Lana Bastašić

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Bastašić (2023)

Lana Bastašić (* 27. August 1986 in Zagreb, Jugoslawien)[1] ist eine bosnische Schriftstellerin. Sie wurde mit dem Literaturpreis der Europäischen Union 2020 für Bosnien und Herzegowina ausgezeichnet.[2]

Bastašić bezeichnet sich selbst als Serbin.[3] Geboren in Zagreb, verließ sie Anfang der 1990er Jahre mit ihrer Familie Kroatien. Sie wuchs im bosnischen Banja Luka auf[3] und schloss dort ihr Englisch- und Kommunikationsstudium ab. Die Masterarbeit in Kulturwissenschaften verteidigte sie an der Fakultät für Politikwissenschaften in Belgrad.[4] In Prag erlangte sie ein internationales Zertifikat als Englischlehrerin.

2016 gründete sie zusammen mit dem spanischen Literaturdozenten Borja Bagunyà in Barcelona die Escola Bloom.[5] Gleichenorts gibt sie auch das katalanische Literaturmagazin Carn de Cap heraus.[6] Sie war Gastautorin in Sarajevo (2019) und bei der Santa Maddalena Foundation in der Toskana (2020).[7] Auf Einladung des Literaturhaus Zürich und der Stiftung PWG weilte sie von Februar bis Juni 2021 als Writer in Residence in Zürich.[8] 2023 erhielt sie erneut, im Rahmen des Berliner Künstlerprogramms des DAAD, ein Stipendium als Writer in Residence.[9]

Sie hat das „Three + Three Sisters“-Projekt mitinitiiert, welches das literarische Schaffen von Frauen in der Balkanregion fördert.[10] Sie ist Mitglied des PEN-Zentrums von Bosnien und Herzegowina.[11][12] Lana Bastašić ist Unterzeichnerin der 2017 veröffentlichten Deklaration zur gemeinsamen Sprache der Kroaten, Serben, Bosniaken und Montenegriner. Bastašić lebt in Barcelona, Belgrad und Zagreb – oder in Berlin.[13]

In einem im Oktober 2023 in The Guardian erschienenen Artikel äußerte Bastašić über die Beurteilung des Nahostkonflikts in Deutschland: „Doch schon die Erwähnung des Wortes ‚Palästina‘ in Deutschland birgt die Gefahr, dass man des Antisemitismus bezichtigt wird. Jeder Versuch, einen Kontext zu liefern und Fakten über den historischen Hintergrund des Konflikts zu vermitteln, wird als plumpe Rechtfertigung des Terrors der Hamas angesehen. […] Die Unterdrückung des Widerstands gegen die Tötung von Zivilisten in Gaza erstreckt sich sogar auf jüdische Menschen. […] Die unerschütterliche offizielle Unterstützung Deutschlands für das Vorgehen der israelischen Regierung lässt kaum Raum für Menschlichkeit. […] Die Heuchelei der weißen Heilsbringer, die wir heute in Deutschland erleben, wird auf lange Sicht nur den weißen Deutschen zugute kommen.“[3]

Im Dezember 2023 trennte sie sich von dem deutschen S. Fischer Verlag, weil dieser „sich […] nicht zur anhaltenden Krise in Gaza geäußert habe“ und sich nicht zur, wie sie es nennt, „systematischen Zensur propalästinensischer Stimmen in deutschen Kulturinstitutionen positioniert“ habe.[14][15] Bastašić ist Unterzeichnerinnen des im Januar 2024 veröffentlichten pro-palästinänsischen Boykottaufrufs Strike Germany.[16][14][17]

Im Februar 2024 wurde Lana Bastašic von dem Literaturhaus Niederösterreich in Krems, für einen geplanten Residenzaufenthalt und von dem Literaturfest Salzburg, für eine Lesung, ausgeladen. Grund war jeweils die Positionierung der Autorin im Nahost-Konflikt.[18][19]

Im Oktober 2024 gehörte Bastašic zu den Unterzeichnern eines Aufrufs zum Boykott israelischer Kulturinstitutionen, „die an der überwältigenden Unterdrückung der Palästinenser mitschuldig sind oder diese stillschweigend beobachtet haben“.[20][21]

Bastašić hat zwei Sammlungen von Kurzgeschichten veröffentlicht: Permanent Pigments (SKC, Kragujevac 2010) und Fireworks (Čekić, Belgrad 2013). Sie veröffentlichte ein Buch mit Geschichten für Kinder, Nastja zeichnet die Sonne (Banja Luka 2015, Illustrationen von Sandra Dukić).

2014 gewann sie den ersten Preis für eine unveröffentlichte Gedichtsammlung bei den Poetry Days in Zajecar und veröffentlichte Ein naives Triptychon über Bosnien und das Sterben.

