Klaus Paier (Graffitikünstler)

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„Liebespaar“ - Hintereingang Cafe Kittel, Aachen, Pontstraße

Klaus Paier (* 8. September 1945 in Essen; † 9. Juli 2009 in Köln) war ein deutscher Graffiti-Künstler. Er wurde unter der Bezeichnung „Aachener Wandmaler“ bekannt.

Leben

Klaus Paier ging nach seiner Schulausbildung zunächst in eine Schlosserlehre. Anschließend besuchte Paier das Ruhr-Kolleg in Essen und machte dort sein Abitur. Seit 1976 studierte er Physik am I. Physikalischen Institut A der RWTH Aachen und machte hier sein Physik-Diplom. Durch sein Studium wurden ihm das Risiko und die Gefährlichkeit der Atomkraft bewusst, und er dokumentierte dies in seinen Bildern. Seit 1978 war Paier nachts unterwegs, um Bilder auf Betonwände in der Aachener Innenstadt, auf dem Gelände der RWTH und an besetzte Häuser zu malen.

Klaus Paier und sein Freund Josef Stöhr, der ihn oft begleitete, benutzten noch keine Spraydosen. Zuerst erstellte der Künstler eine genaue Skizze im DIN-A-4-Format. Dann malte er die Text-Bild-Werke nachts meistens in weitaus größeren Formaten zunächst als Kontur und in der zweiten Nacht wurden diese farbig ausgearbeitet. Paier wählte bewusst Themen und Orte im öffentlichen Raum, die zum Nachdenken anregen sollten. Der Street-Art-Dokumentarist Bernhard van Treeck bezeichnete Klaus Paier als „letzten Helden der politischen Wandmalerei“.[1] Zunächst arbeitete Paier anonym und sagte einmal: „Ich will an die Wand bringen, was mir Lust und Angst macht“.[2] Fast alle seiner Kunstwerke sind durch Vernichtung, Übermalung, Zerfall oder bauliche Veränderungen nicht mehr vorhanden.

Jahrelang ließen die Verantwortlichen der Stadt Aachen seine Wandbilder wegätzen. 1981 malten Paier und Stöhr als Solidarität mit den Hausbesetzern im Johannes-Höver-Haus Aachen die Rückwand der Kapelle kunstfertig aus. 1983 wurde sein „Bunkerbild“ zerstört, das an die Ermordung der 14-Jährigen Jugendlichen, Karl Schwartz und Johann Herren, im September 1944 erinnern sollte, die durch Soldaten der Windhunddivision standrechtlich erschossen wurden. Angeblich sollten sie geplündert haben. Der Aachener Stadtrat beschloss später, die noch existierenden Wandbilder nicht mehr wegzusprühen.

Wolfgang Becker, der damalige Direktor der Neuen Galerie und spätere Direktor des Ludwig-Forums für Internationale Kunst, hat 1984 einige Fotografien von Paier über seine ungefähr 100 Werke angekauft und ausgestellt.[3] In der Ausstellungsbroschüre hieß es: „Sie sind ein Stück Kunst- und Zeitgeschichte der 1980er Jahre. Die Graffiti von Klaus Paier und anderen Streetart-Künstlern, wie beispielsweise dem weltweit bekannten Sprayer von Zürich Harald Naegeli, sind typisch für die jüngere, kritische Generation.“

1989 wurde Paier vom Neuen Aachener Kunstverein der Neue Preis verliehen. Da lebte er bereits in Köln. Hier sorgte er mit seinem Wandbilderzyklus „Südafrika brennt“ für Aufsehen. Er griff darin die blutige Apartheitspolitik auf. In Köln erhielt er Auftragsarbeiten und wurde zu Diskussionen eingeladen. Bekannt wurde er auch durch seine Kunst „Sei ohne Sorge“ auf der Fassade eines Geschäftshauses in der Innenstadt.[4] Das geplante Entfernen eines seiner politischen Wandgemälde in der Elsaßstraße in der Kölner Südstadt auf Veranlassung der Kölner-Anti-Spray-Aktion (KASA) führte zu einer Welle der Empörung.[5] In Köln wurde der Dipl.-Physiker und Wandmaler Dozent an der Volkshochschule. Er entwickelte die Idee zu dem Biogarten Thurner Hof. Dort leitete er mit großen Erfolg viele verschiedene Projekte. Die Stadt Köln verlieh 1990 für die Anlage des Bauerngartens und der Streuobstwiese ihren Umweltpreis.[6]

