„Kohlekrise“ – Versionsunterschied

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Die '''Kohlekrise''' (umgangssprachlich auch ''„Zechensterben“'') beschreibt den wirtschaftlichen Niedergang des Stein[[kohle]]-[[Bergbau]]s in West- und Mitteleuropa.
Die '''Kohlekrise''' (umgangssprachlich auch ''„Zechensterben“'') beschreibt den wirtschaftlichen Niedergang des Stein[[kohle]]-[[Bergbau]]s in West- und Mitteleuropa.



== Ursachen ==
2 15. Apr. 1989 (Näheres [[Liste_der_Kernreaktoren_in_Deutschland#Kernkraftwerke|hier]]).
Mögliche Ursachen für die Kohlekrise gibt es viele, dazu zählen u.a.:
* die [[Subvention]]en, mit denen der deutsche Staat bis zum Jahr 1957 den Steinkohlebergbau aktiv unterstützt und zur [[Expansion (Wirtschaft)|Expansion]] bewegt hat, um dem durch die wachsende Nachfrage der Nachkriegsindustrie des deutschen [[Wirtschaftswunder]]s drohenden Kohle-Engpass entgegenzuwirken. Das führte möglicherweise zu einer [[Übersättigung]] des Steinkohlemarktes, weil weiter expandiert wurde, als es marktwirtschaftlich nötig war,
* [[Schutzzoll|Schutzzölle]] auf [[Erdöl]], die aus Angst vor hohen Energiepreisen, die das deutsche Wirtschaftswunder hemmen könnten, seitens der deutschen Regierung abgeschafft wurden. Aufgrund der in Folge sinkenden [[Ölpreis]]e etabliert sich Erdöl sowohl in Haushalten als auch in der Schifffahrt und zahlreichen weiteren Industriezweigen als primärer Energielieferant. In direkter Folge sank die Nachfrage nach Steinkohle drastisch, der Kohleanteil im Energiemarkt ging im Vergleich von 1950 zu 1964 von ca. 87 % auf 60 % zurück und sank danach noch weiter,
* deutsche Steinkohle ist teurer als ausländische Steinkohle. Das hat wiederum verschiedene Gründe:
*# Die geologischen Bedingungen zur Förderung der Steinkohle sind nicht (mehr) optimal. Nach Norden hin liegen die Kohleflöze tiefer als im südlichen Ruhrgebiet. Man förderte in Fördertiefen von bis zu 1.000 Meter; dagegen kann in anderen Ländern bisweilen in Oberflächennähe oder [[Steinkohlenbergbau#Tagebau|im Tagebau]] abgebaut werden.
*# deutsche Bergleute erhielten und erhalten deutlich höhere Löhne als Bergleute in anderen Ländern.
*# Durch gesunkene [[Transportkosten]] (größere Schiffe ([[Massengutfrachter]]), bessere Infrastruktur) dominieren die Förderkosten.
* Durch steigenden Anteil der [[Braunkohle]] und der [[Kernenergie|Kernkraft]] an der Energieerzeugung halbierte sich der deutsche Steinkohlenbedarf anfangs der 1960er bis Ende der 1990er Jahre (von 120 Millionen [[Tonne (Einheit)|Tonne]]n auf circa 70 Millionen Tonnen). Ab 1975 gingen folgende große Kernreaktoren in Deutschland in Betrieb: Biblis A 26. Februar 1975, Würgassen 11. November 1975, Neckarwestheim 1 1. Dezember 1976, Biblis B 31. Januar 1977, Brunsbüttel 9. Februar 1977, Isar 1 21. März 1979, Unterweser 6. September 1979, Philippsburg 26. März 1980, Grafenrheinfeld 17. Juni 1982, Krümmel 28. März 1984, Gundremmingen B 19. Juli 1984, Gundremmingen C 18. Jan. 1985, Grohnde 1. Feb. 1985, Phillipsburg 2 18. Apr. 1985, Brokdorf 22. Dez. 1986, Isar 2 9. Apr. 1988, Emsland 20. Juni 1988, Neckarwestheim 2 15. Apr. 1989 (Näheres [[Liste_der_Kernreaktoren_in_Deutschland#Kernkraftwerke|hier]]).


