Lazarus-Orden

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Das grüne Malteserkreuz - das Symbol des Lazarus-Ordens

Der Lazarus-Orden, offiziell: Militärischer und Hospitalischer Orden des Heiligen Lazarus von Jerusalem, ist eine Ritter-Gemeinschaft, die im Mittelalter gegründet wurde, um das Christentum zu verteidigen. Heute ist der Orden in der weltweiten humanitären Hilfe und traditionsgemäß im Bereich der Alten- und Krankenhilfe engagiert. In dem ökumenischen Orden sind Christen der Ostkirchen (orthodoxe und altorientalische) und der Westkirchen (anglikanische, katholische, evangelische, protestantische) Mitglieder und alle gleichberechtigt. Aufgrund der Geschichte und immer aufrechterhaltenen ökumenischen Ausrichtung ist er einzigartig und umspannt alle christlichen Kirchen des Orients und des Okzidents.

Überblick

Der Lazarus-Orden entwickelte sich im 11. Jahrhundert aus einem St. Lazarus-Hospital, das außerhalb der Stadtmauern von Jerusalem gelegen war und die Kranken, Bedürftigen, Sterbenden, Leprakranken und Reisenden aufnahm und pflegte. Der Orden folgte den Ordensregeln des Augustinus von Hippo. Aus der hospitalischen Tätigkeit des Lazarus-Ordens leitet sich auch der Begriff „Lazarett“ ab. Ein einfaches, getatztes grünes Stoffkreuz auf der Brust des schwarzen Habits beziehungsweise auf der linken Schulter ihres Mantels war – wohl seit dem 12. Jahrhunderts als Raymond du Puy Großmeister der Johanniter und Lazaristen war – Symbol des St. Lazarusordens. Ursprünglich war der Krankenpflegeorden eine rein karitative Vereinigung, militarisierte sich zur Zeit der Kreuzzüge, um in kriegerischen Auseinandersetzungen um Jerusalem handlungsfähig zu bleiben. Im 12. Jahrhundert breitete sich der Orden zunehmend auf die Herkunftsländer der Kreuzfahrer aus. Der Lazarus-Orden zeigt noch heute das grüne Kreuz. 2007 hatte der Orden weltweit ca. 4.500 Mitglieder. Seine Aufgabe ist der persönliche Einsatz für Bedürftige, die Wahrung von Gerechtigkeit gegenüber allen Personen, das Einhalten verbindlicher ethischer Normen und deren Anwendung im alltäglichen Leben. Die militärischen Aspekte manifestieren sich heute durch die traditionell verwurzelte Hierarchie (Strukturen, Uniform mit Gradabzeichen, Verdienstorden). Die gesellschaftliche Anerkennung der „noblen Gesinnung“ eines Menschen findet in der Zeremonie des Ritterschlages ihren Ausdruck.

Geschichte

Wappen des St. Lazarus-Ordens
Lazariterkirche Gfenn in Dübendorf, Schweiz, 13. Jh.

Mittelalterliche Entwicklung des Ordens

Die erste dokumentarische Erwähnung des Lazarus-Ordens findet sich im Jahre 1043 in einer päpstlichen Bulle von Benedikt IX., worin er dem Orden bestimmte Privilegien bewilligte. Aber bereits seit dem 4. Jahrhundert ist ein Hospital in der Nähe des Lazarustors in Jerusalem bekannt, das damals durch armenische Mönche geführt wurde. Im 9. Jahrhundert gab es dann zwei weitere Hospitäler, das Marienhospital und das Hospital des hl. Johannes, aus dem später der Hospitaliter- bzw. Johanniter-Orden hervorging. Diese drei Hospitäler wurden gemeinhin als Hospital von Jerusalem bekannt.

Vor 1098 stand der Orden unter der geistlichen Protektion des griechischen Patriarchen von Jerusalem. Nach dem ersten Kreuzzug kam der Orden unter das Protektorat des römischen Patriarchen von Jerusalem. Bis heute steht der Orden unter dem geistlichen Protektorat des Patriarchen von Antiochia, Gregor III. in Gemeinschaft mit Rom.

Die Aktivitäten des Ordens waren ursprünglich rein hospitalischer Art. Wann genau das Lazarushospital zu einem ritterlichen Orden wurde, ist nicht überliefert. Seine militärischen Funktionen ergaben sich aus dem Umstand, dass die geistlichen Ritterorden ihre an Lepra erkrankten Mitbrüder zum Dienst bei den Brüdern von St. Lazarus überstellten. Überliefert ist, dass bereits in der Schlacht von Montgisard im Jahre 1177 ein Kontingent des Lazarusordens entscheidend zum Sieg über das plündernde Heer Saladins beigetragen hat.

