Karl Pütz

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Bekanntmachung des Lubliner Kommandeurs der Sicherheitspolizei und des SD Pütz über die Hinrichtung von 60 polnischen Geiseln vom 4. Juli 1944

Karl Pütz (* 7. Februar 1911 in Aachen; † 6. Mai 1945 in St. Märgen) war ein deutscher Jurist, Polizist und SS-Führer zur Zeit des Nationalsozialismus. Pütz trug die Verantwortung für zahlreiche Massenmorde an Juden.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Abitur in Aachen im Jahre 1929 studierte Karl Pütz Rechtswissenschaften in Freiburg und Köln und promovierte zum Dr. jur. In Freiburg wurde er Mitglied der KDStV Hercynia Freiburg im CV[1]. Er arbeitete zunächst in Aachen als Gerichtsreferendar. Seit 1929 betätigte er sich in der volksdeutschen Bewegung der ostbelgischen Kantone Eupen-Malmedy. Zwischen 1934 und 1936 bildete er dort NS-Jugendgruppen.

1933 trat er der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 2.094.496). In der SS war er Mitglied 353.220 und erreichte dort 1944 den Rang eines SS-Obersturmbannführers (lt. Dienstaltersliste zum 1. Oktober 1944, Berlin 1944).

Karl Pütz wurde Mitarbeiter der Staatspolizeistelle Aachen; November 1937 leitete er die Abteilung II, am 31. August 1938 wurde er, inzwischen Regierungsassessor, mit der ständigen Vertretung des Leiters beauftragt.

Pütz wurde persönlicher Referent von Hans Nockemann, der ab 1933 Gestapo-Chef in Aachen und danach in Koblenz war.

Im Zweiten Weltkrieg war er zunächst ab 1941 Stadtkommandant in Sdolbuniw. Von dort wechselte er in den Generalbezirk Wolhynien-Podolien, wo er den Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD (KdS) SS-Sturmbannführer Hermann Ling ablöste und dieses Amt von Februar 1942 bis Oktober 1943 in Rowno innehatte. Auf diesem Posten ließ Karl Pütz 5.000 Juden im Juni 1942 erschießen. Zeuge des Verbrechens war der deutsche Ingenieur Fritz Gräbe, der diese Beobachtung nach dem Krieg in den Nürnberger Prozessen bezeugte. Am 12. und 13. Oktober 1942 befahl Pütz in Misocz bei Rowno den Mord an 1.700 Juden. Im Rahmen der Aktion Reinhardt leitete er 1943 während der Aktion Erntefest Massenerschießungen im KZ Majdanek. Von Oktober 1943 bis Juli 1944 war er in Lublin, ab August 1944 in Posen eingesetzt.

Nachdem Himmler als Oberbefehlshaber Südwest im Dezember 1944 den „Inspekteur und Befehlshaber Südwest der Sicherheitspolizei und des SD“, Erich Isselhorst, wegen der Flucht aus Straßburg seines Amtes enthoben hatte, wurde Pütz sein Nachfolger mit Sitz in Baden-Baden.[2]

Bei Kriegsende beging er bei St. Märgen im Schwarzwald Suizid.[3]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Douglas K. Hunecke: The Moses of Rowno. The stiring story of Fritz Graebe, a german christian who risked his life to lead hundres of jews to safety during the holocaust. New York 1985
  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Fischer, Frankfurt am Main 2007. ISBN 978-3-596-16048-8. (Aktualisierte 2. Auflage)
  • Manfred Kutsch: US-Autor auf den Spuren eines Kriegsverbrechers aus Aachen, in: Aachener Volkszeitung vom 4. August 1993
  • Dieter Pohl: Von der "Judenpolitik" zum Judenmord. Der Distrikt des Generalgouvernements 1939-1944. Lang, Frankfurt 1993
  • Gerald Reitlinger: Die Endlösung. Hitlers Versuch der Ausrottung der Juden Europas 1939-1945. 7. Aufl., Berlin 1992
  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. 2. Auflage. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-16048-8.

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hauptstaatsarchiv Düsseldorf: Regierung Aachen 20126
  • Hauptstaatsarchiv Düsseldorf: RW 35-10 Staatspolizeistelle Aachen
  • Bundesarchiv Ludwigsburg (ehemals "Zentrale Stelle der Landesjustizbehörden"), Ermittlungsakte Karl Pütz
  • Bruno Kartheuser: Subversion nazie et action secrete. L'encadrement nazi et allemand des cantons de l'est de la Belgique. in: Annexion et nazification en Europe. Actes du colloque de Metz, 7. – 8. Novembre 2003, Université de Metz Colloque de Metz
  • Frank Flechtmann: "Wenn die Gauleitung ihre Teppiche in den Bunker tragen läßt, kommen Flieger" – SD-Berichte in ein Idyll [Zum Kriegsende 1944/45 in Straßburg und Allerheiligen; "Gau Baden/Elsaß"], in: Die Ortenau, Veröffentlichungen des Historischen Vereins für Mittelbaden, 75. Jahresband, Offenburg 1995, S. 477–514 (hier: 486, 511)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. ACADEMIA - Zeitschrift des Cartellverbandes der Katholischen Deutschen Studentenverbindungen, Heft 1 - 2020, S. 50.
  2. Frank Flechtmann: „Wenn die Gauleitung ihre Teppiche in den Bunker tragen läßt, kommen Flieger“ – SD-Berichte in ein Idyll. In: Die Ortenau. Veröffentlichungen des Historischen Vereins für Mittelbaden. 75. Jahresband. Offenburg 1995, S. 485 f.
  3. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, ISBN 978-3-596-16048-8, S. 618.