Konradsheim (Erftstadt)

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Konradsheim
Stadt Erftstadt
Koordinaten: 50° 49′ N, 6° 46′ OKoordinaten: 50° 48′ 45″ N, 6° 45′ 58″ O
Höhe: ca. 95 m
Einwohner: 366 (1. Mrz. 2023)[1]
Postleitzahl: 50374
Vorwahl: 02235
Karte
Lage von Konradsheim in Erftstadt
Historisches Fachwerkhaus in Konradsheim
Historisches Fachwerkhaus in Konradsheim

Konradsheim ist ein Stadtteil von Erftstadt im Rhein-Erft-Kreis, Nordrhein-Westfalen, der gemeinsam mit dem südlich angrenzenden Lechenich einen Stadtbezirk bildet.[2] Das Zentrum des Ortes bildet die Burg Konradsheim.

Ortsname[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ort ist, wie die übrigen auf „-heim“ endenden Orte, eine fränkische Gründung – die Siedlung eines Mannes, der wahrscheinlich Kunrich hieß.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorgeschichte und römische Zeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hinweise auf eine sehr frühe Besiedlung des Raumes Konradsheim konnten im Jahr 1994 durch ausgewertete Funde der Archäologen bestätigt werden. Die Untersuchung der dort gefundenen Keramikreste ehemaliger Gebrauchsgegenstände ließ auf eine Nutzung durch vorgeschichtliche Kulturen schließen, die der Zeit der Bandkeramiker zugeordnet werden konnten. Bei weiteren Artefakten handelte es sich um Fundstücke, die in die späte La-Tène-Zeit datiert wurden. Einige auf römischen Trümmerstellen in der Feldflur von Konradsheim aufgefundene Keramikreste belegten eine Besiedlung auch in der römischen Zeit.[3]

Mittelalter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Burg Konradsheim

Bei der ersten schriftlichen Erwähnung in einer Handschrift des Benediktinerklosters Köln-Deutz, die um 1155 entstand, wurde der Ort Konradsheim als „Cunresheim“ in der Pfarre Lechenich genannt. In der Handschrift sind die Pfarreien, die jährlich eine Spende oder Almosen dem Kloster St. Heribert in Deutz überbrachten, aufgelistet. Im Fall Lechenich wurden zusätzlich auch die zur Pfarre gehörigen Orte angeführt.[4]

Um 1250 bestand Konradsheim aus mehreren Einzelhöfen, die in einiger Entfernung voneinander lagen. Fünf dieser Höfe waren um 1293 dem Erzbischof von Köln zu Abgaben verpflichtet.[5]

Im 14. Jahrhundert hatten mehrere Adelsfamilien Besitz in Konradsheim, darunter die Familie Schilling von Bornheim zu Buschfeld[6] und die des Ritters Hermann Quad von Buschfeld.[7] An die Familie Quad erinnert noch heute die Straßenbezeichnung „Qualenberg“, eine Fehldeutung der Flurbezeichnung „Quadenberg“.[8] Im 16. und 17. Jahrhundert war die in Köln ansässige, adlige Familie von Konradsheim im Ort Konradsheim und dessen Umgebung begütert.[9] Den Ertrag der Besitzungen verwandten die Erben für die Stiftung des 1736 wiedereröffneten Kölner Priesterseminars in der Nähe des Domes.[10]

Lebensumstände der Neuzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Konradsheimer gehörten zur Bürgerschaft der Stadt Lechenich. Dies war die Bezeichnung für die Einwohner, die außerhalb der Stadtmauern in den zur Stadt gehörenden Dörfern wohnten. Im Jahre 1517 wurden diese Dörfer der Bürgerschaft erstmals zusammen mit der Stadt Lechenich genannt.[11]

Von ihrem Besitz zahlten die Konradsheimer wie alle Orte der Bürgerschaft Grundpacht an den Erzbischof und Kurfürsten.[12] Der Zehnt war an das Stift St. Aposteln in Köln abzuführen,[13] und landesherrliche Steuern[14] wurden von den Ortsvorstehern eingesammelt. Die Ortsvorsteher wurden zu den Versammlungen des Lechenicher Stadtrates geladen, wo sie die Interessen ihres jeweiligen Ortes vertraten.[15]