Bereits im 12. Jahrhundert breitete sich der Orden auf die Herkunftsländer der Kreuzfahrer aus. König Ludwig VII. von Frankreich verlieh 1154 dem Orden den königlichen Status und wies ihm das Schloss Boigny in der Nähe von Orléans zu.

Patriarch Robert von Nantes berichtete an den Papst, dass in der Schlacht von La Forbie (18. Oktober 1244) alle anwesenden Lazarusritter getötet worden.[1] Der Orden nahm unter hohen Verlusten von 1248 bis 1250 am sechsten Kreuzzug teil und erhielt von König Ludwig IX. von Frankreich ein Haus in Damiette geschenkt, dass nach der Aufgabe der Stadt im Mai 1250 aber wieder geräumt werden musste.[2] Im Jahr 1252 griff der Orden in der Nähe von Ramla eine arabische Karawane an um eine große Vieherde zu erbeuten, allerdings wurden die Lazarusritter nach einem Gefecht mit Sarazenenkriegern geschlagen. Laut Joinville hatten nur vier Ordensritter den Kampf überlebt.[3]

1253 erteilte Papst Innozenz IV. dem Orden die Erlaubnis auch Großmeister zu ernennen die nicht an Lepra leiden.[4] 1291 beteiligten sich fünfundzwanzig Ordensritter bei der Verteidigung von Akkon, die alle während des Kampfes getötet wurden.[5] Der Orden war danach gezwungen, das Heilige Land zu verlassen, und Boigny wurde der Sitz des Großmagisteriums. Neun Jahre später stellte Urban IV. die Lazariter unter den direkten Schutz des Heiligen Stuhls und bezeichnet den Orden als „ordo militia“ und stellte ihn damit auf eine Stufe mit den großen Ritterorden der Zeit.[6]

14. bis 19. Jahrhundert

Im Laufe des 14. und 15. Jh. entfaltete der Orden neben dem Dienste an den Leprakranken auch wieder seine militärischen Aktivitäten. Während des Hundertjährigen Krieges kämpften Lazariter für den König von Frankreich, während gleichzeitig englische Lazariter loyal an der Seite ihres Königs für England kämpften. Lazariter kämpften auch bei der Einnahme von Orléans zusammen mit der Hl. Johanna von Orléans.

Nach der Bulle Nos igitur vom 28. März 1489 verfügte Innozenz VIII. die Inkorporation des Lazarusordens mit den Kanonikern vom Heiligen Grab und den Hospitalitern. Die Anwendung blieb auf das Deutsche Reich beschränkt, wo alle Besitztümer an die Hospitaliter fielen. Die Inkorporation beschränkte sich allerdings auf das Reich, in Boigny bestand der Orden weiter fort.

Aufgrund der Intervention Kaiser Karls V. restituierte Leo X. den sizilianischen Zweig des Ordens, exakter das Priorat von Capua, welches sich in Folge vom französischen Zweig in Boigny spaltete. Pius IV. ging sogar soweit, mit der Bulle Inter assiduas vom 9. Februar 1562, eine Restauration aller Privilegien nur und ausschließlich für den italienischen Lazarusorden auszustellen.

Der 1572 von Papst Gregor XVI. gegründete Mauritiusorden war der Grund, weshalb dem sizilianischen Zweig nur eine kurze Existenz beschieden war, da er im November gleichen Jahres mit ihm zum „Orden des Heiligen Mauritius und Lazarus“ vereint wurde.

In Frankreich wurde der Ordensgroßmeister, Philibert marquis de Nérestang (1604–1620) auch Großmeister des Ordens unserer lieben Frau vom Berge Karmel. Andere Quellen sprechen von einer Vereinigung der beiden Orden.[7]

Der Almanach Royal der Regierungszeit Ludwigs XVIII. (Frankreich) listet den Lazarus-Orden weiterhin als bestehenden Orden auf und nennt 1824 Ludwigs Nachfolger Karl als Protektor des Ordens.

