Leisingit

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Leisingit
Leisingit aus der Centennial Eureka Mine in Juab County, Utah, Vereinigte Staaten
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1995-011[1]

IMA-Symbol

Lei[2]

Chemische Formel
  • Cu2MgTe6+O6·6H2O[3]
  • (Cu2+,Mg,Zn)2(Mg,Fe)Te6+O6·6H2O[4][5]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Oxide und Hydroxide
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

IV/K.15-018

4.FL.65
33.02.09.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem trigonal
Kristallklasse; Symbol ditrigonal-skalenoedrisch; 32/m[6]
Raumgruppe P31m (Nr. 162)Vorlage:Raumgruppe/162[4]
Gitterparameter a = 5,32 Å; c = 9,72 Å[4]
Formeleinheiten Z = 1[4]
Häufige Kristallflächen {0001}, {0001}, {1010}, {1120}[7]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 3 bis 4
Dichte (g/cm3) berechnet: 3,41[7]
Spaltbarkeit vollkommen nach {001}
Bruch; Tenazität uneben; spröde
Farbe hellgelb bis gelborange
Strichfarbe hellgelb
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Glasglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nω = 1,803[8]
nε = 1,581[8]
Doppelbrechung δ = 0,222[8]
Optischer Charakter einachsig negativ

Leisingit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ mit der idealisierten, chemischen Zusammensetzung Cu2MgTe6+O6·6H2O[3] und damit chemisch gesehen ein wasserhaltiges Kupfer-Magnesium-Tellur-Oxid.

Leisingit kristallisiert im trigonalen Kristallsystem und entwickelt meist hexagonale, tafelige Kristalle mit glasähnlichem Glanz auf den Oberflächen, die einzeln stehen oder in büscheligen und rosettenartigen Aggregaten gruppiert sein können. Die durchsichtigen bis durchscheinenden Kristalle sind von hellgelber bis orangegelber Farbe und auch seine Strichfarbe ist hellgelb.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Entdeckt wurde Leisingit in der „Centennial Eureka Mine“ in den Tintic Mountains (Juab County) im US-Bundesstaat Utah und beschrieben 1996 durch Andrew C. Roberts, Lee A. Groat, Joel D. Grice, Robert A. Gault, Martin C. Jensen, Elizabeth A. Moffatt und John A. R. Stirling, die das Mineral nach Joseph F. Leising (1949–) benannten, um seine Mithilfe bei der Sammlung der Sekundärminerale von den Abraumhalden der „Centennial Eureka Mine“ zu würdigen.

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Da der Leisingit erst 1995 als eigenständiges Mineral anerkannt wurde, ist er in der seit 1977 veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz noch nicht verzeichnet. Einzig im Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser klassischen Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. IV/K.15-18. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort der Abteilung „Sulfite, Selenite und Tellurite“, wo Leisingit zusammen mit Agait, Andychristyit, Backit, Bairdit, Brumadoit, Cesbronit, Cuzticit, Dagenaisit, Eckhardit, Frankhawthorneit, Fuettererit, Jensenit, Khinit, Kuranakhit, Markcooperit, Mcalpineit, Mojaveit, Montanit, Ottoit, Paratimroseit, Raisait, Timroseit, Utahit, Xocolatlit, Xocomecatlit und Yafsoanit die Gruppe der „Tellurate mit [Te6+O6]6−-Gruppen und verwandte Strukturen“ bildet.[9]

Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[10] 9. Auflage der Strunzschen Mineralsystematik ordnet den Leisingit ebenfalls in die Klasse der „Oxide und Hydroxide“, dort allerdings in die Abteilung der „Hydroxide (ohne V oder U)“ ein. Diese ist zudem weiter unterteilt nach der möglichen Anwesenheit von Kristallwasser und der Kristallstruktur, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung und seinem Aufbau in der Unterabteilung der „Hydroxide mit H2O ± (OH); Lagen kantenverknüpfter Oktaeder“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 4.FL.65 bildet.

Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Leisingit dagegen in die Klasse der „Sulfate, Chromate und Molybdate“ und dort in die Abteilung der „Selenate und Tellurate“ ein. Hier ist er einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 33.02.09 innerhalb der Unterabteilung der „Selenate und Tellurate mit A+(B2+)mXO6Zq × x(H2O), x kann gleich 0 sein“ zu finden.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Leisingit kristallisiert trigonal in der Raumgruppe P31m (Raumgruppen-Nr. 162)Vorlage:Raumgruppe/162 mit den Gitterparametern a = 5,32 Å und c = 9,72 Å sowie einer Formeleinheit pro Elementarzelle.[4]

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Leisingit bildet sich als sehr seltenes Sekundärmineral in der Oxidationszone von tellurhaltigen Kupfer-Gold-Silber-Lagerstätten. Begleitminerale sind unter anderem Cesbronit, Jensenit, Hämatit und Quarz.

Außer an seiner Typlokalität „Centennial Eureka Mine“ konnte Leisingit bisher (Stand: 2011) an keinem weiteren Fundort nachgewiesen werden.[8]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Andrew C. Roberts, Lee A. Groat, Joel D. Grice, Robert A. Gault, Martin C. Jensen, Elizabeth A. Moffatt, John A. R. Stirling: Leisingite, Cu(Mg,Cu,Fe,Zn)2Te6+O6·6H2O, a new mineral species from the Centennial Eureka mine, Juab County, Utah. In: Mineralogical Magazine. Band 60, 1996, S. 653–657 (englisch, rruff.info [PDF; 332 kB; abgerufen am 7. Oktober 2019]).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Leisingite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2022. (PDF; 3,5 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2022, abgerufen am 6. September 2022 (englisch).
  4. a b c d Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 246 (englisch).
  5. Sean M. Margison, Joel D. Grice, Lee A. Groat: The crystal structure of Leisingite, (Cu2+,Mg,Zn)2(Mg,Fe)Te6+O6·6H2O. In: The American Mineralogist. Band 35, 1997, S. 759–763 (englisch, rruff.info [PDF; 440 kB; abgerufen am 6. September 2022]).
  6. David Barthelmy: Leisingite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 7. Oktober 2019 (englisch).
  7. a b Leisingite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 67 kB; abgerufen am 7. Oktober 2019]).
  8. a b c d Leisingite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 7. Oktober 2019 (englisch).
  9. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  10. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF 1703 kB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 7. Oktober 2019 (englisch).