Kursk-Offensive

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Einmarsch in Kursk - Karte

Die Kursk-Offensive im August 2024 umfasst einen strategischen Vorstoß der ukrainischen Streitkräfte in die russische Region Kursk während des Russisch-Ukrainischen Krieges. Diese Offensive markiert mit dem ersten Angriff von Bodentruppen der ukrainischen Armee auf russisches Territorium eine neue Entwicklung im seit 2022 ausgeweiteten Konflikt zwischen Russland und der Ukraine. Die ukrainischen Truppen drangen bis zu 35 Kilometer tief in russisches Territorium ein, unterstützt durch Drohnen und Artillerie.

Das Kampfgebiet

Die Entscheidung zur Kursk-Offensive basiert auf der ukrainischen Strategie, den Konflikt auf russisches Gebiet auszuweiten, um militärische und politische Vorteile zu erlangen. Seit Beginn der russischen Invasion hat die Ukraine ihre Verteidigungs- und Offensivfähigkeiten kontinuierlich ausgebaut, unterstützt durch westliche Militärhilfe. Die Wahl der Region Kursk als Ziel der Offensive zielt darauf ab, Russland zu zwingen, Truppen von anderen Frontabschnitten abzuziehen, was der Ukraine strategische Vorteile verschaffen könnte.

Die Offensive begann mit einem koordinierten Angriff, bei dem ukrainische Truppen mehrere strategische Punkte in der Region Kursk eroberten. Russland reagierte mit der Verlegung zusätzlicher Truppen und der Erklärung der Region zur „Zone für Anti-Terror-Operationen“. Russland setzte unter anderem thermobarische Bomben ein, um die ukrainischen Truppen zurückzudrängen. Beide Seiten berichteten von hohen Verlusten.

Die Offensive hatte erhebliche Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung in der Region Kursk, mit Tausenden von Evakuierten und einer angespannten humanitären Lage. Rund 76.000 Zivilisten seien nach Angaben des russischen Zivilschutzministeriums in andere Regionen Russlands untergebracht worden. Politisch hat die Offensive die Spannungen zwischen Russland und der Ukraine weiter verschärft.[1][2][3][4][5]

Während des ukrainischen Gegenangriffs mit Vormarsch ins Gebiet Kursk nach dem russischen Überfall evakuierte Russland im August 2024 Bauarbeiter aus dem Kernkraftwerk Kursk.[6] Die Internationale Atomenergie-Agentur ermahnte beide Kriegsparteien zur Zurückhaltung, um einen nuklearen Unfall mit potenziell ernsten Strahlungsfolgen zu vermeiden.[7]

Der ehemalige Präsident und stellvertretende Vorsitzende des russischen Sicherheitsrats, Dmitri Medwedew, gab in einer Erklärung bekannt, dass aufgrund des Einfalls „dieser [Krieg] nicht mehr nur eine Operation zur Rückeroberung unserer offiziellen Gebiete und zur Bestrafung der Nazis ist. Es ist möglich und notwendig, in die Gebiete der noch existierenden Ukraine vorzudringen. Nach Odessa, nach Charkiw, nach Dnipropetrowsk, nach Mykolajiw, nach Kiew und darüber hinaus“, und dass „auch die aktuelle Militärkampagne mit einem bedingungslosen Sieg Russlands enden wird“.[8]

In der ersten Erklärung im Namen der Ukraine, die von Präsident Wolodymyr Selenskyjs Berater Mychajlo Podoljak herausgegeben wurde, wurde keine Beteiligung Kiews erwähnt. Am 8. August sagte Podoljak, „das Unmögliche“ sei „möglich geworden, die mythische russische Brutalität und Maßlosigkeit“ hätten sich „nun gegen Russland selbst gewendet“.[9] Am 10. August nahm die Ukraine zum ersten Mal direkt Stellung; in einer Ansprache sagte Wolodymyr Selenskyj, dass die ukrainischen Streitkräfte den Angriff auf russisches Territorium durchführen.[10]