Die Entwicklung der Folgejahre ist wissenschaftlich umstritten. Jedoch folgen zahlreiche neutrale Historiker der These von Peter Bander van Buren, dass 1830 – nach der Julirevolution und der Abdankung Karls – einige Offiziere den Orden weiter geführt haben.[8] Seit 1841 stand der Orden wieder unter dem Schutz des melktisch-griechisch-katholischen Patriarchen von Jerusalem, zahlreiche Neuaufnahmen sind bis in die 1930er Jahre belegt.[9] Die Rückkehr zu den überlieferten Strukturen des Ordens erfolge 1930. Francisco de Borbón y de La Torre, Herzog von Sevilla, wurde in diesem Jahr zum Generalleutnant des Ordens ernannt und fünf Jahre später zum Großmeister gewählt.[10] Im Jahre 1968 spaltete sich der Orden in die „Obedienz von Malta - MO“ und die „Obedienz von Paris - PO“ und in den Folgejahren in weitere Gruppierungen. Verhandlungen zur Wiedervereinigung scheiterten im Jahr 19 Vertreter beiden Obedienzen verfolgten das Ziel der Zusammenlegung beider Obedienzen weiter. Schließlich wurden diese Bemühungen mit Erfolg gekrönt. Die beiden Großmeister traten 2004 und 2008 zurück und ermöglichten so 2008 in Manchester die Wahl eines gemeinsamen Großmeisters. Vielen vorübergehend zur Orlean-Gruppe gewechselten nationalen Jurisdiktionen kehrten 2008 in den Vereinigten Orden zurück.

Jurisdiktionen im deutschsprachigen Raum

Einzige legitime Jurisdiktion im Geltungsbereich des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland ist nach der Vereinigung am 1. Januar 2012 die Großballei Deutschland.[11] Die Position des Großbailli ist vakant. S.E. Staatssek. a.D. Clemens Stroetmann leitet die Jurisdiktion als Bailli, seit seiner Einsetzung durch den 49. Großmeister im April 2012 in Berlin. Die Großballei ist in sieben Kommenden unterteilt: Schlatt (Karl Anton Walz), Berlin (vakant), Bayern (Rainer Nagel), Hessen-Nassau (Ernst-Josef Finta von Haralyi-Pávai), Rheinland (Richard Wagner), Schleswig (??) und Württemberg (Martin Käser). Darüber hinaus gibt es seit 2008 außerdem die direkt dem Großmeister unterstellte neue Erbkommende Wallendorf unter dem 1. Erbkomtur S.E. Thomas Piontek. Die 1973 errichtete Erbkommende Rheinland, die jahrelang von Generalkonsul Chev. Paul R. Kramerm, zugleich Vorsitzender der Gold-Kraemer-Stiftung geleitet wurde, wurde nach seinem Tod aufgelöst. Chev. Kraaemer hat sich seit 1973 unvergessene Verdienste um den Aufbau des Lazarus-Hilfswerkes, des Lazarus-Auslanddienstes und der Polenhife wie anderer Länder erworben.

Mit Sitz in der Bundesrepublik Deutschland (Hürth/Köln) gibt es seit 1988 das durch das Großmagisterium bestellte international tätige Humanitäre Großpriorat Europa. Unter ihrem Großprior S.E. Klaus-Peter Pokolm hat diese international wirkende Ordensjurisdiktion die vorrangige Aufgabe, internationale humanitäre Hilfe des 1972 gebildeten Lazarus-Hilfswerkes (LHW) abzuwickeln und sozialkaritative Projekte zu entwickeln und nationale Jurisdiktionen beim Aufbau von Hilfsorganisationen zu beraten. Durch großmeisterliches Dekret wurde 1988 aufgrund des Beschlusses des Großmagisteriums das Großpriorat Euroa geschaffen, um die internationale humanitäre Hilfe offiziell eingebunden in den Orden zu leisten (z. B. Polen, Rumänien, Russland, Litauen, Kroatien, Ungarn, Bosnien, Igoschetien, Kosovo aber auch Tsumai-Hilfe in Indonesien auf Nias).

Diese drei Jurisdiktionen bilden eine gemeinsame UNION unter der internationalen Führung des Großmagisteriums. Sie sind die einzigen legitimen ökumenisch ausgerichteten Vertretungen des Ordens, die ihren Sitz in Deutschland haben und unter dem gemeinsamen 49. Großmeister Carlos Gereda de Borbón wirken.

Nach den beiden Weltkriegen begann auch in Österreich der Lazarus-Orden wieder aufzublühen, indem 1968 die Wiedererrichtung eines Großpriorats für Österreich erfolgte und Leopold von Habsburg-Lothringen zum Großprior ernannt wurde. Ziel der damaligen Verantwortlichen war es auch, den Orden kirchlich und staatlich in einer angemessenen Rechtsform zu verankern.

