Koniecwałd

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Koniecwałd (deutsch Konradswalde, bis 3. Juni 1938 Conradswalde[1]) ist ein Dorf in der Landgemeinde (Gmina) Sztum (Stuhm) im Powiat Sztumski (Stuhmer Kreis) der polnischen Woiwodschaft Pommern.

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorf liegt im ehemaligen Westpreußen, auf den Anhöhen beidseitig des Tals des in den Damerau-See mündenden Konradswalder Bachs, etwa fünf Kilometer nördlich von Stuhm (Sztum), 23 Kilometer westnordwestlich von Christburg (Dzierzgoń) und zehn Kilometer südlich von Marienburg (Malbork).

Das von bebauten Anhöhen umsäumte breite, sumpfige Tal erstreckt sich von Westsüdwesten nach Ostsüdosten und ist am östlichen Ausgang vom Kirchenhügel versperrt, der nach Osten und Norden hin steil, auf den anderen Seiten sanft abfällt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ältere Ortsbezeichnungen sind Conratswald (1402), Conradtswalde (1403), Kunertswalde oder Conradswalde (1528), Conderczwalde (1556), Koniecwald (1659) und Konietzwol (1700).[2] Das Dorf ist nach Conrad benannt, dem ersten Lokator und Schultheißen, dem der Deutschordens-Komtur Heinrich von Wilnowe (im Amt 1276–1298) am 18. Dezember 1284 zu Marienburg eine Handfeste ausgestellt hatte. Die Handfeste, die zu den ältesten erhaltenen Verschreibungen des Ordens für deutsche Dörfer zählt, wurde am 23. Januar 1306 vom Landmeister Konrad Sack erneuert und erweitert und zu polnischer Zeit am 29. Mai 1677 von König Johannes III. und später noch einmal von König August III. bestätigt.[3] Für die Dorfgründung wurden 60 Hufen zu kulmischem Recht zur Verfügung gestellt, von denen zehn Hufen der Dorfschulze und vier der Pfarrer erhielt.

Früher stand auf dem Kirchenhügel eine Pfarrkirche; später war dort nur noch der etwa 35 mal 42 Schritt große rechteckige Friedhof, der von Nordwesten her auf gewundenen Pfaden erreichbar war. Die Kirche wurde 1401 wegen eines Einbruchs erwähnt, bei dem ein Dieb ein silbernes Gefäß entwendet und nach Marienburg mitgenommen hatte.[4] 1647 wird die Kirche als gemauert, aber ganz verwüstet beschrieben; ihre Trümmer wurden 1802 abgetragen und zum Neubau der Kirche in Deutsch Damerau wiederverwendet.[5]

Die zehn Hufen Land, die 1284 dem Schultheißen verliehen worden waren, gehörten später zum Vorwerk Gorrey, aus dem im 19. Jahrhundert das Gut Gorrey hervorging. Nach der preußischen Wiedervereinigung 1772 war dieses Vorwerk dem Domänenamt Stuhm als Erbpachts-Vorwerk zugeordnet worden. Am 3. September 1890 wurde das Gut Gorrey vom fiskalischen Gutsbezirk „Domänenamt Stuhm“ abgetrennt und der Landgemeinde Konradswalde angegliedert.[6] Um 1875 wurde das Gut von dem Landwirt Reinhold Biber bewirtschaftet, der ein Gestüt hielt. Die Familie Biber befand sich noch 1912 im Besitz des Guts.[7]

Im Jahr 1945 gehörte die Landgemeinde Konradswalde zum Landkreis Stuhm im Regierungsbezirk Marienwerder im Reichsgau Danzig-Westpreußen des Deutschen Reichs. Konradswalde war Sitz des Amtsbezirks Konradswalde.

Im Januar 1945 wurde Konradswalde von der Roten Armee besetzt. Nach Beendigung der Kampfhandlungen wurde die Region seitens der sowjetischen Besatzungsmacht zusammen mit ganz Hinterpommern und der südlichen Hälfte Ostpreußens – militärische Sperrgebiete ausgenommen – der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Es wanderten nun Polen zu. Konradswalde wurde unter der polnischen Ortsbezeichnung „Koniecwałd“ verwaltet. Die einheimische Bevölkerung wurde von der polnischen Administration mit wenigen Ausnahmen aus Konradswalde vertrieben.

Demographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1783 königliches Dorf, Amt Stuhm, 34 Feuerstellen (Haushaltungen), in Westpreußen[1]
1818 305 königliches Dorf, Amt Stuhm[8]
1852 501 Dorf[9]
1864 513 Dorf, darunter 131 Evangelische und 377 Katholiken[10]
1885 440 am 1. Dezember, davon 96 Evangelische, 337 Katholiken und sieben sonstige Christen[11]
1910 587 Landgemeinde, am 1. Dezember, darunter 96 Evangelische, 489 Katholiken und zwei Sonstige; 379 Personen mit polnischer Muttersprache[12]
1933 560 [13]
1939 587 [13]

Kirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Protestanten der hier bis 1945 anwesenden Dorfbevölkerung gehörten zur evangelischen Pfarrei Stuhm.[14]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Konradswalde, Dorf, Kreis Stuhm, Regierungsbezirk Marienwerder, Provinz Westpreußen. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Konradswalde (meyersgaz.org).
  • Gorrey, Gut, Kreis Stuhm, Regierungsbezirk Marienwerder, Provinz Westpreußen. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Gorrey (meyersgaz.org).
  • R. Toeppen: Gründungsurkunde des Dorfes Conradswalde (Kreis Stuhm). In: Altpreußische Monatsschrift, NF, Band 36, Königsberg i. Pr. 1899, S. 123–128 (Google Books).
  • Friedrich Wilhelm Ferdinand Schmitt: Geschichte des Stuhmer Kreises. Thorn 1868 (Google Books).
  • Bernhard Schmid: Die Bau- und Kunstdenkmäler Pomesaniens – 3. Kreis Stuhm (= Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Westpreussen, Band 13), Danzig 1909, S. 275 (Google Books).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Zweiter Theil welcher die Topographie von West-Preussen enthält. Anhang (mit neu beginnender Seitenzählung): Volständige Topographie vom West-Preußischen Cammer-Departement, Marienwerder 1789, S. 31 (Google Books).
  2. Friedrich Wilhelm Ferdinand Schmitt: Geschichte des Stuhmer Kreises. Thorn 1868, S. 199–200 (Google Books).
  3. R. Toeppen: Gründungsurkunde des Dorfes Conradswalde (Kreis Stuhm). In: Altpreußische Monatsschrift, NF, Band 36, Königsberg i. Pr. 1899, S. 123–128 (Google Books).
  4. Johannes Voigt: Geschichte Marienburgs, der Stadt und des Haupthauses des deutschen Ritter-Ordens in Preußen. Königsberg 1824, S. 217–218 (Google Books).
  5. Bernhard Schmid: Die Bau- und Kunstdenkmäler Pomesaniens – 3. Kreis Stuhm (= Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Westpreussen, Band 13), Danzig 1909, S. 275 (Google Books).
  6. Amts-Blatt der Königlichen Regierung zu Marienwerder, Nr. 47, vom 19. November, Marienwerder 1890, S. 348, rechte Spalte, Absatz 15 (Google Books).
  7. Paul Niekammer: Güter-Adreßbuch für die Provinz Westpreußen, Ausgabe 1912, S. 194–195 (Google Books, eingeschränkte Vorschau).
  8. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 2: G–Ko, Halle 1821, S. 382, Ziffer 4039 (Google Books).
  9. Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats (Kraatz, Hrsg.). Berlin 1856, S. 100 (Google Books).
  10. Emil Jacobson: Topographisch-statistisches Handbuch für den Regierungsbezirk Marienwerder. Danzig 1868. Ortschaft-Verzeichnis des Regierungsbezirks Marienwerder, S. 198–199, Ziffer 63 (Google Books).
  11. Königliches statistisches Bureau: Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1885. Band II: Provinz Westpreußen, Berlin 1887, S. 68–69, Ziffer 32 (Google Books).
  12. Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon der Regierungsbezirke Allenstein, Danzig, Marienwerder, Posen, Bromberg und Oppeln. Auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und anderer amtlicher Quellen. Berlin 1912, Heft III: Regierungsbezirk Marienwerder, 3. Kreis Deutsch Krone, S. 72–73, Ziffer 32 (Google Books).
  13. a b Michael Rademacher: Kreis Stuhm. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  14. Agathon Harnoch: Chronik und Statistik der evangelischen Kirchen in den Provinzen Ost- und Westpreußen, Neidenburg 1890, S. 519–520 (Google Books).

Koordinaten: 53° 57′ N, 19° 1′ O