Langer Eugen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 16. Januar 2015 um 13:19 Uhr durch Leit (Diskussion | Beiträge) (nun als "Quality Image" prämiertes Foto wieder eingesetzt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Vorlage:Infobox Hohes Gebäude

Der Lange Eugen ist ein Hochhaus im Bonner Ortsteil Gronau, das von 1966 bis 1969 errichtet wurde. Seit 2006 beherbergt es Organisationen der Vereinten Nationen. Bis zum Umzug des Deutschen Bundestages nach Berlin 1999 war das Gebäude als „neues Abgeordnetenhochhaus“ der Hauptstandort für die Büros der Mitglieder des Deutschen Bundestages. Nach der abgeschlossenen Sanierung wurde es ab April 2006 von insgesamt elf Organisationen der Vereinten Nationen bezogen und Zentrum des im Juli 2006 eröffneten UN-Campus. Der Lange Eugen steht als Baudenkmal unter Denkmalschutz[1] und ist Teil des Wegs der Demokratie.

Geschichte

Der Bundestag, der seit 1949 im Bundeshaus tagte, hatte zur Unterbringung seiner Abgeordneten 1953 ein 160 Büroräume umfassendes Abgeordnetenhochhaus errichtet, das sich an das Bundeshaus anschloss. Des Weiteren mietete er einige Büroflächen an. Eine gemeinsame Unterbringung weiterer Abgeordneter, für das der Bau eines neuen Bürogebäudes notwendig war, scheiterte an einem 1956 erlassenen Baustopp. Diese, aufgrund des offiziell provisorischen Charakters der Hauptstadt Bonn getroffene Vorgabe wurde erst gelockert, als die Platznot Anfang der 1960er Jahre immer dringlicher erschien. Daher wurden Planungen für den Bau eines neuen Abgeordnetenhochhauses begonnen.

Dazu bot sich die Fläche zwischen dem Bundeshaus und den damaligen Bonner Sportanlagen in der „Gronau“ an, die in den neuen Sportpark Nord verlegt wurden. Dort wurde 1966 nach Plänen des Architekten Egon Eiermann der Bau des 115 Meter hohen Gebäudes begonnen, die Einweihung erfolgte am 19. Februar 1969. Seinen Namen bekam der Lange Eugen als ironisch-augenzwinkernde Anspielung auf die geringe Körpergröße des ehemaligen Bundestagspräsidenten Eugen Gerstenmaier, aufgrund dessen persönlicher Initiative – und auch während seiner Amtszeit – das Gebäude entstand. Die Baukosten betrugen 50 Millionen D-Mark. Ein auf der Rheinseite gelegener und als Fluchtweg dienender Treppenturm wurde nachträglich 1979 angebaut. Mit Fertigstellung des Langen Eugen stand erstmals jedem Abgeordneten des Deutschen Bundestags ein eigenes Büro von 17 Quadratmetern zur Verfügung – für Schreibkräfte waren Großraumbüros vorhanden. Das Restaurant im obersten Stockwerk bietet einen beeindruckenden Blick auf das Siebengebirge, bei gutem Wetter kann man am Horizont den Kölner Dom erkennen.

Verhältnismäßig früh – bereits knapp 30 Jahre nach der Fertigstellung – wurde der Bau am 26. November 1997 unter Denkmalschutz gestellt. Das Verfahren wurde durch die Landesregierung Nordrhein-Westfalens betrieben. Die Denkmalschützer begründeten ihre Entscheidung u. a. damit, dass das Gebäude mit seinem Verzicht auf hierarchische Elemente in der Fassadengestaltung ein „anschauliches Beispiel für das Verständnis demokratischen Bauens in der jungen Bundesrepublik“ sei.[2]

Nachdem der Bundestag im Sommer 1999 umgezogen war, wurde der „Lange Eugen“ zunächst durch das Bundesinstitut für Berufsbildung sowie von verschiedenen nationalen und internationalen Bildungseinrichtungen genutzt. Am 28. Mai 2003 beschloss das Bundeskabinett, das Gebäude den Vereinten Nationen zur dauerhaften Nutzung zu überlassen. Die Kosten für die 2005 abgeschlossene Renovierung wurden auf 54,7 Millionen Euro veranschlagt. Die Sanierung war nur mit wenigen Umbauten verbunden, um den weitestgehenden Erhalt der Architektur Eiermanns zu sichern.