Bei der Belagerung Lechenichs 1642 wurde Konradsheim beim Abzug der Belagerer in Brand gesteckt.[16] In den Kriegen Ludwigs XIV. von Frankreich waren die Bewohner durch Einquartierung und Kontributionen sehr belastet.[17] Bei der Verzeichnung des Grundbesitzes im Jahre 1660 bestand Konradsheim außer der Burg aus 17 Häusern. Davon waren 13 im Besitz von Bauern, die anderen gehörten Adeligen oder der Kirche.[18] Die Adelshöfe, die von Pächtern (sogenannten „Halfen“) bewirtschaftet wurden, wurden im Laufe der Zeit an Bürgerliche verkauft.

19. und 20. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Burg Konradsheim im 19. Jahrhundert

Nach der Einrichtung neuer Verwaltungsbezirke unter französischer Herrschaft 1798/1800 gehörte Konradsheim zum Kanton Lechenich und zur Mairie Lechenich. 1801 hatte der Ort 79 Einwohner und fünf Kinder unter 12 Jahren. Von den 19 Haushaltsvorständen waren einschließlich des Burghalfen zwölf Landwirte, einer war Hufschmied und sechs verdingten sich als Tagelöhner.[19]

Durch den Bau der Straße NeussKerpen–Lechenich 1854[20] erhielt Konradsheim eine bessere Verbindung zu anderen Orten. Auch durch den Postbusverkehr, seit den 1920er Jahren Kraftpostbusse, von Köln nach Gymnich über Lechenich und zurück, ist Konradsheim an das überörtliche Verkehrsnetz angebunden.

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anzahl Einwohner[21]
Jahr 182818431871188518951900190519101919192519331946
Einwohner 165151164163153168152174160198157194

Die Ortsvorsteher von Konradsheim[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

[22]

von bis Name
1883 1887 Edmund Radmacher
1887 1890 Johann Beck
1890 1896 Edmund Radmacher
1896 1902 Peter Harzheim
1902 1930 Wilhelm Jülich
(1936) Josef Pilgram
1948 Konrad Henn
1948 (1952) Ludwig Oepen
(1957) Hans Päffgen

Heutiges Ortsbild[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Konradsheimer Eiche, etwa 650 Jahre alt

Burg Konradsheim ist seit 1976 im Besitz der Familie Neisse, die 1967 den Burghof erworben hatte. Unmittelbar neben der Burg liegt ein 18-Loch Golfplatz, durch den Konradsheim bei den Golfern überregional bekannt wurde. Südlich der Burg Konradsheim, im Bereich des heutigen Wirtschaftshofes der Burg, steht eine etwa 650 Jahre alte Stieleiche. Dieses Naturdenkmal hatte 1993 einen Umfang von über sieben Metern. Vermutlich gehörte sie zu den Bäumen, die im 14. Jahrhundert einen Hof umstanden. Sie könnte das einzige überlebende Zeugnis für einen nicht mehr existierenden Hof genannt Vogelsang sein.[23]

In Konradsheim haben sich mehrere Gewerbebetriebe niedergelassen, zu denen auch ein dortiger Erdbeerhof gezählt werden kann. In den letzten Jahren sind zwei neue Baugebiete mit insgesamt 40 Häusern entstanden, so dass die Einwohnerzahl inzwischen auf rund 370 Einwohner angewachsen ist.[1]

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Konradsheim hat außer der Burg mehrere unter Denkmalschutz stehende Objekte.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die VRS-Buslinie 920 der Rhein-Erft-Verkehrsgesellschaft verbindet den Ort mit Lechenich, Erftstadt Bahnhof und KerpenHorrem. Zusätzlich verkehren einzelne Fahrten der auf die Schülerbeförderung ausgerichteten Linie 974 und zu bestimmten Zeiten ein Anruf-Sammel-Taxi.