== Verlauf ==
== Verlauf ==

Version vom 24. September 2013, 13:13 Uhr

Die Kohlekrise (umgangssprachlich auch „Zechensterben“) beschreibt den wirtschaftlichen Niedergang des Steinkohle-Bergbaus in West- und Mitteleuropa.


2 15. Apr. 1989 (Näheres hier).

Verlauf

Steinkohle

Als Beginn der Kohlekrise gelten allgemein die Jahre 1957 und 1958, in denen eine Dauerkrise der Montanindustrie begann, die in den kommenden Jahrzehnten zu Schließungen von Zechen, Hochöfen und Stahlwerken führte.

Einen ersten Höhepunkt erreichte die Kohlekrise 1963, als dreizehn Zechen geschlossen wurden und ca. 10.000 Bergleute ihren Arbeitsplatz verloren. Um mit der Krise effektiver umgehen zu können, schlossen sich 1968 die Zechen des Ruhrgebiets zur Ruhrkohle-AG (RAG – heutige RAG Aktiengesellschaft) zusammen. Die finanziellen Verluste der RAG werden von der öffentlichen Hand ausgeglichen, die Gewinne und die Grundstücke verbleiben bei den Zechen.

In den folgenden Jahren kam es zu zahlreichen Streiks und Mahnwachen von Bergleuten, die gegen den Verlust von Arbeitsplätzen protestierten. So kam es 1987 beispielsweise zu einem Streik von ca. 100.000 Bergleuten, die anlässlich der geplanten Schließung zweier Hochöfen des Krupp-Stahlwerks in Duisburg-Rheinhausen ihre Arbeit niederlegten (Besetzung einer Rheinbrücke: „Brücke der Solidarität“, zeitweilige Blockade von Autobahnen). Die Streiks, Menschenketten und Fackelzüge der nächsten Jahre verhinderten jedoch nicht die Schließung weiterer Standorte der Montanindustrie, so dass sich die Zahl der Zechen im Ruhrgebiet bis 1998 auf elf und bis 2007 auf sechs reduzierte. Anfang 2012 sind noch drei Zechen in Betrieb: Bergwerk West wurde Ende 2012 stillgelegt, Auguste Victoria und Prosper-Haniel werden 2015 bzw. 2018 folgen. Im Aachener Revier wurde die letzte Zeche bereits 1997 geschlossen, die letzte Grube im Saarrevier stellte die Förderung zum 30. Juni 2012 ein.

Folgen

Literatur

  • Akademie für Raumforschung und Landesplanung (Hrsg.): Deutscher Planungsatlas. Band 1: Herbert Reiners (Red.): Nordrhein-Westfalen. Lieferung 21: Steinkohle. Kohlenwirtschaft im Ruhrgebiet und im Aachener Steinkohlenrevier, Eigentumsverhältnisse, Zechenbelegschaft und Strukturwandel. Vincentz, Hannover 1979, ISBN 3-507-91432-8.
  • Wilhelm Hermann, Gertrude Hermann: Die alten Zechen an der Ruhr. Vergangenheit und Zukunft einer Schlüsseltechnologie. Mit einem Katalog der „Lebensgeschichten“ von 477 Zechen (= Die Blauen Bücher). 6., erweiterte und aktualisierte Auflage. Langewiesche Köster, Königstein i. Ts. 2008, ISBN 978-3-7845-6994-9.
  • Hans Ulrich Lücke (u. a.): Thesen zur Steinkohlenwirtschaft. Entwicklung und Tendenzen. Kommunalverband Ruhrgebiet, Essen 1983, ISBN 3-9234-9441-6.
  • Meinhard Miegel: Kurswechsel in der Kohlepolitik? Schlußfolgerung aus einer Diskussion. Verlag Bonn Aktuell, Bonn 1986, ISBN 3-8795-9268-3.