So wurde auf Beschluss der Österreichischen Bischofskonferenz vom 6. bis 8. April 1976 der Lazarus-Orden (Paris Obedienz) per Dekret Seiner Eminenz Franz Kardinal König vom 15. Dezember 1977 (Z. 1202-77) gemäß dem damaligen kanonischen Recht Par. 708 CIC/1917 als Pia Unio errichtet und erlangte damit Rechtspersönlichkeit im kirchlichen Bereich. Auf Grundlage des Konkordates 1933 folgte die Erlangung der Rechtspersönlichkeit für den staatlichen Bereich mit 21. Juli 1980. Das Großpriorat von Österreich tritt seither ausschließlich unter seinem kirchlichen Namen „Ritter des Heiligen Lazarus zu Jerusalem oder kurz Lazarus-Orden“ (Zit. Dekret Kard. König) in Erscheinung. Es untersteht bis heute der österreichischen Bischofskonferenz und ist aufgrund seiner Rechtsform unter der Jurisdiktion des römischen Kirchenrechts ist aber Teil des Vereinigten Ordens unter dem gemeinsamen Großmeister. Im April 2008 wurde Prälat Johann Holzinger Can.Reg. als Ordensprälat des Großpriorates von Österreich installiert - er ist gleichzeitig Propst von Stift St. Florian. Als Ordensprotektor des Großpriorates von Österreich fungierte Otto von Habsburg.

Daneben tritt die „Großballei Österreich“ als zivilrechtlich organisierte Jurisdiktion des Lazarusorden auf. Die Großballei Österreich entstand im Rahmen der internationalen Ordenspaltung von 1973 und war in der Folge die österreichische Repräsentanz der Obedienz Malta. Die Großballei Österreich des Lazarusordens gründete 1973 nach dem deutschen Vorbild von 1972 in Deutschland in Österreich auch ein Lazarus Hilfswerk (LHW).

Heutige Struktur

Leitung

Nach der derzeit gültigen Ordensverfassung liegt die Leitung des Ordens bei einem vom Generalkapitel gewählten Großmeister. Ihm zur Seite steht ein Koadjutor (derzeit Francisco de Borbon von Hardenberg) als Vertreter und der Ordensrat aus verschiedenen Funktionären (Großkanzler als Chef der Verwaltung, Großprior, Großkomtur, Großhospitalier, Großjustitiar etc.).

Offizieller Sitz des Ordens ist das Castello Lanzun in San Ġwann auf der Insel Malta.

Mitglieder

Der Orden hat sowohl weibliche als auch männliche Mitglieder, die, obwohl alle Ränge gleichberechtigt sind, in sechs Kategorien eingeteilt: Mitglied, Offizier, Kommandeur, Ritter, Kommandeurritter, Großkreuzritter. Weibliche Mitglieder werden nicht als Ritter, sondern als Damen bezeichnet. Geistliche Mitglieder sind in die Ränge Assistenzkaplan, Kaplan, Seniorkaplan und Ordensprälat bzw. kirchliches Großkreuz eingeteilt.

Österreichisches Großpriorat

Großpriore des Österreichischen Großpriorats
  • 1968–1999: Leopold Franz von Österreich-Toskana, Erzherzog
  • 1999–2002: Christian Graf von Plettenberg
  • 2002–2004: Markus Salvator von Österreich-Toskana, Erzherzog
  • 2004–2008: Alfred de Spernbour
  • seit 2008: vakant
Statthalter des Österreichischen Großpriorats
  • 1968–1985: Edmund Freiherr von Hammer-Nemesbány
  • 1986–1994: Heinz-Peter Freiherr von Slatin
  • 1994–1995: Franz-Josef Federsel
  • 1995–1999: Christian Graf von Plettenberg
  • 1999–2005: Norbert Macheiner
  • 2005–2006: Mario Schwarz
  • 2006–2009: Christoph Johannes Dietl
  • seit 2009: Robert Richard Rintersbacher
Ordensprälaten des Österreichischen Großpriorats

Ordenskleidung und Insignien

Ein grüngefütterter schwarzer Radmantel mit einem achtspitzigen grünen Kreuz auf der linken Schulter wird von allen Mitgliedern getragen. Nach der Absolvierung einer Pilgerfahrt kann eine goldene Pilgermuschel verliehen werden, die auf das Mantelkreuz geheftet wird. Es kann eine Ordensuniform getragen werden. In manchen Ländern werden dazu verschiedene Arten von Kopfbedeckungen getragen.