Ihr erster Roman Uhvati zeca wurde 2018 in Belgrad veröffentlicht und 2019 in Sarajevo neu aufgelegt. Er stand auf der Shortlist für den NIN-Preis 2019 und gewann 2020 den Literaturpreis der Europäischen Union für Bosnien-Herzegowina.[22] Der Roman wurde in 12 Sprachen übersetzt. Die deutsche Übersetzung von Rebekka Zeinzinger unter dem Titel Fang den Hasen erschien 2021.[8] Die Autorin beschreibt in dem Roman das Heranwachsen zweier bosnischer Freundinnen während des Bosnienkriegs.[23]

2023 erschien auf Deutsch der Erzählband Der Mann im Mond in der Übersetzung von Rebekka Zeinzinger im S. Fischer-Verlag.[24] Das Original war unter dem Titel Mliječni zubi 2020 bei Booka in Belgrad herausgekommen. In zwölf Erzählungen stellt sie das Schicksal traumatisierter Kinder dar.[25]

Kritiker heben in ihrem Schreiben die Einflüsse von Elena Ferrante, Lewis Carroll und Vladimir Nabokov hervor.[7]

Commons: Lana Bastašić – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Lana Bastašić: Šta znači biti čovjek? In: WDR Cosmo. 4. Mai 2023, abgerufen am 7. April 2024.
  2. Lana Bastašić. In: EU Prize for Literature. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Juni 2020; abgerufen am 10. Februar 2021.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.euprizeliterature.eu
  3. a b c Lana Bastašić: I grew up in Bosnia, amid fear and hatred of Muslims. Now I see Germany’s mistakes over Gaza. In: The Guardian. 23. Oktober 2023, ISSN 0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 7. April 2024]).
  4. biografija. In: Lana Bastašić. 12. November 2019, abgerufen am 7. April 2024 (bs-BA).
  5. LANA BASTASIC. In: Escola Bloom. Abgerufen am 7. April 2024 (katalanisch).
  6. Elit: Lana Bastašić. Abgerufen am 7. April 2024.
  7. a b Lana Bastašić. In: Santa Maddalena Foundation. 4. September 2020, abgerufen am 10. Februar 2021 (amerikanisches Englisch).
  8. a b Writers in Residence: Lana Bastašić. Abgerufen am 10. Februar 2021.
  9. Lecture and Discussion – with Lana Bastašić. Südosteuropa-Gesellschaft, 2023, abgerufen am 7. April 2024.
  10. Nora Zukker: Porträt Lana Bastašić – Sie will mehr als «chick lit» machen. In: Berner Zeitung. 26. Februar 2021, abgerufen am 7. April 2024.
  11. Lana Bastašić. In: Penbih.ba. PEN Bosnien-Herzegowina, abgerufen am 7. April 2024 (bs-BA).
  12. Rasha Kayat: Award fellows:Lana Bastašić. In: Berliner Künstlerprogramm des DAAD. Abgerufen am 7. April 2024 (englisch).
  13. PROTEST GEGEN DEUTSCHE ZENSUR. Kommentar von Claudius Seidl in der FAZ vom 16. Januar 2024
  14. a b Philip Oltermann: Novelist breaks with German publisher amid call for wider cultural boycott over Gaza | Germany. In: theguardian.com. 15. Januar 2024, abgerufen am 5. Februar 2024 (englisch).
  15. WDR: Schriftstellerin Lana Bastašić kündigt Vertrag mit S. Fischer-Verlag In: WDR, 16. Januar 2024.
  16. Künstlerboykott gegen deutsche Kulturinstitutionen eskaliert – wegen Deutschlands Nahostpolitik. In: T-online. 18. Januar 2024, abgerufen am 7. April 2024.
  17. Larissa Kunert: Schriftstellerin Lana Bastašić: Die Aufkündigerin. In: Neues Deutschland. 21. Januar 2024, abgerufen am 7. April 2024.
  18. Bert Eder: Literaturinstitutionen laden Bastašic aus. In: Der Standard. 7. Februar 2024, abgerufen am 7. April 2024 (österreichisches Deutsch).
  19. Bella Caledonia: You Are Not Literature. In: Medium. 19. Februar 2024, abgerufen am 7. April 2024 (englisch).
  20. Alexandra Alter: Authors Call for a Boycott of Israeli Cultural Institutions. In: nytimes.com. The New York Times Company, 31. Oktober 2024, abgerufen am 1. November 2024 (englisch).
  21. Dan Sheehan: Hundreds of Authors Pledge to Boycott Israeli Cultural Institutions. In: Literary Hub. 28. Oktober 2024, abgerufen am 1. November 2024 (amerikanisches Englisch).
  22. Overview of Winners (Memento des Originals vom 26. Februar 2021 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.euprizeliterature.eu, auf euprizeliterature.eu, abgerufen am 16. Februar 2021
  23. Karl-Markus Gauss: Lana Bastašić evoziert schön-schaurige Welten, in denen Kinder unbehütet aufwachsen. In: Neue Zürcher Zeitung. 25. April 2023, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 7. April 2024]).
  24. S. Fischer Verlage. Abgerufen am 27. April 2023.
  25. deutschlandfunkkultur.de: Lana Bastašić: „Mann im Mond“ – Kinder in einer traumatisierten Gesellschaft. Abgerufen am 7. April 2024.