Klaus Paier starb im Juli 2009 in Köln nach einem längeren Krankenhausaufenthalt an Leukämie.[7]

Auf Initiative des ehemaligen Oberbürgermeisters der Stadt Aachen Kurt Malangré wurde das Graffito „Liebespaar“ von der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Aachen unter Denkmalschutz gestellt. Die Möglichkeiten einer Unterschutzstellung für die verbliebenen Werke Paiers werden noch überprüft.[8][9]

Bildergalerie

Ausstellungen

  • 1984 wurden erstmals Fotos, die Klaus Paier von seinen Wandgemälden machte, in der Neuen Galerie Aachen ausgestellt.
  • Die Einzelausstellung „Sprühansichten - (Aachener Graffiti)“ im Bürgercafé C'est la Via in Aachen-Preuswald würdigte im August/September 2009 das Werk Klaus Paiers.
  • Im Sommer 2010 wurden Fotos seiner Werke im Rahmen der Ausstellung „Fokus 03“ im Ludwig Forum für Internationale Kunst in Aachen gezeigt.
  • Vom 12. August bis 31. Oktober 2011 fand im Café Kittel (Aachen, Pontstraße) die Foto-Ausstellung Mauerbilder des Aachener Wandmalers Klaus Paier statt.
  • Streetart 1978-2012 - Eine Zeitreise Gemeinschaftsausstellung mit den Bildern von Lake13 (1. März bis 31. Mai 2012, Nell-Breuning-Haus - Herzogenrath).[10]

Videodokumentationen

Das KAOS Film- und Video-Team produzierte für den WDR drei Dokumentationen die im KAOS Kunst- und Videoarchiv e.V. Köln erhalten sind.

  • 1984: „Unsere Kunst mag keine Museen“ Häusermalerei - Provokation im Straßenbild
  • 1985: „Das Bunkerbild in der Aachener Saarstraße“
  • 1986: „Für K.“ Der Aachener Wandmaler in der KAOS-Galerie

Bilder-Galerien und Artikel:

Commons: Works by Klaus Paier – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Jürgen Schön: Der «Aachener Wandmaler» ist tot, Aachener Nachrichten, 17. Juli 2009
  2. NRhZ.online - Für K.
  3. Alexander Barth: Das Klaus-Paier-Graffito. Schmierereien als politisches Statement. In: 111 Orte in Aachen und der Euregio, die man gesehen haben muss. Emons-Verlag, Köln 2012, ISBN 978-3-89705-931-3, S. 100-101
  4. NRhZ.online – „Süd-Afrika brennt!“ – an der Kölner Nord-Süd-Fahrt
  5. Torben Strausdat: „Keine Kunst“, philtrat nr. 45 (Januar/Februar 2002)
  6. "Biogarten und Imkerei auf dem Thurner Hof"
  7. koeln-nachrichten.de: Köln Nachrichten: Aachener Künstler Klaus Paier gestorben, 20. Juli 2009, Zugriff am 10. Februar 2012
  8. dpa: "Illegale Graffiti werden zum Denkmal", Aachener Nachrichten, 2. Mai 2011
  9. Monika Krücken: Wer war Klaus Paier? Eine Annäherung an den Aachener Wandmaler. Denkmalpflege im Rheinland Bd. 28 (2011), S. 40-41
  10. Streetart 1978-2012 - eine Zeitreise abgerufen am 14. März 2012