Je nach Rang werden verschiedene Insignien getragen, nach dem bei den meisten Orden üblichen Ordensklassenmuster der französischen Ehrenlegion. Daneben bestehen Verdienstauszeichnungen.

Weitere Lazarus-Organisationen

Weitere Organisationen benutzen das grüne achtspitzige Kreuz und stehen in namensähnlicher und ideeller Natur zum historischen Orden, ohne allerdings Teil des Ordens zu sein.

Ritter des Heiligen Lazarus zu Jerusalem, Priorat Deutschland

Prioratswappen

Diese Organisation wurde 2008 von deutsche Mitglieder des Großpriorates Österreich und des Lazarus-Hilfskorps gegründet und ist als gemeinnütziger Verein anerkannt. Ende 2009 wurden die Überprüfungen zur Konstituierung als privater, kirchlicher Verein (CIC 298, 299) abgeschlossen. Das Priorat in Deutschland ist eine Neugründung und sieht sich nicht als Rechtsnachfolger des "alten" Ritterordens.

Militärischer und Hospitalischer Orden des Heiligen Lazarus von Jerusalem (Orleans)

Diese, bereits im Rahmen der neuzeitlichen Entwicklung des Ordens erwähnte, Gruppierung trennte sich 2004 von der Obedienz von Malta. Die Orleans-Gruppe wählte Charles-Philippe d'Orléans, Herzog von Anjou, zu ihrem Großmeister und László Kardinal Paskai zu ihrem spirituellen Schirmherrn. Kurz darauf wurde der Onkel des Herzogs, der Graf von Paris gebeten, die säkulare Schirmherrschaft zu übernehmen. Nach dem unerwarteten Rücktritt des Herzogs als Großmeister im Jahre 2010 wird der Orden verfassungsgemäss vom anglikanischen Bischof Richard Garrard als General-Administrator geführt. Seit 2012 hat der Orden seinen offiziellen Sitz wieder in Jerusalem, womit die säkulare Schirmherrschaft der französischen Königsfamilie nicht mehr nötig und damit erloschen ist. Seit 2011 besteht wieder die Kommende Heiliges Land. 2012 wurde die Kommende Äthiopien gegründet. Im germanophonen Raum existieren z.B. die Großpriorate Norwegen, Dänemark und Schweden sowie die Großmagistralkommende Deutschland (als Delegation) und das Großpriorat Österreich (als Delegation). Im frankophonen Raum existieren z.B. die Großpriorate Frankreich und Schweiz, im anglophonen Raum die Kommanderien Großbritannien und USA. Daneben gibt es viele weitere Jurisdiktionen. Dem Orden gehören hohe kirchliche und weltliche Würdenträger aus Amerika, Afrika, Asien und Europa an.

Militärischer und Hospitalischer Orden des Heiligen Lazarus von Jerusalem (Malta)

Im Frühjahr 2004 entließ der 48. Großmeister, Francisco de Paula de Borbón y Escasany, Herzog von Sevilla, 10 Würdenträger aus dem Orden, unter ihnen den Großprior von Italien. Diese gründeten mit Gleichgesinnten den „Militärischen und Hospitalischen Orden des Heiligen Lazarus von Jerusalem (Malta)“. Großvikar ist Basilio Viola. Als Grand Spiritual Prior and Spiritual Protector wurde Monsignore Ronald Philippe Bär OSB, ehemaliger römisch-katholischer Bischof von Rotterdam und Militärbischof der Niederlande gewählt.

Vereinigte Großpriorate des Hospitalischen Orden des Heiligen Lazarus von Jerusalem (Malta)

Die Vereinigten Großpriorate sind ein Bündnis von Teilen der separierten Lazarus Großprioraten, die ihre internationale karitative Arbeit koordinieren. Diese Gruppierung betrachtet den ursprünglichen Orden als aufgelöst an und erkennt daher keinen der gewählten Großmeister als übernationale Instanz an. Im deutschsprachigen Raum wurden die Delegation Deutschland und ein Großpriorat Österreich gegründet.