Linie Verlauf
789 AST-Verkehr: Anrufsammeltaxi Erftstadt / Hürth-Hermülheim
920 Erftstadt Bf – Liblar – Lechenich – Konradsheim – Dirmerzheim – Gymnich – Kerpen – Sindorf – Horrem Bf
974 Stadtverkehr Erftstadt

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Bernhard Schreiber: Archäologische Funde des Erftstädter Raumes. Erftstadt 1999
  • Karl und Hanna Stommel: Quellen zur Geschichte der Stadt Erftstadt. Erftstadt 1990–1998
  • Hanna Stommel: Konradsheim Ortsgeschichte. (11.1) in Frank Bartsch, Dieter Hoffsümmer, Hanna Stommel: Denkmäler in Erftstadt. AHAG Lechenich 1998.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Konradsheim – Album mit Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Die Stadt in Zahlen – Bevölkerung: Stadtteile und Einwohnerzahlen (01.03.2023). In: erftstadt.de. Stadt Erftstadt, abgerufen am 31. März 2023.
  2. Hauptsatzung der Stadt Erftstadt vom 17. März 2015 (abgerufen am 10. April 2016)
  3. Bernhard Schreiber: Archäologische Funde und Denkmäler des Erftstädter Raums Seite 144
  4. HAStK Bestand Abtei Deutz RH2 Abschrift des verschollenen Codex
  5. HAStK Best. Auswärtiges 170b, veröffentlicht in K. und H. Stommel: Quellen zur Geschichte der Stadt Erftstadt Band 1 Nr. 178
  6. Bayerische Staatsbibliothek München Cgm 2213 Slg. Redinghoven Bd. 10 Bl. 87
  7. HAStK Bestand Geistliche Abteilung 16 Bl. 54, veröffentlicht in Stommel:Quellen zur Geschichte der Stadt Erftstadt Band 1 Nr. 284
  8. HSTAD Marienforst U Nr. 167
  9. HAEK Bestand Priesterseminar U Nr. 35, U Nr. 39 und U Nr. 42 (alte Signatur), veröffentlicht in Stommel: Quellen zur Geschichte der Stadt Erftstadt Band 3 Nr. 1920 und Nr. 2001
  10. HAEK Bestand Priesterseminar U Nr. 44 (alte Signatur), veröffentlicht in Stommel: Quellen Band 5 Nr. 2869
  11. HAStK Bestand Domstift U Nr. 3/1978, veröffentlicht in Stommel: Quellen Band 3 Nr. 1559
  12. Archiv Schloss Gracht Akte 51
  13. HAStK Bestand Geistliche Abteilung 38b, veröffentlicht in Stommel: Quellen Band 5 Nr. 2964
  14. HSTAD Kurköln 1904
  15. Archiv Schloss Gracht Akte 53 Bürgermeisterrechnungen
  16. Walram/Sarburg: Die heldenhafte Verteidigung von Burg und Stadt Lechenich 1642. Köln 1643
  17. Archiv Schloss Gracht Akte 52 Bürgermeisterrechnungen
  18. HSTAD Kurköln II 1117 Bl. 257-270, veröffentlicht in Stommel: Quellen Band 4 Nr. 2574
  19. Karl Stommel: Die französischen Einwohnerlisten aus Erftstadt. Stadt Erftstadt 1989 S. 278–283
  20. Stadtarchiv Erftstadt Protokollbuch der Gemeinde Lechenich Le Nr. 2010
  21. Horst Matzerath (Hrsg.): Auf dem Weg zur Erftstadt - Politik und Verwaltung im 19. und 20. Jahrhundert, mit Beiträgen von Frank Bartsch, Horst Matzerath, Ralf Othengrafen. Schriften des Geschichtsvereins Erftstadt, Band 2. ISBN 978-3-921300-50-3, erschienen 2015. Seite 156
  22. Horst Matzerath (Hrsg.): Auf dem Weg zur Erftstadt - Politik und Verwaltung im 19. und 20. Jahrhundert, mit Beiträgen von Frank Bartsch, Horst Matzerath, Ralf Othengrafen. Schriften des Geschichtsvereins Erftstadt, Band 2. ISBN 978-3-921300-50-3, erschienen 2015. Seite 177
  23. HAStK HUANA Nr. 2/263