Kernkraftwerk Niederaichbach

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Kernkraftwerk Niederaichbach
Lage
Kernkraftwerk Niederaichbach (Bayern)
Kernkraftwerk Niederaichbach (Bayern)
Koordinaten 48° 36′ 17″ N, 12° 18′ 14″ OKoordinaten: 48° 36′ 17″ N, 12° 18′ 14″ O
Land Deutschland
Daten
Eigentümer Kernforschungszentrum Karlsruhe GmbH
Betreiber Kernkraftwerk Niederaichbach GmbH[1]
Projektbeginn 1966
Kommerzieller Betrieb 1. Jan. 1973
Stilllegung 21. Juli 1974

Stillgelegte Reaktoren (Brutto)

1  (106 MW)
Eingespeiste Energie seit Inbetriebnahme 15 GWh
Stand 11. Aug. 2007
Die Datenquelle der jeweiligen Einträge findet sich in der Dokumentation.
f1

Das Kernkraftwerk Niederaichbach (KKN, nicht zu verwechseln mit dem ebenso abgekürzten, nicht realisierten Kernkraftwerk Niederamt in der Schweiz) war ein Druckröhrenreaktor und lag auf dem Gebiet der Gemeinde Niederaichbach in der Nähe von Landshut (Niederbayern). Das Kraftwerk war von 1973 bis 1974 in Betrieb.

Technische Daten und Betrieb

Die elektrische Bruttoleistung des Kernkraftwerks betrug 106 MW, die elektrische Nettoleistung lag bei 100 MW.

Der als Versuchskraftwerk geplante Druckröhrenreaktor sollte den Betrieb mit nicht angereichertem Uran (Natururan) ermöglichen. Er war mit Kohlendioxid (CO2) gekühlt und mit schwerem Wasser (D2O) moderiert.[2]

Mit dem Bau des Kernkraftwerks wurde 1966 begonnen. Obwohl schon ein Jahr später absehbar war, dass das Konzept des Schwerwasserreaktors gegenüber dem Leichtwasserreaktor relevante Nachteile aufwies, wurde der Reaktor dennoch fertiggestellt. Die Baukosten lagen bei 230 Millionen DM.

Eineinhalb Jahre nach der Inbetriebnahme musste der Reaktor bereits 1974 aufgrund technischer Probleme mit den Dampferzeugern wieder vom Netz genommen werden. Die in dieser Zeit bereitgestellte Energie entsprach nur rund 18 Tagen Volllast. Nach Abschaltung des Reaktors Niederaichbach wurde die Linie der Schwerwasserreaktoren in Deutschland nicht mehr fortgeführt.[2][3]

Demontage des Reaktors

Der Reaktor wurde zunächst in den sicheren Einschluss überführt[4], die Brennelemente wurden zur Wiederaufarbeitung zur CEA (Cadarache, Frankreich) abtransportiert.[5]

1987 bis 1995 erfolgten die Demontage und Beseitigung; dies war der europaweit erste vollständige Rückbau eines Kernkraftwerks bis hin zur „grünen Wiese“. Er kostete 280 Millionen Mark (entspricht heute 235 Mio. Euro). Die aktivierten Stahlteile der Anlage wurden zunächst zum Kernforschungszentrum Karlsruhe und im Februar 2011 in das Zwischenlager Nord bei Lubmin überführt.[6] Abfälle wurden ab Januar 1995 im Endlager ERAM (Morsleben) eingelagert[7].

Das Gelände ist aktuell Teil des Standortes des Kernkraftwerks Isar, welches später errichtet wurde. An der Stelle des ehemaligen KKWs ist eine Gedenktafel montiert.

Daten des Reaktorblocks

Das Kernkraftwerk Niederaichbach hatte einen Kraftwerksblock:

Reaktorblock[1] Reaktortyp Netto-
leistung
Brutto-
leistung
Baubeginn Netzsyn-
chronisation
Kommer-
zieller Betrieb
Abschal-
tung
Niederaichbach (KKN) Druckröhrenreaktor 100 MW 106 MW 01.06.1966 01.01.1973 01.01.1973 21.07.1974

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b IAEO PRIS Niederaichbach (KKN) abgerufen am 4. Januar 2013
  2. a b Joachim Radkau & Lothar Hahn: Aufstieg und Fall der deutschen Atomwirtschaft. oekom, München 2013. S. 331.
  3. DER SPIEGEL 41/1979: Eventuell Radi vom 8. Oktober 1979
  4. Strahlenschutzkommission: Demontage und Beseitigung des Kernkraftwerkes Niederaichbach vom 18. April 1986
  5. Deutscher Bundestag: Stand der Wiederaufarbeitung deutscher Brennelemente im Ausland und des deutschen Plutonium-Inventares. In: Drucksache 17/8527. Deutscher Bundestag, 31. Januar 2012, abgerufen am 7. Juni 2019.
  6. BR.de: Wie schaltet man ein AKW ab? (Memento vom 29. März 2013 im Internet Archive) vom 6. Juni 2011
  7. Deutscher Bundestag, Drucksache 13/721 vom 09.03.1995: Erfahrungen aus dem Abriß des KKW Niederaichbach (KKN) für die Entsorgung stillgelegter Kernkraftwerke. 9. März 1995, abgerufen am 7. Juni 2019 (deutsch).