Lazarus Union (Union Corps Saint Lazarus International - CSLI)

Die "Lazarus Union" (Union Corps Saint Lazarus International - CSLI) ist eine unabhängige unter der ZVR 023914681 staatlich registrierte und staatlich anerkannte Freiwilligen Hilfsorganisation, die nach den Idealen des Hl. Lazarus ihre Hilfstätigkeit weltweit ausübt. Das CSLI ist seit dem 1. Januar 2012 eine unabhängige Schwester- und Teilorganisation der Vereinigten Großpriorate des Hospitalischen Orden des Heiligen Lazarus von Jerusalem und damit jetzt auch eine von der UNO gelistete NGO. Mit derzeit knapp über 14.000 Mitgliedern (Stand vom 1.Sept.2012) in mehr als 60 Ländern auf allen Kontinenten, stellt diese Organisation derzeit die weltweit größte Lazarus Gruppierung dar. Es besteht der Wunsch und das Bestreben (festgehalten in den Statuten und im Leitbild des CSLI), mit allen Lazarus Organisationen friedlich und respektvoll zusammen zu arbeiten. Wo und wann immer es möglich ist und auch gewünscht wird. Die Grundsätze der Lazarus Union sind: Toleranz, Demut, Nächstenliebe und Barmherzigkeit.

Autonomes Großpriorat von Ruthenien

Unter dem Namen „Autonomous Grand Priory of Ruthenia of the Military & Hospitaller Order of St Lazarus of Jerusalem“ werben Mitglieder für eine unabhängige Jurisdiktion bei Facebook. Großprior ist Prof. Frederick Trowman, Birmingham. Die Organisation hat Mitglieder in Europa und Nordamerika.

Literatur

  • Peter Bander van Duren: Orders of Knighthood and Merit. The Pontifical, Religious and Secularised Catholic-founded Orders and their relationship to the Apostolic See. C. Smythe, Gerrads Cross 1995, ISBN 0-86140-371-1.
  • Guy Coutant de Saisseval: Les Chevaliers et Hospitaliers de Saint Lazare de Jérusalem de 1789 à 1930. Paris 1984.
  • Massimo Ellul: The Green Eight Pointed Cross. Watermelon Books, Valletta 2004.
  • Pierre E. Gautier de Sibert: Histoire de l’ordre Militaire et Hospitalier de Saint-Lazare de Jerusalem. 1772. Slatkine, Genf 1983, ISBN 2-05-100505-2 (Repr. d. Ausg. Paris 1772).
  • Kay Peter Jankrift: Leprose als Streiter Gottes. Institutionalisierung und Organisation des Ordens vom Heiligen Lazarus zu Jerusalem von seinen Anfängen bis zum Jahre 1350. Lit Verlag, Münster 1996, ISBN 3-8258-2589-2.
  • Walter G. Rödel: Werden und Wirken des Lazarus-Ordens. Ein Überblick mit besonderer Berücksichtigung der Ordenshäuser in Deutschland und der Schweiz. Josef Müller GmbH, Schildgen 1974.
  • Ein Tafelgemälde aus dem schwarzen Orden. Als Memento für die Schüler des heiligen Lazarus aus Bethanien. Schreiner, Düsseldorf 1795. Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf
  • Oliver M. Gruber-Lavin: Lazarus 2012 - Ein Kompendium. Norderstedt BoD, 2012, ISBN 978-3-8482-2151-6

Siehe auch

Weblinks

Commons: Lazarus-Orden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Der Brief des Patriarchen wurde von Salimbene von Parma in dessen Chronica transkriptiert. Siehe dazu, G. Scalia: Scrittori d'Italia. Bari 1966.
  2. Matthäus Paris: Chronica Majora, hrsg. von Henry R. Luard in: Rolls Series 57.5, London 1880, S. 196; Jean Richard: La fondation d'une église latine par saint Louis. Damietta., In: Bibliothèque de l'École des Chartes, CXX (1262)
  3. Joinville, III, §8, hrsg. von Ethel Wedgewood (1906)
  4. Registres d'Innocent IV, hrsg. Berger, Nr. 6204
  5. Desmond Seward: The Monks of War. The Military Religious Orders. Penguin Books, London 1995, ISBN 0-14-019501-7.
  6. Kay Peter Jankrift: Leprose als Streiter Gottes.
  7. Die Unterscheidung wird in zwei französisch-königlichen Briefen an den Großmeister deutlich, z.B. vom 29. Mai 1612 und dem 29. Mai 1609, wo vom Großmeisteramt des Kamelordens als auch des Lazarusordens gesprochen wird.
  8. Peter Bander van Duren: Orders of Knighthood and Merit.
  9. Guy Coutant de Saisseval: Les Chevaliers de Saint Lazare de 1789 à 1930.
  10. http://www.st-lazarus.net/international/index.html
  11. Homepage der Großballei Deutschland