Bis auf das größte Sekretariat, das der Klimarahmenkonvention, wurden alle Bonner UN-Einrichtungen 2006 in das ehemalige Wahrzeichen der Bundeshauptstadt verlegt. Damit der UN-Campus vollendet werden kann, wurden der Südflügel des Bundeshauses und das „Alte Abgeordnetenhochhaus“ von 2009 bis 2013 umgebaut. Nach dem Einzug der Organisationen sind einige Etagen unbesetzt geblieben, die für die weitere Ansiedlung von UN-Institutionen freigehalten sind. Insgesamt bietet der Lange Eugen nach dem Umbau rund 675 Mitarbeitern Platz. Ein Thema, das für Diskussionen in der Bonner Öffentlichkeit sorgte, ist ein Zaun, der den „UN-Campus“ umschließt. Die UN bestanden aus Sicherheitsgründen auf seiner Errichtung. Die damalige Bonner Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann willigte nach langem Widerstand gegen den Zaun ein. Die Übernahme des Gebäudes durch die Vereinten Nationen verursachte die Sperrung der anliegenden Hermann-Ehlers-Straße für den Verkehr. Wenn auch der zweite Teil des UN-Campus fertiggestellt ist, wird der Zaun mitten über die Straße verlaufen. Der Lange Eugen wurde mit dem Einzug der UN-Organisationen exterritoriales Gebiet.

Seit Anfang Mai 2006 leuchten drei große Leuchtembleme auf dem Dach des Langen Eugen und zeigen den neuen Hauptstandort der UN in Bonn. Auf der dem Rhein zugewandten Seite konnte aus technischen Gründen kein UN-Emblem angebracht werden. Durch die UN-Embleme steht der Lange Eugen nun für das internationale Bonn, während er früher mit Bonn als Bundeshauptstadt verbunden wurde, und repräsentiert somit den in Bonn vollzogenen Strukturwandel. Am 11. Juli 2006 weihte UN-Generalsekretär Kofi Annan den UN-Campus im Langen Eugen ein, der seit Sommer 2013 auch das sogenannte alte Abgeordnetenhochhaus umfasst.

Architektur

Die je nach Angaben zwischen 114 und 117 Meter Gebäudehöhe verteilen sich auf 30 Geschosse, ferner bestehen drei Untergeschosse. Zur Zeit der Nutzung durch den Bundestag beherbergten die Obergeschosse 3 bis 17 jeweils 30 Büroräume für 446 Abgeordnete. Die weiteren Geschosse 19 bis 28 beanspruchten die Ausschüsse, die dort in Sitzungssälen, Büro- und Konferenzräumen arbeiteten. Technische Einrichtungen für den Gebäudebetrieb waren bzw. sind in den Geschossen 18 und 30 untergebracht, das 29. und damit das oberste Geschoss bot einem Restaurant Platz.

Das Tragwerk des Hochhauses besteht komplett aus Stahl. Das stellt für (mittel-)europäische Verhältnisse eine große Besonderheit dar, denn hierzulande werden Gebäude üblicherweise aus Beton errichtet. Aus diesem Grunde ist der Lange Eugen auch das höchste Stahlgebäude in Deutschland, obwohl er in der Liste aller Wolkenkratzer in Deutschland nur Platz 44 einnimmt. Seit der Modernisierung sind insgesamt 410 Büroräume vorhanden. Für kleinere Tagungen stehen 36 Besprechungs- und 4 Konferenzräume zur Verfügung. Daneben gibt es eine Bibliothek.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Denkmalliste der Stadt Bonn (Stand: 15. Januar 2021), S. 25, Nummer A 3349
  2. Langer Eugen – In dem ehemaligen Abgeordneten-Hochhaus arbeiten heute Mitarbeiter der Vereinten Nationen, General-Anzeiger, Freizeitguide online

Literatur

  • Andreas Denk, Ingeborg Flagge: Architekturführer Bonn. Dietrich Reimer Verlag, Berlin 1997, ISBN 3-496-01150-5, S. 95.
  • Ursel und Jürgen Zänker: Bauen im Bonner Raum 49–69. Versuch einer Bestandsaufnahme. In: Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.): Kunst und Altertum am Rhein. Führer des Rheinischen Landesmuseums Bonn. Nr. 21. Rheinland-Verlag, Düsseldorf 1969, S. 145–147.
Commons: Langer Eugen – Sammlung von Bildern

Koordinaten: 50° 43′ 6″ N, 7° 7′ 39″ O