Nachdem der russische Präsident Putin den ukrainischen Vorstoß als „groß angelegte Provokation“ bezeichnet und geäußert hatte, die Ukraine feuere „wahllos [...] auf Zivilgebäude, Wohngebäude und Krankenwagen“, sagte ein Sprecher des US-Außenministeriums, wenn man bedenke, dass „Russland die territoriale Integrität und Souveränität der Ukraine verletzt“ habe, sei die jetzige russische Reaktion „ein bisschen übertrieben“. Er machte zugleich deutlich, dass es nicht ungewöhnlich sei, dass die Ukraine den USA vor einer Aktion ihre genaue Taktik nicht melde.[11]

Die Europäische Union erklärte, die Ukraine habe bei ihrer Verteidigung gegen den russischen Angriffskrieg das Recht, auch das Gebiet des Aggressors zu attackieren.[9]

Der Militärökonom Marcus Keupp erwartet, dass Russland durch die ukrainische Gegenoffensive gezwungen sein könnte, zur Verteidigung der Region Kursk Truppen aus dem Donbass abzuziehen.[12]

Der Osteuropa-Experte Wilfried Jilge sagte, die russische Führung sei von dem ukrainischen Vorstoß „offensichtlich überrascht“ gewesen. Ein Motiv Kiews sei wohl gewesen, zu zeigen, dass die Ukraine noch immer zu solchen „taktischen Momenten“ fähig sei. Ebenso wolle die Ukraine wohl Zeit gewinnen, um die Lage im Osten des Landes zu stabilisieren.[13]

Der frühere australische General Mick Ryan betonte, dass in diesem Krieg die These vom „transparenten Schlachtfeld“ nicht mehr zu halten sei. Dieser Überraschungsangriff beweise, wie weit man davon entfernt sei und dass Ablenkungs- wie Täuschungsmanöver entscheidende Elemente eines modernen Kriegs seien.[13]

Der Dozent für Kriegswissenschaften an der Universität Portsmouth Frank Ledwidge vermutete, dass die Ukraine mit ihrem Einmarsch einer russischen Offensive in der Region Sumy zuvorgekommen und dem russischen Gegner damit „einen Schritt voraus“ sei.[14]

Commons: Kursk-Offensive – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Kursk-Offensive entgleitet Russland: Anwohner richten dringende Videobotschaft an Putin. 10. August 2024, abgerufen am 10. August 2024.
  2. Kursk-Offensive offenbar ausgeweitet: Selenskyj meldet sich erstmals zu Wort – Russland evakuiert Region. 10. August 2024, abgerufen am 10. August 2024.
  3. n-tv NACHRICHTEN: Ukraine verfolgt mit der Kursk-Offensive mehrere Ziele. Abgerufen am 10. August 2024.
  4. Russland-Ukraine-Krieg: Wolodymyr Selenskyj äußert sich erstmals zur Kursk-Offensive. In: Der Spiegel. 10. August 2024, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 10. August 2024]).
  5. Russland evakuiert offenbar Zehntausende Zivilisten. In: tagesschau.de. 10. August 2024, abgerufen am 10. August 2024.
  6. Bauarbeiter werden aus AKW Kursk abgezogen. Zeit online, 9. August 2024. Abruf am 11. August 2024
  7. Grossi warnt vor Kämpfen bei Atomkraftwerk. heute, 10. August 2024. Abruf am 11. August 2024
  8. Ketrin Jochecová, Joshua Posaner, Nette Nöstlinger, Jan Cienski: Russia declares state of emergency in Kursk as Ukraine pushes incursion. In: politico.eu. 8. August 2024, abgerufen am 11. August 2024.
  9. a b Russland „soll spüren, was es getan hat“ www.zdf.de, 9. August 2024
  10. Wolodymyr Selenskyj äußert sich erstmals zur Kursk-Offensive. In: spiegel.de. 10. August 2024, abgerufen am 11. August 2024.
  11. Lea Winkler: USA nach Ukraine-Angriff in Kursk: Russlands Reaktion „ein bisschen übertrieben“ www.merkur.de, 10. August 2024
  12. Christian Mölling, András Rácz: Gehen Russland die Soldaten aus? In: zdf.de. 11. August 2024, abgerufen am 11. August 2024.
  13. a b Wie Sicherheits- und Militärexperten den Angriff der Ukraine in der russischen Region Kursk einschätzen www.deutschlandfunk.de, 10. August 2024
  14. Karsten-Dirk Hinzmann: Notwendiges Opfer: Kursk-Offensive zwingt Putin zur Verlegung von Truppen – wider Willen www.fr.de, 11. August 2024