitler privat als persönlicher Mitarbeiter angestellt, war Schaub als einer von Hitlers persönlichen Adjutanten bis ins Jahr 1945 ständig in Hitlers Nähe. Die gute Beziehung zu seinem Chef zeigte sich unter anderem in der Teilnahme Hitlers als Trauzeuge an Schaubs zweiter Hochzeit.

Schaub gehörte dem nationalsozialistischen Reichstag in der dritten und vierten Wahlperiode an.

Am 23. April 1945, nachdem Hitler endgültig klar geworden war, dass der Krieg verloren war, verbrannte Schaub auf Befehl Hitlers alle persönlichen Unterlagen Hitlers aus der Reichskanzlei und dem Führerbunker im Garten der Reichskanzlei. Danach entließ Hitler Schaub aus seiner Umgebung im Führerbunker in Berlin und schickte ihn nach Süddeutschland, damit dieser sämtliche weiteren persönlichen Unterlagen Hitlers vernichte. Zu diesem Zweck suchte Schaub Hitlers Privatwohnung am Münchener Prinzregentenplatz sowie den Berghof auf dem Obersalzberg auf und verbrannte alle greifbaren Dokumente aus Hitlers Privattresoren. Anschließend fuhr er nach Zell am See und Mallnitz und sprengte den Führersonderzug.

Nach der deutschen Kapitulation im Mai 1945 wurde Schaub am 8. Mai 1945 in Kitzbühel mit gefälschten Personalpapieren lautend auf "Josef Huber" von amerikanischen Truppen (36th CIC Det.) verhaftet und bis zum 17. Februar 1949 in verschiedenen Internierungslagern festgehalten. Da sowohl amerikanische Militärgerichte als auch deutsche Entnazifizierungsbehörden keine Mitwirkung Schaubs an Verbrechen in der Zeit von 1933 bis 1945 feststellen konnten, wurde er von der Spruchkammer nur als „Mitläufer“ eingestuft.[1] Eine Anklage wegen Kriegsverbrechen kam dementsprechend nicht zustande.

1953 stand Schaub nochmals kurzzeitig mit Hitlers Leibfotograf Heinrich Hoffmann in der Öffentlichkeit. Beide sagten als Zeugen in einem Gerichtsverfahren in München aus. Es ging dabei um persönliche Gegenstände aus dem Besitz von Adolf Hitler, die sich Hitlers Münchner Haushälterin Anni Winter teilweise widerrechtlich angeeignet hatte. Schaub verbrachte seinen Lebensabend als Drogist in München.

Beurteilung durch Zeitgenossen und Forschung

Schaub galt als loyal, verschwiegen und zuverlässig. Er selbst hielt sich für einen unpolitischen Menschen. Seine Mitgliedschaft in der NSDAP sei, so Schaub, zustande gekommen, „wie die Jungfrau zum Kind“ käme.[1] Nicht der Wille zur politischen Aktivität habe ihn zum Parteieintritt veranlasst, sondern diese habe sich einfach aus seiner ständigen Nähe zu seinem Freund Hitler ergeben.

Hans-Otto Meissner, der als Sohn eines Staatssekretärs in der Regierung Hitler Schaub in den 1930er Jahren aus der Nähe erlebte, charakterisierte diesen rückblickend als einen umgänglichen und integeren, wenn auch geistig eher bescheiden ausgestatteten Menschen: „Wie er so anständig, so menschlich und hilfsbereit bleiben konnte, wo er doch als Planet um den Diktator kreiste, ist mir unverständlich. Aber der Schaub war wirklich so.“[1]

Bei Hitlers „Paladinen“ erfreute Schaub sich aus pragmatischen Gründen großer Beliebtheit: Als der Mann, der sich ständig in Hitlers Nähe aufhielt, hielt man ihn für besonders geeignet, um an nützliche Informationen über Hitlers momentane Laune, geistige und physische Verfassung zu gelangen. Diese versuchten die Naziführer dann für ihre eigenen Zwecke zu nutzen.[2]

Literatur

Commons: Julius Schaub – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Hans-Otto Meissner: Junge Jahre im Reichspräsidentenpalais, S. 310.
  2. Beleg?