Karl Anton Rohan

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Karl Anton Prinz Rohan (* 9. Januar 1898 in Loosdorf; † 17. März 1975 in Salzburg) war ein österreichischer politischer Schriftsteller.

Karl Anton Rohan stammte aus dem gleichnamigen Adelsgeschlecht und war Gutsbesitzer in Schloss Albrechtsberg bei Loosdorf in Niederösterreich. Von 1916 bis 1918 leistete er Kriegsdienst. Im Jahr 1924 gründete er den Verband für kulturelle Zusammenarbeit („Kulturbund“). Von 1925 bis 1936 gab Karl Anton Rohan die Europäische Revue heraus. Er vertrat ein elitär-konservativ geprägtes Konzept des „Abendlandes“, das er der christdemokratischen Idee eines Paneuropa entgegenstellte. An den internationalen Tagungen seines Kulturbundes nahmen u.a. Hugo von Hofmannsthal, Paul Valery, Max Beckmann und Carl Schmitt teil.

Karl Anton Rohan und Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi galten als persönlich verfeindet; Rohan hielt die Paneuropa-Idee für konstruiert, traditionsfeindlich und rationalistisch. Zu den Förderern seines Kulturbundes gehörte Josef Redlich; aber auch Ignaz Seipel fühlte sich Rohans Abendland-Ideologie verbunden.[1]

Während der 1930er-Jahre trat er ähnlich wie Alois Hudal für eine Annäherung zwischen Christentum und Nationalsozialismus ein. Nach dem Anschluss Österreichs 1938 an das Deutsche Reich beteiligte sich Rohan mit einem Beitrag am Bekenntnisbuch österreichischer Dichter (herausgegeben vom Bund deutscher Schriftsteller Österreichs),[2] das den Anschluss begeistert begrüßte. Seit dem 1. Mai 1938 war er Mitglied der NSDAP (Nr. 6.234.513)[3]. Da er jedoch nicht bereit war, seine Idee eines unabhängigen Österreich und eines vereinten Europa auf katholisch-aristokratischer Grundlage aufzugeben, geriet er im „Dritten Reich“ rasch ins politische Abseits.[4]

Im Zweiten Weltkrieg war Rohan im Nachrichtendienst tätig. Nach 1945 arbeitete er bei den Zeitschriften Die Aula und Neue Ordnung.

In der Deutschen Demokratischen Republik wurden seine Schriften Moskau (Untertitel: „Ein Skizzenbuch aus Sowjetrussland“; G. Braun Buchverlag, Karlsruhe 1927) und Schicksalsstunde Europas (Untertitel: „Erkenntnisse und Bekenntnisse, Wirklichkeiten und Möglichkeiten“; Leykam, Graz 1937) auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.[5]

Veröffentlichungen

  • Heimat Europa. Erinnerungen und Erfahrungen, Düsseldorf 1954.
  • Schicksalsstunde Europas, Graz 1937.
  • Umbruch der Zeit 1923-1930, Berlin 1930.

Einzelnachweise

  1. Anita Ziegerhofer-Prettenthaler: Botschafter Europas. Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi und die Paneuropa-Bewegung in den zwanziger und dreißiger Jahren. Böhlau Verlag, Wien 2004, ISBN 3-205-77217-2 S. 172.
  2. Bund Deutscher Schriftsteller Österreichs (Hg.), Bekenntnisbuch Österreichischer Dichter, Krystall Verlag, Wien 1938
  3. Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 493.
  4. Guido Müller: Europäische Gesellschaftsbeziehungen nach dem Ersten Weltkrieg. Das Deutsch-Französische Studienkomitee und der Europäische Kulturbund. Oldenbourg Verlag, München 2005 ISBN 3-486-57736-0 S. 455
  5. http://www.polunbi.de/bibliothek/1953-nslit-q.html